Haahtela, Joel: Sehnsucht nach Elena

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Haahtela, Joel: Sehnsucht nach Elena

Beitragvon Daniliesing » Fr 19. Dez 2008, 17:16

Sehnsucht nach Elena

Auch ich beobachtete Elena

1. Meinung:

Innerhalb von zwei Tagen habe ich dieses Buch nun gleich zwei mal gelesen und muss sagen: Es ist einfach wunderbar!

Beim ersten Lesen wird man sich zunächst wohl über die Kapitellängen wundern, die ein bis zwei Seiten fast nie überschreiten. Schon bald wird aber klar, dass genau diese kurzen Kapitel wesentlich zur Vermittlung des Inhalts und zum Einfühlen in die Hauptfigur dienen.
Man wird nämlich in die Rolle eines Mannes versetzt, der ständig einer Frau, Elena, begegnen möchte. Er kennt ihre ganzen Gewohnheiten und beobachtet sie so häufig wie möglich.
Die kurzen Kapitel versetzen einen selbst nun in die Rolle des Beobachters und lassen einen von Situation zu Situation springen. Man spaziert gedanklich selbst im Park entlang, möchte gleichzeitig Elena aus nächster Nähe betrachten und trotzdem nicht auffallen. Später sitzt man gedankenverloren auf ihrer Haustürschwelle und ist komplett niedergeschlagen, weil Elena plötzlich verschwunden ist.
Der Aufbau des Buches ebnet förmlich den Weg des Mannes, der Geschichte und der Gedanken des Lesers. Man sinkt einfach hinein und geht mit auf diesem Weg.

Lange ist nicht klar, warum der Mann Elena verfolgt. Anfangs vermutet man vielleicht einen Stalker, was andererseits absolut nicht zur Tiefgründigkeit und Hingabe des Autors zur Sprache dieses Buches passen will. Welche Intention er wirklich hat, soll hier natürlich nicht verraten werden.
Sowieso sollte man so wenig des Inhalts wie möglich vorwegnehmen, um den Fluss der Geschichte und dieses Hineingesogenwerden zu spüren.

Dies ist ein zugleich bedrückendes und doch hoffnungsvolles Buch, dass tiefe Gefühle aufzeigt und den Leser mitten ins Herz trifft.

Beim nochmaligen Lesen entdeckte ich immer mehr Zusammenhänge und mir wurde die inhaltliche Dichte dieses Buches noch bewusster.
Was zunächst, vom Titel her, wie eine gewöhnliche Liebesgeschichte über Trennung, Verlust oder unerwiderte Liebe klingt, birgt sehr viel komplexere Gedankengänge. Für seine Fähigkeiten mit wenigen Worten so viel auszudrücken und das Kopfkino ins Rasen zu bringen, kann ich dem Autor, Joel Haahtela, nur absolut dankbar sein. Es ist ein Buch, das einfach zum Nachdenken bringt. Manchmal ist weniger eben doch mehr. (Daniliesing)

2. Meinung:

Ein Moment, der ein Leben verändert

Inhalt:

Wer hat noch nicht von einem Moment gehört, der ein Leben für immer ändert? Genau einen solchen Moment erlebt ein Mann in "Sehnsucht nach Elena".
Eines morgens weicht er von seiner gewöhnlichen Route - 7. Station aussteigen, vorbei am Busbahnhof, der Sternenwarte und dem Gemüsehändler - ab und kommt in einen Park. Dort sieht er eine junge Frau die ihm gleich vertraut erscheint und eine unstillbare Sehnsucht in ihm weckt. Jeden Morgen verbringt er seitdem im Park und als die Frau - Elena heißt sie erfährt er durch Zufall - plötzlich nicht mehr kommt bringt ihn diese Sehnsucht komplett aus dem Konzept. Er beschließt sie zu suchen und findet den Ursprung seiner Sehnsucht in seiner eigenen Vergangenheit...

Meine Meinung:

Der Leser wird durch einen namenlosen Ich-Erzähler durch das Geschehen geführt, die täglichen Erlebnisse dieses Erzählers werden geschildert. Die Kapitel sind jeweils sehr kurz und so entsteht der Eindruck in einem Tagebuch zu lesen.
Der Autor bedient sich einer gefühlvollen, zärtlichen und modernen Sprache die alle Sinne anspricht und poetisch & rührend das Gefühlsleben des Mannes überträgt.
Die Protagonisten lernt man aufgrund der Erzählweise anhand unterschiedlicher Gesichtspunkte kennen. Während man bei dem Mann nur hinter die Fassade schauen und seine Gefühle und Gedanken komplett einsehen kann, erfährt man von Elena nur, was der Mann sieht oder über sie denkt.
Der Mann ist gewissenhaft, einsam und hält eigentlich stets an seiner Routine fest. Das zeigt sich darin, dass allein in den ersten 10 Kapiteln mehrfach der Weg am Busdepot, der Sternenwarte und dem Gemüsehändler vorbei, erwähnt wird. Jede kleine Änderung wirft ihn normal komplett aus der Bahn, Halt findet er dann aber in seiner enormen Sehnsucht nach Elena.
Die Handlung ist klar und strukuriert, sie umfasst einen Zeitraum von etwas einem Jahr. Größere Zeitsprünge stören hierbei nicht, da man die wichtigsten Ereignisse von der erlebenden Person selbst geschildert bekommt.
Man weiß lange nicht warum der Mann Elena so verehrt, ob es Liebe auf den ersten Blick war oder er einfach psychisch krank ist. Nach und Nach wird das Geheimnis des Mannes gelüftet, jedes Kapitel enthält ein weiteres Steinchen und diese Steinchen bilden dann am Ende ein geordnetes Mosaik des Lebens des Mannes.
Die Gestaltung des Covers ist perfekt auf den Inhalt abgestimmt, sowohl das Geheimnisvolle an Elena, als auch die große Sehnsucht die im Buch enthalten ist werden übertragen. Denn die Frau dreht den Rücken zu den Lesern und blickt melancholisch auf's Meer hinaus.

Fazit:

Mit nur 152 Seiten ist es dem Autor gelungen den Leser zu fesseln und zu überzeugen.
Ein Buch, das den Leser berührt, aber auch zum Nachdenken anregt. Vor allem aber ein Roman, der einem zeigt, das oftmals ganz andere Sachen hinter einer Handlungsweise stecken als man denkt und das verdeutlicht, dass ein einziger Moment alles ändern kann. (keksigirl)

3. Meinung:

Ein Mann sieht eine Frau und ist auf den ersten Blick hin und weg. Fortan sucht er immer wieder ihre Nähe. Was es mit ihr, dem Mann und seinen Erinnerungen auf sich hat, wird erst am Ende des Buches aufgelöst.
Daher möchte ich hier auch nicht weiter darauf eingehen.
Damit ließe sich der Inhalt dieses Buches, das übrigens nur erzählt wird, wörtliche Rede kommt nicht vor, das Prinzip von show don´t tell scheint dem Autor auch weitgehend unbekannt zu sein, komplett sagen.
Es hat 150 Seiten, wovon man aber noch mal gut die Hälfte abziehen kann, da kein Kapitel länger als anderthalb Seiten ist und jedes Kapitel auf einer neuen Seite beginnt.
Der Ich-Erzähler berichtet aus seinem Alltag, der wenig aufregend ist. Mal kommt ein Freund zu Besuch, dann geht er wieder in den Park und beschreibt, wie er Elena dort sieht. Der Stil ist recht flüssig zu lesen und manche Formulierungen sind wirklich schön, aber gefesselt hat mich das Buch nicht.
Die letzten Seiten sind dann zwar doch recht überraschend, aber davor passiert so ziemlich nichts und vor allem nichts Spannendes.
Man liest das Buch in weniger als einer Stunde durch und wer reine Erzählungen mag, ist mit diesem Werk ganz sicher gut bedient.
Den Preis von 16 Euro finde ich für eine so kurze Geschichte allerdings reichlich hoch. (Maren)
Daniliesing
 
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