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Lennox, Judith: Das Haus in den Wolken

BeitragVerfasst: Sa 27. Dez 2008, 03:10
von Daniliesing
1. Meinung:

Vorweg muss ich sagen, dass ich nur 200 Seiten gelesen habe und dann abgebrochen. Meine Bewertung bezieht sich also nur auf diesen Abschnitt. Doch finde ich, dass 200 Seiten schon recht viel sind um einem Buch eine Chance zu geben. (Auch wenn ich nicht alles gelesen habe, wollte ich trotzdem etwas schreiben, damit auch verschiedene Eindrücke hier vertreten sind und das Bild nicht verfälscht wird.)

Mein positiver erster Eindruck nach einer knapp 30-seitigen Leseprobe hat sich im Fortgang der Geschichte leider nicht aufrecht erhalten. Die anfangs zärtlich anmutende, beginnende Liebesgeschichte zwischen Isabel und Richard hält leider nicht, was sie zu versprechen scheint. Vom einen Moment auf den anderen sind die beiden auch schon verheiratet und dann bald wieder räumlich getrennt, weil Richard in den Krieg muss. Mir passierte das alles viel zu schnell und auf die Gefühle der Figuren in dieser Situation geht die Autorin gar nicht mehr ein. Auch die Naturbeschreibungen, die mich am Anfang des Buches noch sehr eingenommen hatten, nahmen leider drastisch ab. Das Gefühl sich selbst am Meer zu befinden, mit Meeresrauschen und Wind im Haar, kam auch nicht mehr auf.

Man sieht also schon, dass der Anfang doch einen ziemlichen Eindruck auf mich hinterlassen hat und das wahrlich nur in positiver Hinsicht. Wirklich schade, dass es nicht so geblieben ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Autorin im Verlauf der Geschichte immer mehr den roten Faden -bzw. den Blick für das Schöne und Besondere verliert.

Es hätte tatsächlich ein ausgezeichneter Roman werden können... (Daniliesing)

2. Meinung:

Das Haus in den Wolken - eine anglo-irische Familiensaga

Die Leseprobe und auch die Kurzbeschreibung lesen sich fast wie eine triviale Liebesgeschichte. Armes Mädchen mit geheimnisvoller Vergangenheit trifft reichen Mann. Die beiden heiraten und bekommen Kinder.

Hinter dem mich wenig ansprechenden Cover und Titel verbirgt sich ein unerwartet spannendes und interessantes Buch. Die Autorin schafft es, mir eine Zeit näherzubringen, die mir bisher völlig fremd war. Die Familie Finborough vermittelt mir viel anschaulicher als der Geschichtsunterricht, wie stark sich innerhalb der beschriebenen gut 30 Jahre die Welt verändert hat.

Die erste Hälfte des 20. Jahrhundert ist eine faszinierende Kulisse, vor der Judith Lennox auch ihr neustes Buch ansiedelt. Eine Zeit der Umbrüche, sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich.
Die beiden Hauptfiguren, die anderen Familienmitglieder und ihre Freunde werden sehr plastisch beschrieben. Am Ende des Buches hatte ich fast das Gefühl, ich würde sie persönlich kennen.

Die Ereignisse der damaligen Zeit greifen tief in das Leben der Figuren ein. Der Leser erlebt mit, wie die Familie Finborough und ihre Freunde die Höhen und Tiefen durchleben. Als ich das Buch zuschlug, tauchte ich wie aus einer anderen Welt wieder in unsere heutige Zeit ein. Judith Lennox gelang es, mir das Gefühl zu geben, ich hätte diese Zeit selbst miterlebt.

Ein sehr beeindruckendes Buch und mit Sicherheit nicht das letzte, das ich von Judith Lennox gelesen habe.

(Zur Sprache kann ich nur wenig sagen, da ich die englische Fassung gelesen habe. Die Leseprobe gefiel mir aber sehr gut und die Übersetzung schien mir außergewöhnlich gut zu sein.) (sassenach)