Krien, Daniela - Irgendwann werden wir uns alles erzählen

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Krien, Daniela - Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Beitragvon Doris » Do 15. Sep 2011, 09:09

Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Graf Verlag
ISBN 978-3862200191
Preis: € 18,--

Kurzbeschreibung
Es ist Sommer, heißer, herrlicher Sommer. Der Hof ist ein Dreiseithof. Schaut man geradeaus, sieht man eingezäunte Wiesen und den Bahndamm, und hinter den Schienen, in einiger Entfernung, doch klar erkennbar: den Henner-Hof. Maria wird bald siebzehn, sie wohnt mit Johannes auf dem Hof seiner Eltern, in den „Spinnenzimmern“ unterm Dach. Sie ist zart und verträumt, verkriecht sich lieber mit den „Brüdern Karamasow“ als in die Schule zu gehen. Auf dem Nachbarhof lebt der vierzigjährige Henner, allein. Die Leute aus dem Dorf sind argwöhnisch: Eine Tragik, die mit seiner Vergangenheit zu tun hat, umgibt ihn; gleichzeitig ist er ein Mann, dessen charismatische Ausstrahlung Eifersucht erregt. Ein zufälliger Blick eines Tages, eine zufällige Berührung an einem andern lösen in Maria eine Sehnsucht aus, die fremd und übermächtig ist und sie daher wie von höherer Gewalt geleitet in Henners Haus und in seine Arme treibt… Die sommerlichen Weizenfelder, die vom Heu und den Mückenstichen juckenden Beine, das Summen des Kühlschranks in der Küche… Eine allgegenwärtige Sinnlichkeit beherrscht diesen intensiven Text, der eine ländliche, ebenso schöne wie düstere Welt entstehen lässt und einen Sog entwickelt, der bis zum dramatischen Ende alles mit sich reißt.

:arrow: Irgendwann werden wir uns alles erzählen


Meine Meinung:
Maria, die Ich-Erzählerin ist im Sommer 1990 16 Jahre alt. Das Ende der DDR naht und Ereignisse bahnen sich an, die sie vielleicht eines Tages irgendwem erzählen wird.

Noch nicht lange sind die beiden befreundet als Maria sich entschließt bei ihrem Freund Johannes auf dem Hof einzuziehen. Mit der Traurigkeit ihrer Mutter wird sie nicht fertig, der Vater der durch Abwesenheit geglänzt hat wird wieder heiraten. Sie schwänzt die Schule, liest dafür lieber die Brüder Karamasov und träumt sich auch so gerne durch den Tag. Die Bewohner des Hauses, alles arbeitsame Menschen und an Knochenarbeit gewöhnt halten sie immer wieder an im Haus und auf dem Hof mitzuhelfen. Als der Tag der Heuwende kommt packt sie auch fleißig mit an, fällt abends todmüde ins Bett und meint den glücklichsten Tag ihres Lebens erlebt zu haben.

Aber in diesem Sommer begegnet sie auch dem 24 Jahre älteren Henner, Besitzer des Nachbarhofes, Frauenheld. Etwas hat er an sich, dieser raue, ungezähmte Mann der genau wie Maria tiefe Leidenschaft für das geschriebene Wort empfindet, das Maria durcheinander bringt. Ohne große Worte zu verlieren folgt sie ihm auf seinen Hof. Obwohl ihre erste Begegnung beinahe einer Vergewaltigung gleichkommt, kann sie es nicht lassen wieder zu ihm zu gehen. Einerseits verabscheut sie sich dafür, andererseits kann sie nicht anders. Sie ist ihren Gefühlen für Henner, der so viel Zärtlichkeit aber auch Zorn in sich vereint, komplett ausgeliefert.

Ein Versteckspiel beginnt!

Sprachlich sehr ruhig und zurückgenommen hat es Daniela Krien geschafft einen gewaltigen, sinnlichen Roman zu schreiben. Doch gerade diese Ruhe läßt einen die intensive Spannung beinahe körperlich spüren.

Volle Punktzahl
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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