Mord auf ffolkes Manor
Genre: Krimi
Seitenzahl: 297
Verlag: Heyne
Preis: 7,95 €
ISBN: 9783453432864
Bewertung: ***/****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Inhalt:
Auf ffolkes Manor haben sich mehrere Gäste eingefunden, die dort gemeinsam mit Colonel Roger ffolkes und seiner Frau Mary das Weihnachtsfest begehen. Doch als Selina, die Tochter der ffolkes, mit zwei männlichen Begleitern eintrifft, ist es aus mit der Harmonie. Ray Gentry – einer der beiden Bekannten Selinas – wird morgens tot aufgefunden. Das Mysteriöse daran ist, dass er oben in der Dachkammer erschossen wurde. Doch die Dachkammer ist von innen verschlossen. Wie gelangte der Täter hinein? Und vor allen Dingen: wer ist der Täter? Er muss sich unter den Gästen befinden, denn ffolkes Manor ist hoffnungslos eingeschneit, so dass niemand es erreichen und auch keiner von dort – übers weite Moor – entweichen kann.
Der benachtbarte pensonierte Inspektor Trubshawe wird hinzugezogen. Doch seine Ermittlungen kann er nicht lang alleine führen. Befindet sich unter den Gästen doch Evadne Mount – eine erfolgreiche Schriftstellerin der Kriminalliteratur.
Meine Meinung:
Gilbert Adair liefert hier mehr als einen beliebigen Mordfall, der sich in einem geschlossenem Raum ereignet. Er nimmt all die Krimis dieser Art hier liebevoll auf die Schippe. Spielt mit allen Facetten des Genres.
Wortführer hierbei sind der ehemalige Scotland Yard-Inspektor Trubshawe und die anwesende Krimiautorin Mrs. Mount. Da Evadne Mount selbst Schreiberin von Kriminalfällen ist, rollt sie den hier begangenen Mord anhand zahlreicher Beispiele aus der Kriminalliteratur auf. Sie betont mehrfach, dass sie so etwas (Mord in einem geschlossenem Raum) in ihren Krimis nicht mache. Dies überlasse sie anderen, die das Metier besser beherrschen, so z. B. John Dickson Carr. Somit ist die Figur der Evadne in der Lage hier von außen auf solcherlei Krimis Bezug zu nehmen – ja, solch einen Kriminalfall (so unwahrscheinlich das auch ist) im wirklichen Leben zu erleben. Auch die Gäste auf ffolkes Manor – so stellt Evadne Mount fest – wirken wie in einem dieser Krimis. So lässt sie als Wortführerin die anderen bei jeder Gelegenheit wissen, wie denn jetzt der weitere (folgerichtige) Verlauf in solch einem Kriminalroman wäre. Gilbert Adair gelingt auf diesem Weg eine herrliche Parodie auf Krimis dieser Art und gleichzeitig auch ein lesenswerter, charmanter Krimi eben dieser Sorte, die er hier karikiert.
Er bleibt dabei ganz bewusst bei den Traditionen, die man von dieser Art Krimis kennt. Sowohl in der Zeichnung der Figuren, als auch in der Wahl des Kriminalfalls und des Tatorts, sowie bei der Auflösung, die – wie Evadne Mount zuvor richtig sagt – in solcherlei Krimis immer kniffelig sein muss, aber nie zu kniffelig. Adair benutzt all die Fragmente, die so typisch für diese Krimis sind, um sie dann parodieren zu können: Geschlossener Raum, geschlossene Gesellschaft, eingeschneites Anwesen. Auch die Zeit, in der der Krimi spielt passt sich den Vorbildern an. Gespickt ist der Roman zudem mit vielen Andeutungen zu Krimis von Evadnes "Kollegen". So ist das Ganze eine gelungene Hommage an die Kriminalliteratur der 30er und 40er Jahre – very british erzählt!
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, dass ich die Covergestaltung ausgesprochen gelungen finde. Das Cover stimmt bereits auf die Atmosphäre des Romans bestens ein. Und die Fotografie vorne (die sich auch im Innenbereich wiederfindet) könnte fast der wirkliche Tatort sein.
Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Fälle von Evadne Mount und Inspektor Trubshawe. Zum Glück hat Gilbert Adair schon für Nachschub gesorgt! Und glücklicher Weise ist die Covergestaltung bei den Folgebänden ebenso gelungen und an den ersten Band angelehnt!(Petra)
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