Ragde, Anne B.: Das Lügenhaus

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Ragde, Anne B.: Das Lügenhaus

Beitragvon Binchen » So 31. Mai 2009, 20:14

Inhalt:
Tor lebt mit seinen Eltern auf dem Hof bei Trondheim. Die Mutter hatte schon immer das Sagen, Sparsamkeit ist angesagt - doch nun erleidet die Mutter einen Schlaganfall und liegt im Sterben.

Vor Jahren hatten sich seine beiden Brüder aus dem Staub gemacht - nun liegt ein Familientreffen in der Luft -

Margido ist Bestattungsunternehmer geworden. Der professionelle Umgang mit dem Tod und christliche Floskeln sind für ihn nicht nur Tagesgeschäft, sondern scheinen auch Berufung zu sein.

Der dritte Bruder ist ein 'Männermann' so sagt man in dem Teil Trondheims - und mit dieser Beschimpfung hat die Mutter den sensiblen Jungen damals auch vom Hof gescheucht, als er Designer werden wollte. In Kopenhagen lebt er mit seinem Freund und ist sehr erfolgreich.

Tor ist der einzige der Jungen, der ein Kind hat. Seine Tochter wuchs jedoch bei der Mutter auf und hat den Vater bisher nur einmal kurz gesehen.

Als die Nachricht vom nahenden Tode der Mutter/Großmutter die drei Menschen erreicht, die nicht auf dem Hof wohnen, sind alle zwiegespalten, ob sie hinfahren sollen, schließlich hatte die alte Frau nichts mehr von ihnen wissen wollen.

Als man sich schließlich trifft, ist es der Vater, der endlich sein Schweigen bricht.

Meine Meinung:

Der Brigitte-Kommentar, der auf der Rückseite prangte, verleitete mich zum Kauf: "Nach dem Rezept für einen Bestseller gefragt, hat die Norwegerin Anne B. Ragde gesagt: "Du darfst auf keinem Fall über drei Brüder auf einem Schweinezüchterhof in einem Kaff bei Trondheim schreiben" - Sie hat gelogen!"

Das Buch ist keines der freundlichen Sorte - es ist düster, wie ein nebliger Tag im eisigen Trondheim. Die schönen Seiten Norwegens sind mir schon ein Begriff, daher frage ich mich immer wieder, warum die skandinavischen Romane so häufig so düster sind und niedergeschlagen machen, auch wenn ich keinen heiteren Familienroman erwartete, stimmte mich das nicht gerade zufrieden.

An Radkes Einsteigerroman zur Familiensaga sind einzig der kleine Bruder und die Tochter des Anerben als Lichtblicke zu verzeichnen. Dass in der Familie etwas verkorkst ist, bemerkt man schnell, die Auflösung und der Weg dahin, sind jedoch nicht so spektakulär, wie die Verheißung der Brigitte vermuten lassen. Alles auf dem Hof wirkt düster, armselig, ärmlich - Und die Menschen haben fast nur Macken, mit denen sie umgehen müssen. Ein wenig mehr Normalität - oder Skurrilität hatte ich mir gewünscht. Für mich blieb die Stimmung grau - mir fehlte ein wenig Ironie oder Sarkasmus, der in dem Ankündigungskommentar verborgen schien.

Die Geschichte konnte mich nicht so überzeugen, dass ich wissen möchte, wie es mit den drei Brüdern weitergeht -

Binchen, Mai 2009

Bewertung ** von ****
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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