Elizabeth Joy Arnold: Einundachtzig Worte

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Elizabeth Joy Arnold: Einundachtzig Worte

Beitragvon Didonia » Mo 6. Jun 2016, 10:24

Ich wage mich mal weit aus dem Fenster hinaus, wenn ich euch verspreche: Wenn ihr dieses Buch beginnt, lässt es euch nicht mehr los. Und es gab noch keine Geschichte, bei der ich mir so sehr gewünscht habe, dass es ein Happy End gibt.

Chloe und Nate kennen sich schon seit der Kindheit. Bücher sind ihr Lebenselixier. Sie helfen ihnen in allen Lebenslagen. Nicht von ungefähr haben die beiden einen Buchladen eröffnet.
Eines Tages, als Chloe vom Einkaufen zurückkommt, ist Nate verschwunden. Einundachtzig Worte hinterließ er auf dem Küchentisch. Aber so richtig schlau wurde Chloe aus den Sätzen nicht.
Sie versuchte, ihn am Handy zu erreichen, bis sie merkte, dass er es zu Hause gelassen hatte. Nur widerwillig rief sie bei seiner Schwester Cecilia an, da sie befürchtete, es könne deren Vater, der kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, am Appart sein. Aber sie hatte Glück und erfuhr erst mal im Groben, dass alles seine Ordnung hatte.
Aber warum fuhr Nate dorthin, wo vor zig Jahren ihr Sohn verschwunden ist? Was verbirgt er vor ihr?

Warum Cecilias Vater im Gefängnis war? Es bleibt ein Rätsel, wie so vieles andere. Erst mal.

Während Nate verschwunden ist, bleibt ihr genügend Zeit, in die Vergangenheit abzutauchen. Und so erfahren wir, wie sie die drei Sinclair-Kinder an ihrem achten Geburtstag kennenlernt. Das einzig Komische daran: Mr. Sinclair darf nicht erfahren, dass die Geschwister mit ihr befreundet sind.
Sie verbringen eine wundervolle Zeit miteinander: lesend, theaterspielend.

Doch es tauchen viele Fragen auf: Was ist das für eine Familie? Der Vater steht der Gemeinde als Reverend vor und führt auch zu Hause eine strenge religiöse Hand. Geht es um eine Sekte? Was haben die Kinder schreckliches erlebt?
Warum sprechen Sie nicht mit Chloe darüber, wo sie doch so eng befreundet sind? Man kann doch nicht alles in sich hieneinfressen. Und auf dies Weise haben sie sich auch voneinander entfernt. Jeder hatte seine Geheimnisse.

Einen größeren Raum nimmt die Religion ein. Ich habe von Menschen gehört, denen ihr Glaube inneren Frieden und Ruhe gegeben hat. Doch Nate und auch seine Schwester Grace haben mit ihrem Glauben permanent zu kämpfen.

Die Autorin spielt hier sehr viel mit Anspielungen. So wird eine permanente Spannung erzeugt, die bis zum Schluss anhält und dort noch einmal gipfelt.

Heute ziehe ich ein erstes mal ein Fazit:
Es ist manchmal doch besser, Dinge anzusprechen, mögen sie auch noch so schwer wiegen.
Kein anderes Buch hat mir so verdeutlicht, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt.
Viele Dinge, über die man sich in jungen Jahren ein Urteil gebildet hat, können nach Jahren und Jahrzehnten ganz anders ausschauen. Nate machte das in einem Brief an seinen Sohn mit einem Satz deutlich:

Die Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen ist trillionenmal vielschichtiger, als das mit Worten zu beschreiben ist.


Liebt ihr Bücher? Geheimnisse? Familiengeschichten? Dann lege ich euch dieses Buch ans Herz.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Didonia
 
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