Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon steffi » Sa 13. Feb 2021, 16:58

Ja, dieser Geldsegen ! Ich bin gespannt, wohin das führt. So ohne Ziel zu leben scheint mir auf jeden Fall nicht so erstrebenswert, wenn man die Gespräche mitverfolgt. Klatsch oder einseitige Meinungen, das ergibt kein besonders gutes Bild der Gesellschaft. Ich denke mir, dass Flaubert auch solchen Situationen gewesen sein könnte. Ich komme zu Kapitel 3 im 2.Teil. Frederic wird zum Parasit des Hauses :breit_grins:
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » Mo 15. Feb 2021, 16:34

Ich fand ja die Fahrt zurück nach Paris bezeichnend:
Wegen Überflutung war die übliche Brücke gesperrt und der Kutscher mußte einen Umweg durchs Industriegebiet und Arbeiterviertel machen. Flaubert ist wirklich ein Meister des Subtilen, sei es der Humor oder Andeutungen und Motive.

Ein Leben ohne Ziel, das ist ein guter Gedanke von dir. Selbst wenn Frederic durch Madame Arnoux mal motiviert wird nach Höherem zu streben, dann ist es nur von kurzer Dauer und die Ablenkung linst um die nächste Ecke.



Ein Wort fand ich toll: Genußungeduld.
?..kaufte in seiner Genußungeduld alles, ohne zu feilschen.


In der Zwischenzeit ist Frederic 23 Jahre.


Ich komme zu Kapitel 3 im 2. Teil.
Über den Parasiten habe ich echt schmunzeln müssen. Ein verheißungsvoller Beginn des Kapitels.
Bei mir heißt es „Schmarotzer“ :breit_grins:
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon steffi » Di 16. Feb 2021, 14:39

Kapitel 3 hab ich beendet. Frederic ist noch immer auf keinem geraden Weg. So langsam denke ich, er liebt Mme Arnoux nicht um ihrer selbst willen sondern wegen des Lebensgefühls. So kann er in der künstlerischen Bourgoisie dazugehören, ohne wirklich Künstler zu sein. Aber wie es aussieht, wird auch sein Vermögen immer weniger und ob es sich dann noch so locker leben lässt, ist fraglich.

Ja, du hast ganz Recht. Flaubert versteht es wunderbar, subtil auf etwas hinzudeuten ! Ich mag diese Leichtigkeit sehr.
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » Mi 17. Feb 2021, 12:39

Ich habe das Kapitel 3 nun auch beendet.
Frederic ist unfähig aus seinen Fehlern zu lernen. Wird er zurückgewiesen von den Frauen, will er sich rächen, indem er sie eifersüchtig machen möchte. Er gibt geschäftliche Versprechen die er nicht hält, weil er jeder momentanen Bitte nach gibt, nur aus dem Gefühl heraus. Somit kann ich mir nicht vorstellen, dass er tiefe Liebe für Madame Arnoux empfindet. Er hat sie auf seine Weise idealisiert.


Im 3. Kapitel sehen wir eine gut funktionierende Fabrik und gut situierter Gegend, es ist allerdings nicht Arnouxs Fabrik, wie Frederic annimmt, sondern Arnouxs Fabrik ist in einer weniger schöner Umgebung und er hat die Arbeiter eingestellt, die von der andere Fabrik kündigt wurden. Keine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft. Auf der Suche nach einer Kutsche kann er nur eine aus den Fugen geratene auftreiben, wobei er dann lieber zu Fuß geht.

Frederic geht so unbedarft durch alle Schichten der Gesellschaft !
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » So 21. Feb 2021, 17:01

Ich habe den 2. Teil beendet.

Ganz großartig wie Flaubert Politik, Gesellschaft und die Liebesgeschichte miteinander verwebt. Mir hat der 2. Teil sehr gut gefallen. Ich glaube Madame Arnoux, Marie, liebt Frederic wirklich, doch die plötzliche Erkrankung ihres Sohnes erweckt Schuldgefühle in ihr und sie gibt Gott ein Versprechen.

Dramatisch fand ich auch die Rolle die Deslauriers im 2. Teil spielt. Dieser möchte Frederic in der Mittelmäßigkeit halten, denn so blieb er seinesgleichen und in vertraulicherer Gemeinschaft mit ihm, denn Frederics Wesen hatte auf ihn stets einen fast weiblichen Reiz ausgeübt. Interessant!

Außerdem gipfelt das Ganze in einer Demonstration von Bürger und Studenten und es bringt sogar den Erfolg über einen Wechsel des Ministeriums.
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon steffi » Mi 24. Feb 2021, 09:01

Ich komme nun auch zum 3.Teil.

Ja, ich denke auch, dass Mme Arnoux im Gegensatz zu Frederic echte Gefühle hat.
Ich fand den zweiten Teil auch sehr gut und wieder eine tolle Atmosphäre auf dem Land. Interessant fan dich auch die verschiedenen Gesellschaften, die sich treffen. Einmal die Bohemiens, die eine Revolution anstreben, auf der anderen Seite die konservativen Gäste bei Dambreuse. Dazwischen die Gesellschaften bei Rosanette, bei der sich die Seiten vermischen.

Natürlich war klar, dass Frederic Louise nicht heiraten wird, sie ist ihm zu provinziell !

Grinsen musste ich während der Beschreibung des Duells. Ich kann mir gut vorstellen, dass das manchmal so ähnlich abgelaufen sein könnte.
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » Mi 24. Feb 2021, 12:39

steffi hat geschrieben:
Interessant fan dich auch die verschiedenen Gesellschaften, die sich treffen. Einmal die Bohemiens, die eine Revolution anstreben, auf der anderen Seite die konservativen Gäste bei Dambreuse. Dazwischen die Gesellschaften bei Rosanette, bei der sich die Seiten vermischen.



Ja, genau. Auch die verschiedensten Regierungssysteme werden durch diskutiert. Die Einen möchten eine Regierung von oben, eine Elite-Regierung, die es verstehen Kapital zu vermehren, die Anderen eine von unten, vom Volk gewählt, am besten eine Demokratie.


Natürlich war klar, dass Frederic Louise nicht heiraten wird, sie ist ihm zu provinziell !



:breit_grins:




Grinsen musste ich während der Beschreibung des Duells. Ich kann mir gut vorstellen, dass das manchmal so ähnlich abgelaufen sein könnte.



Oh ja, das war echt slapstick-artig. Toll!
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » Fr 26. Feb 2021, 13:51

Ich bin noch nicht sehr weit im 3. Teil, doch den Anfang mit der Februarrevolution 1848 fand ich schon sehr gelungen. Ging’s dir auch so, dass du an Momente in der Neuzeit denken mußtest?

Mir ging so, als die Männer „in Blusen“ beschrieben wurden, da mußte ich an die Gelbwesten denken. Und wie die Menschenmenge zum Palais Royale zogen! Unheimlich! Die Regierung unter dem liberalen Bürgerkönigs Louis-Philippe endete, aber ganz Europa war angesteckt von Revolten. Es ist spannend die Bürgerbewegungen im 19. Jhd nachzulesen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Februarrevolution_1848
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon steffi » Sa 27. Feb 2021, 15:17

Oh ja, da gibt es doch einige Ähnlichkeiten ! Ich habe mir noch gedacht, dass es damals ja etliche Jahrzehnte dauerte, bis alles zu einwr einigermaßen funktionierenden Demokratie umgebaut wurde. Somit sind wir jetzt vielleicht am Angang einer neuen Zeit. Ich hab auch ein bißchen nachgelesen, über diese Zeit in Frankreich weiß ich wenig.

Ich habe das 1. Kapitel beendet. Ich fand es interessant, wie Flaubert die Aufstände karikiert, indem er Frederic und Rosanette ein Liebespaar auf dem Land werden lässt. Übrigens wieder wunderschön beschrieben. Dort bekommen sie nichts mit von der Revolution, leben im Augenblick. So war auch Frederics politische Ambition nur eine spontane Idee. Wie schade, dass er sich für nichts begeistern kann.
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Re: Gustave Flaubert: L'éducation sentimentale

Beitragvon JMaria » So 28. Feb 2021, 14:17


Ich habe das 1. Kapitel beendet. Ich fand es interessant, wie Flaubert die Aufstände karikiert, indem er Frederic und Rosanette ein Liebespaar auf dem Land werden lässt. Übrigens wieder wunderschön beschrieben. Dort bekommen sie nichts mit von der Revolution, leben im Augenblick. So war auch Frederics politische Ambition nur eine spontane Idee. Wie schade, dass er sich für nichts begeistern kann.




Das Liebespaar auf dem Land war wirklich ein toller Richtungswechsel, eine Ahnung vom Paradies, doch dann kommt ein Bauer und zeigt ihnen einen Korb voll mit Vipern!

Die Greuel an den Gefangenen in den Verliesen und die verstörenden Ängste vor neuen Übergriffen sind anschaulich beschrieben. Man kennt das von Flaubert, Beschreibungen von Krankheiten, Greueltaten und Tod bringt er wirklich erschreckend rüber.
Vater Roque schießt auf Gefangene die um Brot verzweifelt schreien und geht dann seelenruhig zum Bankett der Dambreuse. Dort zwischen Ananaspüree und Stapelweise frisches Obst wird politisiert und sich auch unsicher beäugt. Frederic kann eigentlich nur mit der Heldentat seines Freundes angeben.

Frederic trifft dort auf Louise und Marie. Beide Frauen kommen zu neuen Erkenntnissen über Frederic. Ich hoffe, dass es sich für beide heilsam auswirkt.

Ich komme zu Kapitel III.
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