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Noll, Ingrid: Kuckukskind

BeitragVerfasst: So 28. Feb 2010, 22:21
von Binchen
Autor : Noll, Ingrid
Titel: Kuckukskind
Bild
Kategorie: Lesung
Genre: Krimi/Unterhaltung
SprecherInnen: Franziska Pigulla
Medium: 6-CDs
Laufzeit: ca. 409 Minuten
Verlag: Diogenes
Preis: 29,90 €
ISBN: 9783257801897
Bewertung: ** von max.*****
(_furchtbar / *schlecht/** noch ok / *** richtig gut / **** spitze/***** außergewöhnlich)

Inhalt
Anja, Ende 30, ist desillusioniert, als sie ihren Mann im Bett mit einer anderen erwischt, rächt sie sich zwar, aber am Ende, landet sie im Rattenloch, so bezeichnet sie ihre schäbige möblierte Wohnung.

Ihr Job als Lehrerin nervt sie gerade, einzig die Sucht Sudokus zu lösen, ist derzeit ihr Lebensinhalt. Ihre Mutter nörgelt ständig, dass sie kein Enkelkind hat und die Freundschaft zur Kollegin Birgit ist nicht so, wie sie scheint, denn eigentlich hasst sie die attraktive begehrte Kollegin.
Als diese auch noch schwanger aus dem Urlaub zurückkehrt, ist Anja noch neidischer als zuvor, soll die Kollegin etwa bekommen, was ihr immer verwehrt blieb? Sie kann doch nicht mit allem 'durchkommen' oder?

Meine Meinung :

Ingrid Noll hat ihren schwarzen Humor schon oft glänzend unter Beweis gestellt, zuletzt für mich durch 'Ladylike'. Mit diesen Erwartungen begann ich das Hörbuch zu hören, allerdings wurde ich arg enttäuscht. Franziska Pigulla, die Sprecherin, hat zwar alles versucht, aber ihr Einsatz allein konnte das Hörbuch für mich nicht retten.

Das liegt zum einen daran, dass ich Anja von Beginn an nicht leiden kann. Ihr Neid, ihre Missgunst, ihr Selbstmitleid sind für kaum zu ertragen, allerdings für weniger genervte Zeitgenossen vielleicht eher als realistisch zu bezeichnen. Mit der Zeit entwickelt sie sich zwar zum Positiven, aber das konnte für mich die Geschichte nicht retten, der gewohnt feine schwarze Humor ist hier wesentlich platter als gewohnt, Ingrid Noll kann es einfach besser, die Geschichte und sogar die Auflösung war für mich vorhersehbar, die anderen Charaktere blieben blass - mir fehlten die feineren gewohnten Noll-Nuancen.

Die ständigen Verdächtigungen, die Anja wie eine fixe Idee verfolgt, sind auch nicht dazu angetan, meine Stimmung zu verbessern, immer ist alles nur negativ, wie eine fixe Idee verfolgt Anja ihre Umwelt mit Verdächtigungen - ABER
genügend Leser sind darauf nicht fixiert, wie ich. Eine ehrliche Haut, wird da mit Anja geschildert, sie tut sich selbst Leid, sie versucht ihre negativen Ideen zu vervielfältigen und bemerkt kaum, was sie damit anrichtet, selbst als sie es merkt, hört sie nicht damit auf. Es ist eine einfache Charakterstudie, die wir hier serviert bekommen. Vielleicht kann man es auch so sehen, wenn man nicht auf sympathische Figuren angewiesen ist und fühlt sich dann mit diesem Buch gut unterhalten, denn Frau Pigulla schafft es Anja Leben einzuhauchen, ihr rauhes Timbre erscheint mir wie geschaffen für die Deutschlehrerin.

Die familiären Verhältnisse, die Auflösung und die Entwicklung sind dann letztendlich für Noll'sche Verhältnisse zwar nett, aber in der Form dann nicht mehr spannend genug für mich, um die Geschichte zu retten.

Empfehlung: Die Klappentexte verraten m.E. zuviel - also bitte nur vorsichtig lesen. Ich habe durch sie immer gewartet ... - ja wann passiert es denn endlich ... - vielleicht war auch das nicht förderlich für einen Genuss.