Summerscale, Kate: Der Verdacht des Mr. Whicher

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Summerscale, Kate: Der Verdacht des Mr. Whicher

Beitragvon Doris » Do 11. Dez 2008, 10:06

Vorneweg sei schonmal gleich gesagt, dass es sich hier um ein Sachbuch handelt.

Es geht um den Mord an dem kleinen Saville Kent, 3 Jahre alt, der mit durchschnittener Kehle hinter dem Haus gefunden wird.
Wir schreiben das Jahr 1860.
Dieser Fall und die darauf folgenden Ermittlungen waren Vorlage für die Werke so berühmter Schriftsteller wie Wilkie Collins, Charles Dickens und Arthur Conan Doyle, worauf in dem Buch auch immer wieder hingewiesen wird.

Es war das erste Mal dass ein Detektiv von Scotland Yard die "moralische Verkommenheit im Inneren eines Haushalts zu entlarven versuchte", eheliche Untreue, emotionale Grausamkeit, ungeratene Kinder, Wahnsinn, Eifersucht, Einsamkeit.
Nichts war den Engländern verhasster als jemand hinter verschlossenen Türen zu wissen, der dann auch noch im Familienleben herumschnüffelte.
"Die Privatsphäre war zum wesentlichen Attribut der viktorianischen Bürgerfamilie geworden".
Das Innere ihrer Häuser blieb für Außenstehende beinahe unsichtbar, außer wenn die Türen sich ausgewählten Gästen öffneten.

Es werden etliche Zeitungs- und Ermittlungsbericht zitiert, umfangreiche Fußnoten und ein ausführliches Quellenverzeichnis runden das Ganze ab. (ich habe nicht alle gelesen).
Man erfährt eine Menge über die Arbeit des noch im Entstehen ersten Kriminalbeamten von Scotland Yard, über die Ermittlungsmethoden, über das Leben im England des 19. Jahrhunderts.

Das erste Drittel des Buches war sehr spannend zu lesen, in der Mitte verliert sich die Geschichte in ziemlichen Längen, und wird zum Ende hin nochmal interessant.
Das Wissen dass dies tatsächlich passiert ist, die Art und Weise wie der tote Saville Kent beschrieben wird, läßt einem manchmal die Luft anhalten.
Außerdem ist es sicherlich ein Grund sich mit Autoren wie Collins, Dickens und Poe zu beschäftigen, wenn man dies noch nicht getan hat.
Ich für meinen Teil werde jetzt endlich mal die Frau in Weiß lesen.

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Doris
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
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