Hallo Hörende,
heute mal den Bericht etwas früher weil: Erstens, es ist doch wieder mal was zusammengekommen im ersten Hörmonat und zweitens....am Wochenende haben wir endlich wieder unseren kleinen Hörbatreff (Hörbuchbabbeltreffen) und da gibt’s dann bestimmt genug zum bebabbeln...
Tom Clancy „Operation Rainbow“, gelesen von Hank Ottensen. Ein Hörbuch für „ganze Kerle“, also solche die Chappy gefuttert haben Heißt es doch auf dem Cover: „John Clark, ehemaliger Angehöriger einer Elitetruppe der Marine, wird zum Leiter einer neuen Antiterroreinheit mit dem Namen "Rainbow" ernannt. Diese multinationale Spezialtruppe operiert von England aus und sie hat es mit einem Gegner zu tun, wie ihn die Welt bisher noch nicht erlebt hat. Sollte er Erfolg haben, würde es das Ende für einen Großteil der Menschheit bedeuten...“ na, dann mal ran an die Gewehre. Interessant sind die vermeintlichen Einblicke in solch eine Polizeieinheit, ein wenig Wahrheit wird da schon dran sein. Ansonsten werden nur harte Hunde beschrieben und der Sprecher macht da keine Ausnahme – er spricht hart und ohne großartigen Nuancen – beides (also Geschichte und Sprecher) kommen über besseres Mittelmaß aber nicht hinaus...
Holmar Attila Mück „Die Kunst der Verbindung - Eine Lange Nacht über Brücken“, ein Feature des Deutschlandfunks. Ausgestrahlt wurde diese „Lange Nacht“ des DLF am 27.12, also meinem Geburtstag. So lauschte ich des Nachts und fand das ungemein spannend und anregend das ich mir nachher über eine Newsgroup dieses Feature besorgt habe. Es geht um Brücken über Gewässer aber auch Brücken die wir uns selbst erbaut haben. Manche sind toll und halten lange, manche sind brüchig und zerbrechen schließlich. Ein drei Stunden Feature zum zuhören und nachdenken, ganz großes Kino für und im Kopf will ich meinen...und auch wenn es noch früh im Jahr ist, dieses Feature könnte schon der Ohrenkriecher in der Kategorie Feature gewesen sein...
ARD Radio Tatort 12: „Tod eines Tauchers“, NDR 2008 mit Martin Reinke, Sandra Borgmann u.a. Der zweiten Fall mit Jac Garthmann, Musiker und V-Mann der Polizei. Gute kurzweilige Krimikost...
ARD Radio Tatort 11: „Abriss“, RBB 2008 mit Eva Kryll, Alexander Khuon u.a. Ein neues Ermittlerteam beim ARD Radio Tatort, diesesmal aus Berlin. Eine Mittfünfzigerin aus dem Westen die sich irgendwann zum Marsch durch die Institutionen entschlossen hat und auf der anderen Seite ihr junger schwuler Kollege aus dem Osten – spannend und humorvoll geht es da zu...
Volker Klüpfel / Michael Kobr „Erntedank“, Autorenlesung. Endlich, der zweite Fall zum hören: „Wie ein Schock trifft den Allgäuer Kriminalkommissar Kluftinger der Anblick des toten Mannes in einem Waldstück bei Kempten: Auf der Brust der Leiche liegt, sorgfältig drapiert, eine tote Krähe. Im Lauf der Ermittlungen, bei denen der Kommissar tief in die mystische Vergangenheit des Allgäus eintaucht, stößt er auf weitere rätselhafte Hinweise...“ und zuhause gibt’s einen Wasserrohrbruch und Familie Kluftinger muss vorübergehend zum Erzfeind Dr. Langhammer ziehen – ein Algäukrimi der wieder zum lachen angeregt hat und gleichzeitig aber auch ein vernünftiger Krimi ist. Einzig das die beiden Autoren die Sprechrollen diesesmal vertauscht haben hat meinen Hörgenuß ein klein wenig eingetrübt...
Volker Klüpfel / Michael Kobr „Seegrund“, Autorenlesung. Und weils so schön war dann gleich hinterher den dritten Fall um Kommissar Kluftinger „Statt Kässpatzen essen zu dürfen, muss Kluftinger seinen neuen Fall lösen: Am Alatsee bei Füssen macht er eine schreckliche Entdeckung - am Ufer liegt ein lebloser Taucher in einer riesigen roten Lache...“. Ein großartiger Krimispaß mit wieder „richtig“ verteilten Sprechrollen und einer japanischen Freundin des Sohnemanns von Kluftinger die diesen ganz schön durcheinander bringt...
Christina Calvo „Pension Isabel“, Hörspiel des DeutschlandRadio Berlin 1996 mit Wolfgang Michael, Imogen Kogge u.a. Der Schriftsteller Leonard Schneider ist der vierte Gast, der in der Pension Isabel auf rätselhafte Weise ums Leben kommt. In allen vier Fällen lautet die Diagnose des Arztes Herzversagen. Leonards Bruder Robert will mehr wissen. Er reist in das romantische Woodley und stößt dabei auf mysteriöse Vorgänge, die möglicherweise Hintergrund eines außergewöhnlichen Mordplans sind. Ein gut gemachter Krimi im Stile der „guten alten“ Art Krimihörspiele zu machen – absolut hörenswert...
John von Bradley „Der Kopf in der Schlinge“, Hörspiel RIAS Berlin 1954. Tja, 1954 wurde nicht nur Fußballgeschichte geschrieben sondern wohl auch gute Krimikost. Jedenfalls ist dieses Hörspiel ein sehr geschickt gesponnenes Hörwerk das Beachtung verdient hat: Armstrong Smith ist wegen Mordes an seiner Frau zum Tode verurteilt worden. Für den Staatsanwalt ist der Fall klar. Dessen Frau aber glaubt an die Unschuld von Smith. Mit Hilfe eines guten Freundes, der als Chef der Kriminalpolizei selbst die Untersuchungen gegen Smith geleitet hat, baut sie eine fiktive Indizienkette gegen ihren Mann auf. Und bald kann der sich selbst kaum dieser zwingenden Logik entziehen. Der Staatsanwalt ein Mörder? So schnell steckt der Kopf in der Schlinge...
Mary McCabe „Auf dem Schulweg“, Hörspiel des BR aus dem Jahre 1984 unter anderem mit Martin Semmelrogge. Ein 11-jähriges Mädchen aus der englischen Upper Class, wird mit gebrochenem Genick in einem Park gefunden. Jenny Morrison, eine Freundin von Susan, lenkt den Verdacht auf den alten und armen Junggesellen Willi Karpinski...aber so einfach ist das natürlich nicht. Die Auflösung schließlich ist eine der schrecklicheren Art...
Doris Gercke „Am Hoffnungsberg“, ein Bella Block Radiokrimi des NDR von 1992 natürlich auch mit Hannelore Hoger aber auch ein Reiner Strecker spricht da mit „Da, wo wir wohnen, wird in den Supermärkten Bier und beim Bauen Beton bevorzugt. Die vorherrschenden Gefühle sind Vereinsamung, Fremdheit und Ausweglosigkeit“, diagnostiziert Bella Block das soziale Milieu, in dem sie für ihren Fall tätig wird. Also ein eher typischer Bella Block Krimi, nichts für zwischendurch denn man muss schon zuhören wollen um folgen zu können...
Detlef Michelers „Wer Visonen hat, sollte zum Arzt gehen - Helmut Schmidt ein Porträt“,
ein Gemeinschafts-Feature von NDR/RB/SR/RBB/WDR 2008. Von Sturmflut über Kanzlerschaft und Terrorismus – Helmut Schmidt und der „Deutsche Herbst“ gehören wohl untrennbar zusammen, vielleicht war Schmidt auch einer der (oder auch der) letzte deutsche Staatsmann der diesen Namen verdient hat, ob man ihn nun mag oder auch nicht...
Christoph Prochnow „Mord im Kopf“, Hörspiel DLR Kultur 2008 mit Hansjürgen Hürrig, Nico Holonics u.a. Ein interessanter Ansatz einen Radiokrimi umzusetzen, in der Beschreibung zum Hörwerk heißt es: „Ein Journalist hat einen – bisher unbekannten – »Vorfall« recherchiert, der sich in einer der beiden NVA-Divisionen ereignete, die in den Augusttagen 1968 an der Grenze zur ÈSSR zur »brüderlichen Hilfe« bereitstanden. Dabei soll es sich um einen »verratenen Desertionsversuch« gehandelt haben. Zeitzeugen sind ein ehemaliger Major und ein damaliger Wehrpflichtiger – heute ein erfolgreicher Filmproduzent. Doch bevor der Artikel erscheint, wird der Journalist von einer Untersuchungsrichterin vorgeladen: Der Major soll auf den Filmproduzenten geschossen haben...“ der ganz normale Wahnsinn zu Zeiten einer deutschen demokratischen Republik deren Ungereimtheiten heute viele nicht mehr wahrhaben wollen...
Eine „Lange Nacht: Erobert, besetzt, besiedelt. Eine Lange Nacht zum Palästinakonflikt“, DLF 2007(!). Ja rischdisch gelesen, produziert und ausgestrahlt wurde diese Dreistunden Sendung bereits im Herbst 2007. Mehr als ein Jahr später habe ich mir nun die Zeit genommen das anzuhören, natürlich aus aktuellem Anlass, dem neuerlichen Gaza-Krieg. Im Jahre 2007 wurde die Sendung so angekündigt: „Am frühen Morgen des 5. Juni 1967 griffen israelische Kampfflugzeuge überraschend die Militärflughäfen Ägyptens, Syriens und Jordaniens an. Die Luftwaffen dieser Länder waren in wenigen Stunden nahezu vollkommen zerstört. Israelische Truppen besetzten daraufhin in den folgenden fünf Tagen den Sinai, die Golanhöhen, Ostjerusalem und die Westbank, die Jordanien seinerseits 1948 okkupiert hatte. Dieses Westufer des Jordans sollte laut Teilungsplan der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1947 zum palästinensischen Staat gehören - ein Staat der nie zustande kam und um den bis heute gerungen wird. Den meisten Israelis erschien der Sieg im Sechstagekrieg wie ein Wunder, im Ausland rief er Bewunderung für die Stärke des in seiner Geschichte zuvor so furchtbar geschlagenen Volkes hervor. In den damals eroberten Gebieten wohnen heute hinter Stacheldraht bewacht rund zehn Prozent der jüdisch-israelischen Bevölkerung. Diese Siedlungen gelten nach internationalem Recht als illegal und machen eine friedliche Zweistaatenlösung unmöglich. Die Lage der palästinensischen Bevölkerung wurde von Jahr zu Jahr dramatischer: Aufstand und Terror, Flucht und Bruderkämpfe sind die Folgen. Der Hass in Palästina sitzt tief. Können aus Feinden noch Nachbarn werden, gar Freunde? Die "Lange Nacht" diskutiert die Folgen des Sechstagekrieges für die Zukunft von Israelis und Palästinensern.“ Und heute? Geändert hat sich nichts, es wird weiter Krieg geführt und vielfach gestorben – auf beiden Seiten. Wann wird die Menschheit endlich begreifen das es ohne einen eigenen Palästinenserstaat nie Frieden geben wird...
Dr. Eckart von Hirschhausen „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“, Autorenlesung.
Leben Verheiratete länger oder kommt es ihnen nur so vor? Sind Call-Center der direkte Weg in den Wahnsinn? Und warum sieht man auf alten Fotos immer jünger aus? Mann was habe ich mal wieder gelacht, ein gelungenes Hörwerk teilweise mit philosophischen Ausflügen – siehe die Sache mit den Fotos
Hans Sarkowicz „Der Führer muss beseitigt werden!“, ein Feature das vom hörverlag veröffentlicht wurde. Was ich bisher nicht wußte:Mehr als 40 Attentate auf Hitler wurden zwischen 1933 und 1944 geplant - alle scheiterten, manche kamen gar nicht erst zur Ausführung. Alle aufgedeckten Versuche wurden von den NS-Behörden streng geheim gehalten. Nur zweimal drang die Nachricht eines Attentats an die Öffentlichkeit: am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller und am 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze. Hitler überlebte alle Anschläge, manchmal nur durch merkwürdige Zufälle...was für ein Glück dieser Mistkerl hatte geht auf keine Kuhhaut...
Michael Marek „Stauffenberg - Eine deutsche Biografie“, ein Feature des HR 2008.
Und wenn wir schon bei diesem Thema sind dann richtig: Der 20. Juli 1944 ist zum Symbol für den Widerstand gegen das NS-Regime geworden. Untrennbar verbunden ist damit der Name des Attentäters: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Aus dem hitlertreuen Offizier wird während des Krieges ein überzeugter Regimegegner. Am 20. Juli 1944 zündet Stauffenberg im „Führerhauptquartier“ eine Bombe, um Hitler zu töten. In seinem Feature zeichnet Michael Marek den Ablauf der „Operation Walküre“ anhand von Original-Tondokumenten, Zeitzeugen- und Historikerinterviews nach und schildert den Lebensweg Stauffenbergs...und was mir erst durch dieses Hörwerk aufgegangen ist: Hätte Stauffenberg Erfolg gehabt wären Millionen Menschen nicht gestorben und Hunderte Städte (darunter solche wie Dresden) nicht zerstört worden. Wenn man sich das vor Augen hält erkennt man die ganze Tragweite dieser Tragödie des gescheiterten Attentats...
Eva Hillebrand „Schöne neue E-Health-Welt - Wem nutzt die elektronische Gesundheitskarte?“, Feature des DLR 2008. Ist das dem gemeinen Hörer eigentlich schon bewußt geworden was da geplant ist? 80 Millionen Bürger sollen vernetzt werden und damit besser medizinisch versorgt werden. Naja, ob das dann wirklich besser werden wird/werden könnte ist wohl eine Art Glaubensfrage. Was ich persönlich nicht so dolle finde ist meine Ohnmacht nicht zu wissen wer da wie auf welche meiner Daten direkten Zugriff bekommt – ein kleinwenig Orwell klingt da schon durch. Aber bangemachen gildet nicht,die Herrschaften wissen nämlich noch nicht einmal wie sie 80 Millionen technisch in ein Netzwerk bringen sollen, Gott sei es zumindest bisher gedankt...
Stefanie Meyer „Biss zum Morgengrauen“, gelesen von Ulrike Grote. Eingangs hab ich Hörkost für den „harten Mann“ beschrieben, nun hier habe ich mal das Gegenteil ausprobiert und Gesumsel für die „gut im nehmen Frau“ angehört Meine Tine und das gesamte Weibsvolk aus der Nachbarschaft verfallen zur Zeit dem kollektiven „Biss-“ Wahnsinn da werden teilweise englischsprachige Bücher organisiert weil Frau es nicht mehr aushält bis zum erscheinen des neuen Teils in deutscher Sprache. Sogar das Kino wurde letztens gestürmt – da musste ich mir doch ein Bild darüber machen was frau da so bewegt Natürlich ist es ein unverschämt gut aussehender Vampir der da seine Zähne ausstreckt, natürlich schmachtet die Ich-Erzählerin des Hörwerks vor Verlangen endlich gebissen zu werden – da sage mal jemand Männer hätten eine perverse Phantasie Ja und manche Passagen sind sogar spannend, beispielsweise wenn unterbelichtetes Vampirvolk zur Tat schreiten möchte und dann am gemeinen Biss gehindert wird...insgesamt bestimmt kurzweilige Unterhaltung für (weibliche?) Zeitgenossen die auf das Genre Vampirgeschichte stehen – und mit Ulrike Grote eine Sprecherin die absolut paßt und ihre Sache ebenso überzeugend macht...
Kurt Darsow „Leben aus kosmischem Staub? Biomoleküle im Weltall“, Feature DLR 2008. Ein sehr wissenschaftliches Feature über chemische Bausteine des Lebens, Sternenstaub, Philosophie und darüber wieviele Lichtjahre wir noch brauchen werden um ALF (Außerirdische LebensForm)endlich kennenzulernen...
ARD Radio Tatort 13: "Staatsfeinde", WDR 2008 mit Nadir Taraki, Wilfried Suttner u.a. Zumindest der WDR Radio Tatort ist nun wirklich endgültig „erwachsen“ geworden mit seinem nunmehr dritten Fall. Geiselnahme, Staatsschutz, Demos, G8-Gipfel...eine Fülle von Themen und Inhalten wurden hier verarbeitet und das auf hohem Hör-Spannungs-Niveau...und auch hier gildet: Der Januar-Radiotatort ist zumindest ein erstzunehmender Kandidat für den Hörspiel-Ohrenkriecher...
Thomas Hartwig "Man muss auf alles gefasst sein" - Türkiyemspor und der Rassismus auf dem Fußballplatz, ein Feature des DLF 2008. Türkiyemspor aus Berlin-Kreuzberg – um diese Mannschaft bzw. um diesen Verein geht es hier. Fußball in der Regionalliga und dann auch noch im Osten des Deutschen Landes – da hat ein vermeintlicher Ausländer, auch wenn er einen deutschen Paß besitzt, einiges auszuhalten wenn z.B. in Chemnitz die „Fans“ rufen "Naziland Ostdeutschland" und sich selbst damit meinen. Es geht aber nicht nur um matte Hooligans sondern auch darum, daß es da türkisch-deutsche Mitspieler gibt, in Berlin geboren und zwanzig Jahre alt die weder richtig deutsch noch richtig türkisch sprechen können. Zwischen den Stühlen oder auch zwischen zwei Kulturen zu sitzen ist ein verdammt hartes Schicksaal...
Ein gelungener Start ins Hörjahr will ich meinen, wie wars bei euch fragt mit
hörenden Grüßen
Peka