Vladimir Nabokov: König Dame Bube

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Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Sa 8. Aug 2015, 13:40

Hallo zusammen,

Steffi und ich starten in den nächsten Tagen eine Leserunde mit diesem Buch
http://www.amazon.de/Koenig-Dame-Bube-V ... 3499225522

König Dame Bube
Franz, ein junger Mann aus der Provinz, reist in die Hauptstadt und wird Verkäufer im Warenhaus seines Onkels Dreyer. Bald bahnt sich ein Verhältnis mit dessen Frau Martha an. Um von einer gemeinsamen Zukunft träumen zu können, entwickeln Franz und Martha einen Plan, Dreyer auf möglichst perfekte Weise zu ermorden. Die ironische Durchleuchtung der Charaktere zeigt Vladimir Nabokov bereits als einen frühen Meister delikater Psychologie.


jeder der mitmachen möchte ist herzlich eingeladen.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon steffi » Mo 10. Aug 2015, 17:06

Wann sollen wir beginnen ?
Gruss von Steffi

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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Di 11. Aug 2015, 09:19

Jederzeit, wie es dir am besten reinpasst !
Schöne Grüße, Maria
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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon steffi » Di 18. Aug 2015, 18:54

Ok, wie wärs am kommenden Wochenende ?
Gruss von Steffi

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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Mi 19. Aug 2015, 10:01

Das passt!

Ich habe etwas in seiner Vita gestöbert. In der Biographie von Brian Boyd heißt es über Nabokov:

(...) doch Nabokov war im Grunde immer ein Einzelgänger, und ein Bericht über sein Leben sollte sich auf das Rätsel seiner Persönlichkeit konzentrieren und darauf, wie diese Persönlichkeit seine Kunst formt. Drei Wesenszüge stechen hervor, Erstens seine unvergleichliche Selbstsicherheit: Wer sonst würde es wagen, ein nichtfiktionales Werk mit "Ich denke wie ein Genie" zu beginnen? Zweitens die Intensität, die geradezu rücksichtslose Ausschließlichkeit seiner Gefühle für andere. Er ließ nur wenige Freunde zu; seinen Vater und seine Mutter hingegen, seine Frau und seinen Sohn liebte er mit ungewöhnlich glühender Hingabe. Drittens sein unbeugsamer Individualismus...(..)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon steffi » Di 25. Aug 2015, 18:36

Ich habe das erste Kapitel gelesen ! Besonders gut hat mir die Perspektive aus dem Zug und die sich bewegenden Bahnsteige gefallen. Auch fand ich das Erzähltempo schnell und damit passend zur Zugfahrt.

Es ist übrigens Nabokovs zweiter Roman.
Gruss von Steffi

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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Do 27. Aug 2015, 10:17

Hallo steffi,

die Szene mit dem fahrenden Zug fand ich sehr gelungen.
Dafür dass "König Dame Bube" erst sein zweiter Roman war (danke für den Hinweis) finde ich es bemerkenswert, wie der Autor versucht Raum und Zeit irgendwie zu entfliehen. Hattest du auch das Gefühl?

Beispiel:

...der Bahnsteig wird sich vorbeibewegen und Zigarettenstummel, verbrauchte Billetts, Sonnenflecke und Spucke mit auf eine unbekannte Reise nehmen; ein Gepäckkarren wird mit bewegungslosen Rädern vorbeigleiten; ihm wird ein Zeitungsstand folgen... und Menschen, Menschen, Menschen auf dem sich bewegenden Bahnsteig, die ihrerseits ihre Füße bewegen und doch stillstehen, vorwärts streben und doch zurückweichen....

und in diesem schwindenden Raum-Zeit-Gefüge setzen sich die ersten zwei Kapitel fort, der Erzähler geht rückwärts, vorwärts, gegenwärtig, sogar die Mitreisenden (Franz Onkel und Tante, die er nicht erkennt), sollten eigentlich schon in Berlin sein.

Einmal verwendet der Erzähler auch das "Du" und spricht den Leser an. Er möchte uns unbedingt mitnehmen ins Geschehen.

Auch die Einleitung hat bereits eine Sogwirkung:
1. Satz

Der riesige schwarze Uhrzeiger steht noch still, wird aber gleich seine Einmal-pro-Minute-Geste vollziehen; und dieser federnde Ruck wird eine ganze Welt in Bewegung setzen...

wer kann einem solchen Satz widerstehen? Also ich nicht.

ich komme zum 3. Kapitel und parallel dazu lese ich Brian Boyd "Nabokov. Die russischen Jahre 1899 -1940"

übrigens, Nabokovs Lieblingsspielzeug waren die Matrjoschkas, die Begeisterung dafür hat er nie verloren. Ein Kritiker (Sergej Davydov) bezeichnete sogar Nabokovs Werk als Matrjoschka-Texte. Diese Puppen mit ihren ineinander steckenden Püppchen, könnten auch als Symbol für die Wirklichkeit in der Wirklichkeit stehen. Wir sollten mal darauf achten, ob sich das bereits in "König Dame Bube" so verhält.
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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon steffi » Mi 2. Sep 2015, 12:51

Danke, JMaria, für die vielen Hinweise aus der Biografie. Ich finde, das hilft sehr um über den Autor auch das Werk zu verstehen. Auf das Matroschka-Motiv werde ich aufpassen, bisher ist mir aber noch nichts diesbezüglich aufgefallen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das am Ende noch kommt. Ach doch, im 5. Kapitel (?) baut er eine kleine Verschachtelung bezüglich des Erfinders ein, dieser wohnt im selben Zimmer des Hotels, in dem auch Franz wohnte.

Ist dir aufgefallen dass Franz Bubendorf so ähnlich klingt wie Franz Biberkopf aus Berlin Alexanderplatz, erschienen 1929 ? Auch dieser Franz kam quasi frisch nach Berlin.

Kurios finde ich irgendwie, dass König Dame Bube auf Russisch im Jahr 1928 erschienen ist, dann 1930 auf deutsch. Die Rowohltausgabe ist aber eine Übersetzung der englischen Ausgabe von 1968, die (von Nabokovs Sohn ?) umfangreich bearbeitet wurde.

Ich bin inzwischen am Beginn des 6. Kapitels. Franz und Martha haben ihre Affäre, wobei mir Franz sehr naiv vorkommt. Ich mag aber dieses Spiel mit den Gefühlen, die uns Nabokov zeigt. Jeder Charakter hat deutlich hervorstechende Eigenschaften, aber trotzdem sind sie noch lebendig und vielschichtig gezeichnet.

Der Detailreichtum gefällt mir ebenfalls gut und von manchen Sätzen bin ich einfach hingerissen z.B.

Der Tresen, von Bierschaum gekühlt, glänzt wie ein Fisch.

Diese Beschreibungen von Lichteinfall, Oberflächen oder Stimmungen erinnern mich sehr an Doderer. Trotzdem kommt bei Nabokov das Gefühl für die Charaktere sehr intensiv und persönlich bei mir an.
Gruss von Steffi

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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Fr 4. Sep 2015, 10:23

Hallo Steffi,

da fragt man sich, wer war zuerst da? Franz Bubendorf oder Franz Bieberkopf ? oder doch alles nur Zufall?

Jedenfalls ein interessantes Detail, das du erwähnst. Mir ist das nicht aufgefallen. Und auch "König Dame Bube" ist durchaus ein Berlin-Roman zu nennen :?:

Kurios finde ich irgendwie, dass König Dame Bube auf Russisch im Jahr 1928 erschienen ist, dann 1930 auf deutsch. Die Rowohltausgabe ist aber eine Übersetzung der englischen Ausgabe von 1968, die (von Nabokovs Sohn ?) umfangreich bearbeitet wurde.


vielleicht finde ich was in der Biographie darüber.


Mich erinnert Nabokovs Beschreibungen an Zola. Man wiegt sich erst in angenehmen Szenen und dann ein Detail, das das Schöne nimmt, manchmal bis zum Ekel.

ein Beispiel:

Bebend und blinzelnd und mit hängender Unterlippe begann Franz, ihr aus dem Mantel zu helfen. Das Seidenfutter war karmesinfarben, so karmesinfarben wie Lippen und gehäutete Tiere....



Ich bin inzwischen am Beginn des 6. Kapitels. Franz und Martha haben ihre Affäre, wobei mir Franz sehr naiv vorkommt. Ich mag aber dieses Spiel mit den Gefühlen, die uns Nabokov zeigt. Jeder Charakter hat deutlich hervorstechende Eigenschaften, aber trotzdem sind sie noch lebendig und vielschichtig gezeichnet.



und die Leidenschaft wird doch sehr triebhaft beschrieben. Mir kommen beide naiv vor, obwohl Martha sehr planmäßig vorgeht. Sie befindet sich in eine Art Traumwelt, beeinflusst von Filmen wie "Der Hindu-Student", sie findet sogar, dass Franz dem Schauspieler Hess ähnlich sieht (ich habe im Internet nichts über Film und Schauspieler gefunden). Der Schauspieler stirbt bei einem Autounfall.

Der Besuch im Variete hatte auch etwas Groteskes !
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Re: Vladimir Nabokov: König Dame Bube

Beitragvon JMaria » Di 8. Sep 2015, 10:25

ich schätze mal, dass der Roman ende der 20er Jahre des 20. Jahrhundert spielt, denn es wird eine Radioaufnahme von Stresemann erwähnt, der ja bereits 1929 verstarb. Vermutlich spielt der Roman 1928, in genau dem Jahr, an dem der Roman auch auf russisch erschien und die Nabokovs in Berlin verweilten (1926 - 1936)

Nabokov war fasziniert vom Schachspiel, und auch in König Dame Bube greift er auf die Thematik zurück (ich finde im Moment die Stelle im Buch nicht).

Martha erhofft sich für ihren Mann einen tödlichen Unfall; was, trotz Mantra, nicht klappt. Dreyer übersteht einen weiteren Autounfall (mit den Autos hat es Nabokov). Auch ihr theatralisches Schreien auf dem Ball als ihr Mann verkleidet als bedrohlicher Eindringling die Party aufmischen möchte, verhalf nicht zur Erschießung ihres Mannes. Sie erkannte ihn natürlich sofort, der Ingenieur eigentlich auch, aber verunsichert durch das Schreien greift er in seine Tasche (um einen Revolver zu ziehen).

Franz bereitete dem ein Ende indem er die Maske, hinter der sein Onkel steckte, herunterriß. Hinterher übergab er sich vor lauter Nervosität.

Der wachsende Irrsinn in Martha und ihre Manipulation ist interessant zu verfolgen.

Ich komme zum 8. Kapitel
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