Hagena, Katharina: Der Geschmack von Apfelkernen

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Hagena, Katharina: Der Geschmack von Apfelkernen

Beitragvon Binchen » Sa 21. Feb 2009, 20:26

Inhalt:

Als ihre Großmutter verstorben ist, kehrt Iris zurück nach Bootshaven, einen kleinen Ort in Norddeutschland. Sie erfährt, dass sie das Haus der Oma geerbt hat. Nicht ihre Mutter oder ihre Tanten, sondern sie.

Noch ist sie nicht bereit eine Entscheidung zu treffen, ob sie das Erbe auch annehmen wird und so verbringt sie die Tage nach der Testamentseröffnung im Hause der Oma, erinnert sich an die schönen und schrecklichen Tag, an den Garten, die Apfelbäume, die Erlebnisse dort. Sie erinnert sich an ihre Freundinnen und den Tag an dem das mit Rosemarie passierte und sie erinnert sich, dass Mira verschwandt. Sie streift durch den Ort und lernt einiges über ihre Vergangenheit, ob sie auch Weichen für ihre Zukunft stellen wird?

Meine Meinung:

Meine alte Tante war gerade verstorben, und dieses Buch lechzte danach endlich gelesen zu werden. Die Vergleichbarkeit der Situationen von Iris und mir war wohl der Auslöser es endlich vom Sub zu befreien. Außerdem die freundliche Stimmung gleich zu Beginn. Iris erinnert sich gerne an ihre Großmutter und die Erlebnisse im Dorf, an den Duft der Apfelblüten rund ums Haus, die ungezwungene Atmosphäre - damals war es oft schön.

Hagena entblättert rückblickend eine Familiengeschichte, die Geheimnisse birgt. So ist das Ganze fast ein spannendes Tagebuch. Es gibt Geschwister, die untereinander verbunden sind, unterschiedliche Arten zu Lieben, es gilt zu Verarbeiten, dass Oma Berta immer mehr an Alzheimer leidet. Abrechnungen und auch glückliche Erinnerungen sind Puzzleteilchen, die arrangiert sind, wie die Reste von Oma Berthas Erinnerungsvermögen. Hagena benutzt dafür eine Sprache mit wunderschöne Bildern, die auch mir nicht zu poetisch waren.

Hinzu gesellt sich auch eine angenehm Situationskomik, die sich durch den außerplanmäßigen Lebenswandel im Urlaub von Iris ergeben. Alte Kleider, die traditionelle mit der Ankunft im Haus angelegt wurden, das Schlafbedürfnis einer müden Frau, die Erinnerungen an alte Orte, die aufgesucht werden um Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, das führt im Hier und Jetzt zu Treffen, die Iris so nicht erwartet hatte, die mich immer wieder schmunzeln ließen.

Mich hat das Buch in seiner Art gefangen genommen, vielleicht hat es auch geholfen, den Tod zu verarbeiten, so wie es bei Iris der Fall war. Es glich dem Durchstöbern eines Dachbodens oder einer Schachtel mit alten unsortierten, liebevoll aufbewahrten Fotos. Hätte es doch auch bei mir noch unentdeckte Liebesgeschichten gegeben, die ich hätte entdecken können.

Ich hoffe Frau Hagena schreibt noch weitere Geschichten, die soviel leise Unterhaltung bieten.(Binchen, Januar 2009).

Bewertung **** von **** - außergewöhnlich
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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