Pineiro, Claudia: Die Donnerstagswitwen

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Pineiro, Claudia: Die Donnerstagswitwen

Beitragvon Doris » Mo 6. Sep 2010, 14:29

Gebundene Ausgabe: 314 Seiten
Verlag: Unionsverlag; Auflage: 1., Aufl. (Juli 2010)
Originaltitel: Las viudas de los jueves
Preis: € 19,90

Kurzbeschreibung
Fünfzig Kilometer vor den Stadttoren von Buenos Aires lebt hinter hohen Sicherheitszäunen eine kleine elitäre Gemeinschaft. Ihre Sorgen scheinen sich in der Sommerhitze und deren Folgen für den örtlichen Golfplatz zu erschöpfen. Unter der schönen Oberfläche jedoch schwelen Konflikte, die auch vor den Siedlungszäunen nicht halt machen: Untreue, Alkoholsucht und Ehezwist. Zudem bekommt selbst die privilegierte Gated Community die Auswirkungen der Wirtschaftskrise mit aller Wucht zu spüren. Doch anstatt die Ärmel hochzukrempeln, gehen drei Familienväter einen eigenwilligen Weg, um ihren Lieben den hohen Lebensstandard zu sichern. Ihre Leichen werden am Grund des Swimmingpools gefunden
Die Donnerstagswitwen ist das Porträt einer Gemeinschaft, die über ihre Verhältnisse lebt und tödliche Geheimnisse zu verbergen hat. Der preisgekrönte Bestseller ist bereits in vierzehn Sprachen zu lesen und wurde 2009 von Marcelo Piñeyro fürs Kino verfilmt.

Über die Autorin
Claudia Piñeiro, Shootingstar der argentinischen Literatur, wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Nach dem Wirtschaftsstudium wandte sie sich dem Schreiben zu, arbeitete als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher und führte Regie fürs Fernsehen.

Die Donnerstagswitwen


Meine Meinung:
In der Siedlung Altos de la Cascada Country Club lebt eine illustre, priviligierte Gesellschaft. Geschützt durch Zäune, Wachpersonal und andere zweifelhafte Annehmlichkeiten gestalten sie ihr Leben zwischen Golf, Tennis, Wohltätigkeitsveranstaltungen und gemeinsamen Abendessen.
Alle sind irgenwie befreundet, wobei dieser Begriff hier so weit gefasst ist, dass er einen letztendlich einengt. Man achtet darauf was der Nachbar macht, andere sorgen dafür das das "Country" unter sich bleibt:

"Aber ich habe ja an sich nichs gegen die, mit den Urovichs sind wir schließlich eng befreundet, nur wenn es zu viele werden, also das finden wir nicht so gut, sonst haben wir hier in ein paar Jahren Klein-Jerusalem. Und das vor unserer Haustür."

Entgleisungen gibt es keine (zumindest nicht öffentlich) und der Wohlstand der Neunzigerjahre verschafft einem doch immer wieder einen Lustgewinn:

"Es gab nichts Schöneres, als die Anzahl der Quadratmeter des eigenen Grundbesitzes mit dem aktuellen Quadratmeterpreis zu multiplizieren - der reinste algorithmische Orgasmus"

Dass der Ehemann fremdgeht, darüber sieht man hinweg und sagt auch nichts, schließlich braucht man ja ein neues Scheckheft.
Doch was passiert wenn die fetten Jahre vorbei sind? Was geschieht mit Männern die jahrelang für nichts Argumente brauchten, denn sie hatten ja schließlich die Macht, Männer aus den Chefetagen die plötzlich keinen Job mehr haben?
Es ist nicht vorstellbar dass die Kinder auf ihre privaten Tennisstunden verzichten, die Ehefrauen auf die wöchentlichen Massagen und Gymnastikstunden. Nicht, wenn sie ihren gewohnten Lebensstil beibehalten wollen.

Claudio Pineiro führt den Leser so geschickt durch diesen Roman dass er erkennt was sich da am Horizont auftürmt, dass sich hinter all der glänzenden Fassade und dem zur Schau stellen eines perfekten, glücklichen Familienlebens, Abgründe auftun.
Einzig dass der Roman mal aus der Ich-Perspektive und dann wieder aus der personalen Sicht erzählt wird hat mich anfangs irritiert. Aber man gewöhnt sich daran.

9,5 von 10 Punkten
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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