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Miller, Andrew: Die Optimisten

BeitragVerfasst: Mi 19. Nov 2008, 13:13
von Rachel
"Nach dem Massaker bei der Kirche von N. flog Clem Glass heim nach London", so der erste Satz dieses Romans.
Clem Glass, die Hauptfigur dieses Romans, ist ein erfolgreicher Fotojournalist, unterwegs in den Krisenregionen dieser Welt. Zusammen mit einem Kollegen war er als erster Journalist am Ort eines schrecklichen Massakers (gemeint ist wohl das Massaker von Nyarubuye in Ruanda) und hat Fotos gemacht. Fotos, die so schrecklich sind, dass sie praktisch unverkäuflich sind.
Nach seinen Erlebnissen in Afrika, nach dem, wovon Clem Zeuge wurde, ist es ihm völlig unmöglich, sich wieder in sein früheres Leben einzufinden und einfach weiterzumachen. Clems Orientierungslosigkeit und Wut sind dabei wunderbar einfühlsam und glaubhaft geschildert. Auch den Kollegen, der mit Clem gemeinsam am Ort des Massakers war, treffen wir, auch er ist durch das Erlebte aus der Bahn geworfen, hat aber scheinbar seine Art gefunden um mit dem Erlebten zu leben. Aber auch er kann Clem nicht helfen.

So irrt Clem durch sein Leben, bis ihn ein Anruf seines Vaters erreicht, Clems ältere Schwester hatte einen psychischen Zusammenbruch. Clem beschließt, sich um seine Schwester zu kümmern und fährt mit ihr gemeinsam in ein altes Haus auf dem Land. Die Schilderung der Beziehung dieser beiden Menschen, die das Leben aus der Bahn geworfen hat, jeden auf seine ganz eigene Art und Weise ist wundervoll geschildert und gehört mit zu dem Schönsten, was ich in letzter Zeit gelesen habe.
Aber Clem kann nicht vergessen und so macht er sich noch ein Mal auf, um endlich eine Art Abschluss zu finden.

Wie kann man weiterleben, wenn man den Glauben an das Gute im Menschen verloren hat, wenn man feststellt, dass auch die Menschen, die für dieses grausame Massaker verantwortlich waren, einfach nur Menschen sind? Das ist nur eine der Fragen, die dieses Buch dem Leser stellt und auf die es keine leichte Antwort gibt. „The Optimists“ ist ein Buch, dass es dem Leser nicht leicht macht und das nachdenklich zurücklässt, aber trotz allem ist es zu guter Letzt doch ein hoffnungsvolles, lebensbejahendes Buch, ein kleines Kunststück bei diesem Thema und eine absolute Leseempfehlung von mir.