Maugham, William Somerset: Der bunte Schleier

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Maugham, William Somerset: Der bunte Schleier

Beitragvon Petra » So 24. Jan 2010, 21:50

Maugham, William Somerset
Der bunte Schleier

Bild

Genre: Erzählung
Seitenzahl: 280 Seiten
Verlag: Diogenes Verlag
Preis: 9,90 €
ISBN: 9783257214611
Bewertung: 10 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Kitty ist eine schöne, aber oberflächliche Frau. Als ihr Glanz in der Londoner Gesellschaft allmählich erlischt, heiratet sie in Torschlusspanik den Wissenschaftler Walter Fane und geht mit ihm nach Hongkong. Gelangweilt verfällt sie dem eitlen Charles Townsend. Als ihre Affäre auffliegt, stellt er sie vor eine Wahl, die sie letztlich zwingt mit ihm nach Mei-tan-fu zu gehen, einem Ort an dem eine Cholera-Epidemie die Menschen dahinrafft. Als Bakteriologe wird Walter dort gebraucht. Kitty ergibt sich in ihr Schicksal. Die Zeit dort wird Kitty für immer verändern...

Meine Meinung:

Wie schnell hätte dies ein schwülstiges Epos werden können. Und doch ist Maugham meilenweit davon entfernt. Er schildert die Ereignisse einerseits zwar sehr drastisch und tragisch, andererseits aber kühl und mit großer Distanziertheit. Die Wirkung die er damit erzielt ist immens. Maugham findet gewaltige und magische Worte, so dass sich mancher Satz – bei aller Nüchternheit – direkt ins Herz brennt. Es offenbaren sich Kitty (und damit dem Leser) Wahrheiten über sie selbst, ihren Charakter, die Menschen, die Gesellschaft, über das Leben und den Tod.

Maugham lässt seine Hauptfigur (und den Leser) erfahren, wie bedeutungslos die Fehltritte des Menschen werden vor der Kulisse eines so großen Elends wie dem einer Cholera-Epidemie. Wie vergänglich alles ist und wie unwichtig im Schatten der Vergänglichkeit alles erscheint.

Er erzählt aber auch von menschlichen Schwächen, die man manchmal überwinden kann. Während ein anderer Mensch in sich selbst erstarrt, unfähig seine Sichtweise zu ändern, einen Anderen nochmals – mit anderen Augen – zu betrachten und das Bild von ihm umzugestalten. Von der Unfähigkeit zu verzeihen – anderen oder sich selbst.

So gleicht Kitty, die eine Wandlung erfährt, einem kargen Gewächs, von dem man nicht vermutet, dass es einmal Früchte tragen wird. Doch die Anlagen dazu waren da, aber in der Enge der (viktorianischen) Gesellschaft nicht genährt worden. Doch durch die Zeit in Mitten von großem Elend kommen Eigenschaften zum erblühen, die niemand an ihr zuvor vermutet hätte – am wenigsten wohl sie selbst.

Dieser Roman erzählt von Leben, Sinn und Tod. Aber auch von den Gesichtern der Liebe. Von Einsamkeit und Vergänglichkeit. Und davon wie kleinlich die Belange des Einzelnen im Hinblick auf großes Elend sind. Und im Hinblick auf die Vergänglichkeit von allem.
Ich werde diesen Roman, seine Figuren, seine Aussage und so manch einen Satz daraus nie vergessen. Selten hat sich mir eine Geschichte so in meine Seele gebrannt. Für mich die erste Begegnung mit William Somerset Maugham. Aber ganz gewiss die erste von vielen – denn dieser Schriftsteller hat großen Eindruck auf mich gemacht! (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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