Soler, Jordi - Das Bärenfest

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Soler, Jordi - Das Bärenfest

Beitragvon Doris » Di 18. Okt 2011, 11:07

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Albrecht Knaus Verlag (5. September 2011)
ISBN 978-3813503876
Originaltitel: La fiesta del oso
Preis: € 19,99


Kurzbeschreibung
Wozu der Mensch fähig ist – ein Stück Literatur, das unter die Haut geht

Oriol, Franco-Gegner und republikanischer Kämpfer, ist bei der Flucht über die Pyrenäen im Schneesturm umgekommen. So weiß es die Familienüberlieferung. Fast siebzig Jahre später jedoch kommt sein Großneffe mit Hilfe eines Ziegenhirten und einer Waldfrau einer unglaublichen Geschichte auf die Spur. Sie erzählt davon, was aus einem Menschen werden kann, der alles verloren hat. Jodi Solers Roman über die menschlichen Abgründe in einer archaisch anmutenden Welt ist ein erzählerisches Meisterstück.

Was machen Menschen, die alles verloren haben, Heimat, Familie, Überzeugungen? Im Lauf des Jahres 1939 stoßen in den Pyrenäen aus entgegengesetzten Richtungen kommend zahllose Menschen aufeinander, denen eben dies widerfahren ist. Während von der spanischen Seite aus Bürgerkriegsflüchtlinge versuchen, sich nach Frankreich zu retten, fliehen aus der Gegenrichtung immer häufiger Menschen vor den Nazis. Viele von ihnen verlieren elend ihr Leben. Auch Oriol. In seiner Familie wird er seither wie ein Heiliger verehrt. Bis einem Großneffen ein Gerücht zugetragen wird. Nach abenteuerlichen Recherchen steht er schließlich vor dem Mann, der angeblich seit siebzig Jahren tot ist. Und der damals in aussichtsloser Lage alle Prägungen der Zivilisation abgestreift hat.


Über den Autor
Jordi Soler, Jahrgang 1963, Sohn katalanischer Emigranten, die am Ende des Spanischen Bürgerkriegs nach Mexiko flohen, gehört zu den bedeutendsten spanischen Autoren der Gegenwart. In seinen hoch gelobten, historisch fundierten Romanen setzt er sich – aus der Perspektive der Enkelgeneration – mit Flucht und Exil auseinander. Dabei deckt er in literarischer Form Verschwiegenes und Verdrängtes auf.

:arrow: Das Bärenfest


Mein Eindruck:

Ein zunächst namenloser Ich-Erzähler schildert die Flucht seines Großonkels Oriol der 1939 bei dem Versuch vor den Frankoisten zu fliehen, gestorben bzw. verschollen ist.
Er schreibt darüber ein Buch in dem er den Fall zu rekonstruieren versucht. Eingeladen nach Frankreich, wird er nach der Vorstellung des Buches von einer, dem Anschein nach, Landstreicherin überrascht indem diese ihm einen Brief überreicht, der ihm mitteilt dass Oriol sehr wohl noch am Leben ist.
Wie kann das sein, hat man doch über Jahre hinweg geglaubt Oriol sei in den Wirren der damaligen Zeit ums Lebens gekommen. Rückblickend kann man wohl auch sagen, dass Oriol (aus guter Familie, angehender Pianist) idealisiert wurde.

Der Schriftsteller trifft sich mit Novembre, einem Bergbauern, der jenseits der spanischen Grenze Nacht für Nacht sowohl Soldaten als auch Zivilisten das Leben gerettet hat, indem er sie in seiner einsamen Berghütte wieder hat zu Kräften kommen lassen.

Im Laufe dieser vielen Gespräche stößt Sonja zu den beiden Männern und bald wird klar, daß Dinge ans Tageslicht kommen könnten von denen es besser gewesen wäre, man ließe sie auf sich beruhen. Aber mittlerweile ist er soweit in die Geschichte vorgestoßen dass er nun nicht mehr aufhören kann nach der Wahrheit zu suchen.

Muss die Familiengeschichte nun neu geschrieben werden?

Ein wuchtiger Roman der einmal mehr zeigt was Krieg aus einem Menschen machen kann und dass wir niemals darüber urteilen sollten. Ein Buch, sprachlich präzise und einfühlsam, das lange nachklingt!

Volle Punktzahl!
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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