Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

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Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon steffi » Di 24. Jun 2014, 12:02

JMaria und ich planen in nächster Zeit den Doktor Faustus gemeinsam zu lesen. Weitere Leser sind zu der Leserunde herzlich eingeladen.

Der Startzeitpunkt steht noch nicht fest, von mir aus könnten wir ziemlich bald (sofort) loslegen.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon JMaria » Di 24. Jun 2014, 14:49

hallo steffi,

der Leseeinladung schließe ich mich an und auch mir würde ein früher Termin zusagen.

Da du sofort starten kannst, bin ich dafür noch heute zu beginnen.
wie heißt es so schön in Goethes "Faust I" (Vorspiel) ....


Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan...


und hier gehts zu Wikipedia, falls sich jemand mit dem Stoff vertraut machen möchte:

http://de.wikipedia.org/wiki/Doktor_Faustus
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon steffi » Mi 25. Jun 2014, 11:11

JMaria hat geschrieben:
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan...


:mrgreen:

Gut ! Ich fange heute nachmittag an.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon JMaria » Mi 25. Jun 2014, 14:54

Hallo Steffi,

nach dem 1. Kapitel kann man sagen, daß der Erzähler (noch ist er namenlos) der Person über die er zählen möchte, nämlich Adrian Leverkühn, sehr zugetan ist. Seine Anspielungen auf Leverkühns Genie und seine jedenfalls dämonisch beeinflusste Natur machen die Sache durchaus spannend und rätselhaft.

Diese Freundschaft über lange Zeit und das verwalten des Erbes, wie es im ersten Kapitel angesprochen wurde, hat mich an Max Brod und Franz Kafka erinnert. Da mag nun kein Zusammenhang bestehen, die Sachlage ähnelt jedoch etwas, finde ich.

Auch hofft der Erzähler, der am 23. Mai 1943 die Aufzeichnungen beginnt, daß dieses Buch im Ausland Aufmerksamkeit erregt, und die umdrohte Festung Europas verlasse und denen draußen einen Hauch von den Geheimnissen unserer Einsamkeit zu bringen vermöchte; - ....

Ich bin auf die Figur Leverkühns neugierig geworden.

Die Sprache ich doch vollendet gut, und wie höflich und etwas bieder der Erzähler immer wieder seine Erzählung unterbricht und dann wieder aufnimmt. Herrlich !
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon steffi » Fr 27. Jun 2014, 10:47

JMaria hat geschrieben:.

Auch hofft der Erzähler, der am 23. Mai 1943 die Aufzeichnungen beginnt, daß dieses Buch im Ausland Aufmerksamkeit erregt, und die umdrohte Festung Europas verlasse und denen draußen einen Hauch von den Geheimnissen unserer Einsamkeit zu bringen vermöchte; - ....


Hat nicht auch TM mit dem Schreiben am 23. Mai 1943 begonnen ?

Serenus bedeutet "heiter, klar, ruhig" und selbst beschreibt er sich ja als etwas biederen Humanisten. Natürlich hat es so jemand zu der Zeit in Deutschland schwer, auch wenn man ihn als alter ego von TM ansieht, der ja deshalb ins Exil ging. Trotzdem hat er wohl durch Leverkühn eine Ahnung über das Dämonische erhalten. Über seine Abgrenzung zwischen natürlichem und unnatürlichem Dämonischem (so in etwa) werden wir bestimmt noch lesen.

Ansonsten nimmt er (Zeitblom oder TM) ja schon vorweg, dass die Geschichte nicht gut endet.

Die Sprache empfinde ich mitunter als etwas verschwurbelt - wie es einem Humanisten des 19. Jahrhunderts, der aber vielleicht noch viel weiter in der Vergangenheit lebt, zusteht.

Kaisersaschern/Saale - erinnert an Luther und Goethe.

Hier noch ein link zu einem Personenverzeichnis:
http://literaturlexikon.uni-saarland.de/index.php?id=59
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon JMaria » Sa 28. Jun 2014, 11:51

Der Link ist sehr hilfreich, steffi, danke schön !

Hat nicht auch TM mit dem Schreiben am 23. Mai 1943 begonnen ?



Was du alles weißt!
Ich habe nachgeschaut. Das stimmt!
Die Grundidee des Faustmotivs lag ihm schon länger am Herzen, aber über die Ausführung war er sich nochl nicht sicher. Das Künstlerthema, nämlich des abgesonderten Künstler, von der Gesellschaft ausgegrenzt, wie in Tonio Krüger, Tod in Venedig, Tristan...., war für ihn erledigt.

Seit den politischen Veränderungen stand ihm nach etwas anderem. Er sagte.... Man kann sich nicht gesondert halten.... Kann nicht .... existieren .. als Ästhet, als reiner Künstler, indem man sich um soziale Gewissenssorgen den Teufel etwas kümmert.


1941 las er Goethes Faust, das ihn auch beeinflusst haben mag. Ab dem Zeitpunkt brachte er alles was er las in Zusammenhang mit dem Faust-Stoff , manche Werke waren ihm fern des Themas, wie er es über "Dr. Jeckyls u. Mr. Hyde" schrieb:

Stevenson's Meisterstück "Dr. Jeckyls u. Mr. Hyde", die Gedanken auf den Faust-Stoff gerichtet, der jedoch fern davon ist, Gestalt anzunehmen. Obgleich das Pathologische ins Märchenhafte zu heben, ans Sagenmäßige anzuschließen wäre, geht eine Art von Bangigkeit davon aus, die sonstigen Schwierigkeiten scheinen fast unüberwindlich, und die Vermutung mischt sich ein, daß ich deshalb vor dem Unternehmen zurückschrecke, weil ich es immer als mein letztes betrachtet habe. Tagebücher 21.3.1943

Man erkennt schon, daß er im Sinn hatte den Faustus mit mythischen Parallelen zu bestücken.


Ansonsten nimmt er (Zeitblom oder TM) ja schon vorweg, dass die Geschichte nicht gut endet.



Dadurch ergeben sich so manche Freiheiten, außerdem liefert der Chronist dem Autor einen Abstand zum Thema, was Thomas Mann wichtig erschien.


Die Sprache empfinde ich mitunter als etwas verschwurbelt - wie es einem Humanisten des 19. Jahrhunderts, der aber vielleicht noch viel weiter in der Vergangenheit lebt, zusteht.

Kaisersaschern/Saale - erinnert an Luther und Goethe.



Das ist interessant.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon steffi » So 29. Jun 2014, 12:31

Vorbild (bildlich) für Leverkühns Mutter:

Dürer: Bildnis einer Venezianerin
http://www.youtube.com/watch?v=WkWxqbqUANA

Vorbild (bildlich) für Leverkühns Vater:

Dürer: Philipp Melanchthon
http://www.museum-digital.de/bawue/inde ... &oges=1733

Vorbild (bildlich) für Adrian Leverkühn
Dürer: Selbstbildnuis als Schmerzensmann
http://www.babenberg.de/kunstkarten/1522_01_gross.html
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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon JMaria » So 29. Jun 2014, 15:36

Sehr schöne Links, steffi, danke dir !

Mich hat Jonathan Leverkühn mit seinen wissenschaftlichen (Laien) Studien auch an Hieronymus im Gehäus von Dürer erinnert. Auch die Personen sind detailliert beschrieben, sogar die Hände von Jonathan und Elsbeth Leverkühn werden beschrieben (erinnert an Dürers "Betende Hände")


Dürer: Selbstbildnis als Schmerzensmann, ist ja heftig dargestellt, dieses Bildnis wird mich beim Lesen bestimmt begleiten.

Dürer: Bildnis einer Venezianerin


Kapitel IV
... ich sage doch, daß mir in meinem Leben keine anziehendere Frau vorgekommen ist als Elsbeth Leverkühn... - das Bildnis passt sehr gut.

Dürer, Luther, Humanismus, Reformation, Fauststoff, ... Wir landen immer wieder metaphorisch im 16. Jahrhundert.

Ein humorvolles Augenzwinkern von Thomas Mann erkennt man, wenn man über die Witwe Luder im 4. Kapitel liest ...

.... Frau Luder, einer haubentragenden Witwe, deren ungewöhnlich würdevoller Gesichtsausdruck zu einem Teil wohl der Verwahrung gegen ihren Namen galt,....

... wenn man bedenkt, daß Luthers Eltern sich noch Luder schrieben. Das ist sicher kein Zufall, nicht bei TM.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon steffi » Do 3. Jul 2014, 11:07

Ich finde, es liest sich bisher ganz flüssig.

In Kapitel VI wird das Mittelalter thematisiert. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte TM ja eine Art deutsche Geschichte mit einbringen. Mir gefiel seine Aussage, dass das Volk mittelalterliche Denkweisen in sich hat und die nicht durch Religion sondern durch LIteratur und Humanismus in Grenzen gehalten werden können.

Auch Onkel Nikolaus scheint dem Mittelalter entsprungen zu sein, zwischen all den alten Instrumenten und dem Haus aus dem 16. Jahrhundert.

Ich komme zum VIII Kapitel.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Thomas Mann - Doktor Faustus

Beitragvon JMaria » Do 3. Jul 2014, 17:54

Hallo Steffi,

immer wieder schön zu lesen, die kleinen Fauststoff-Einsprengsel; eine Magd namens Waltpurgis, Jonathan Leverkühn Als Hobby-Wissenschaftler mit Labor, Kaisersaschern mit eigenen, recht harmlosen Zaubersprüchen.

Ich komme zum VI. Kapitel.
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