Schacht, Andrea: Göttertrank

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Schacht, Andrea: Göttertrank

Beitragvon Binchen » Mo 26. Mai 2008, 12:02

Inhalt:

Igitt, wie kann etwas, was so gut duftet so bitter sein? Die kleine Amara ist vorerst geheilt, Schokolade will sie nie wieder essen. Doch durch das Leben mit der Mutter Birte, die es wie keine zweite versteht Köstlichkeiten aus Schokolade entstehen zu lassen, ist es vorherbestimmt, dass sich die Faszination Kakao durch ihr Leben ziehen wird.

Doch der Kakao bestimmt nicht nur ihr Leben, sondern auch das von Alexander, Dorothea und Martin.

Von den verschiedensten Seiten wird uns die Faszination für Kakao im beginnenden 19. Jahrhundert nahe gebracht. Venezuela, Trinidad, Berlin, Köln, Bonn und das Bergische Land sind Stationen die wir mit den Protagonisten erleben, hinzu kommen menschliche Begierden, Schwächen und die industrielle Revolution.

Meine Meinung:

Eine Abhandlung über Kakao könnte sicher nicht weniger Informationen herüberbringen, aber wer hätte die schon so gerne gelesen? Wieviel wäre wirklich im Kopf hängen geblieben?

Andrea Schacht versteht es geschickt die Faszination für Kakao von ihren verschiedensten Seiten zu beleuchten. Und durch die verschiedenen Aspekte mit den verschiedenen Protagonisten zu besetzen.

Die Pflanze, die Verarbeitung im Kleinen, wie im Großen, der Genuss und die Sucht – alles drin und das überaus stimmig verpackt.

Die Helden des Romans sind Menschen mit denen man gerne die Zeit verbringt. Das Salz in der Suppe sind natürlich wieder einmal die Fieslinge weiblicher wie männlicher Natur, aber mein Herz hing vor allem an Alexander. Seine Entwicklung hat mir besonders viel Freude gemacht.

Der Zeitgeist scheint mir besonders gut getroffen. Standesdünkel, Reichtum, die Öffnung der Welt durch Reisen, die preußische Ordnung, die Naturwissenschaftlichen Forschungen, Betriebsspionage, das schicke Berlin, die kölsche Lebensart … -

Andrea Schacht verschachtelt die Entwicklungen der Zeit in das Leben unserer Helden, so dass man die Auswirkungen von Industrialisierung, wissenschaftlicher Forschung oder der Genusssucht miterleben und damit am eigenen Leib erfahren kann. Humor lässt sie ebenso wenig fehlen, wie eine ihrer obligatorischen Katzenfiguren. Nie aufdringlich, immer im Rahmen aber eben liebevolle Details.

Ich fieberte mit den einzelnen Personen und macht so deren Erfahrungen selbst durch. Alexanders Enttäuschungen, Amaras Liebe und Leben in der Küche, Dorotheas Dummheiten, Martins Leben für die Forschung und die ganzen kleinen Erlebnisse der Nebenhelden sind da allesamt gut durchgestyled und es macht Freude zu erleben, wie sich der Kreis schließt, auch wenn nicht alle Entwicklungen die reine Freude sind, sondern manche eben auch traurig oder menschlich.

Ein Buch rund um den Kakao – und um eine spannende Zeit mit Menschen, die einem ans Herz gehen. Binchen im Mai 2008

Bewertung: **** von ****

Bemerkung: Jedes Kapitel wird mit einem Zitat eingeleitet, das den Inhalt widerspiegelt – eine schöne Idee, die den Inhalt abrunden.
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Binchen
 
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