Tokarczuk, Olga: Der Gesang der Fledermäuse

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Tokarczuk, Olga: Der Gesang der Fledermäuse

Beitragvon Petra » Di 20. Sep 2011, 14:24

Tokarczuk , Olga
Der Gesang der Fledermäuse

Bild

Genre: Krimi/Thriller
Seitenzahl: 347
Verlag: Schöffling & Co.
Format: HC
Preis: 22,95 €
ISBN: 9783895614668
Bewertung: 9 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Die verschrobene Janina Duszejko, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, lebt auf einem windgepeitschten Hochplateau im Glatzer Kessel, nahe der Tschechischen Grenze. Im Winter verlassen die meisten Menschen ihre Häuser auf dem Hochplateau, um die unwirtliche Jahreszeit in der Stadt zu verbringen. Janina kümmert sich in dieser Zeit um die verlassenen Häuser. Damit verdient sie sich etwas Geld. Ebenso an zwei Wochentagen als Dorflehrerin für Englisch. Ab und an hilft sie einem ehemaligen Schüler beim übersetzen der Gedichte von William Blake. Doch ihre wahre Leidenschaft gehört der Astrologie und den Tieren.

Als in der Umgebung eine Leiche gefunden wird, ist das erst der Anfang zu einer Mordserie. Janina hat ihre ganz eigenen Theorien zu den Geschehnissen. Demnach rächen sich Tiere, auf die im Wald Jagd gemacht wird, an ihren Peinigern. Das meint sie auch aus den Horoskopen der Ermordeten herauszulesen. Mit der Überzeugung einer Verrückten wendet sie sich an die Polizei, die ihre Theorien als das Geschwätz einer schrulligen Alten abtut. Auch die Kirche will nichts wissen von ihren Ideen. So führt Janine für die Sache der Tiere einen einsamen Kampf gegen Autoritäten und kommt der Wahrheit vielleicht näher als man meint…

Meine Meinung:

Das Cover des Buches zog mich magisch an. Inhaltlich klang es außergewöhnlich und vielversprechend. So griff ich zu, und begann auch sofort zu lesen. Und schon war ich mitten drin, und folgte der schrulligen Janina auf Schritt und Tritt. Olga Tokarczuk gibt ihr eine passende Stimme. Der Leser bleibt somit ganz dicht bei Janinas Gedanken, die sie zu den Vorgängen hat. Und nach einiger Zeit ertappte ich mich dabei, ihr Geschwafel abzutun, als die verschrobenen Ideen einer versponnenen Alten. Ihre Theorien über den Einfluss der Sterne ließen mich bald mit den Augen rollen, zumal sie nur in ihrer eigenen Logik wirklich schlüssig sind. Man spürt, dass man es mit einem Menschen zu tun hat, der unbedingt daran glauben will, und in allem Zeichen und Beweise sieht. Doch dann bringen diese Theorien sie wiederum zu dem ein oder anderen klugen Gedanken, so dass man sich sagt, dass sie mit manchen Dingen gar nicht so unrecht hat. Hat sie wohl einen sehr eigenen und starren Blick auf das Leben und die Menschen, so muss dieser jedoch nicht in allen Punkten verkehrt sein.

So folgte ich ihr willig weiter, zumal die Geschichte auch einiges an Atmosphäre mitbringt. Ich konnte (und wollte) mir Janinas Leben auf dem Hochplateau vorstellen. Und die wenigen Freunde, die sie hat, ließen mich auch nicht kalt. Einzig die Krimihandlung erschien mir zweitrangig. Doch zum Schluss hin sollte ich erfahren, dass ich das unterschätzt hatte. So konnten Olga Tokarczuk und Janina Dusjejko mich doch überraschen. Und ich stellte fest, dass ich genauso ignorant war, wie die anderen, die Janinas Theorie als ausgewachsene Schrulle abtaten. Hätte man mal besser zugehört.

Als moralischer Thriller wird das Buch beworben. Gar keine schlechte Bezeichnung dafür. Auf jeden Fall kann man sagen, dass es mal ein ganz anderer Thriller ist, mit einer ganz anderen Hauptfigur. Und das hat mich wirklich gefreut. Ein lohnenswertes Leseerlebnis, das mir viel Spaß bereitet hat. Positiv äußern möchte ich mich auch noch über die liebevolle Gestaltung des Buches. Nicht nur das Cover fängt perfekt die Stimmung der Gegend ein, in der dieses Buch spielt, sondern auch die eingestreuten Illustrationen, die Motive aus den einzelnen stimmungsvoll Kapiteln aufgreifen. Sehr schön! (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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