Mann, Thomas: Mario und der Zauberer

Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben.
Forumsregeln
Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben. Die Moderatoren behalten sich vor, anderweitige und kommerzielle Einträge ohne Kommentar zu löschen!

Mann, Thomas: Mario und der Zauberer

Beitragvon JMaria » Mo 29. Sep 2008, 14:48

Thomas Mann: Mario und der Zauberer

Kategorie: Lesung
Genre: Klassiker
Sprecher: Peter Matic
Autor: Thomas Mann
Medium: 2 CD + MP3-CD
Laufzeit: 133 min. ungekürzte Lesungen
Verlag: Argon-Verlag 2006
Preis: 29,95 €
ISBN: 3-86610-089-2
Bewertung: ****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)


Inhalt:
„Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm. Ärger, Gereiztheit, Überspannung lagen von Anfang an in der Luft, und zum Schluß kam dann der Choc mit diesem schrecklichen Cipolla, in dessen Person sich das eigentümlich Bösartige der Stimmung auf verhängnishafte und übrigens menschlich sehr eindrucksvolle Weise zu verkörpern und bedrohlich zusammenzudrängen schien. Daß bei dem Ende mit Schrecken (einem, wie uns nachträglich schien, vorgezeichneten und im Wesen der Dinge liegenden Ende) auch noch die Kinder anwesend sein mussten, war eine traurige und auf Missverständnis beruhende Ungehörigkeit für sich, verschuldet durch die falsche Vorspiegelungen des merkwürdigen Mannes. Gottlob haben sie nicht verstanden, wo das Spektakel aufhörte und die Katastrophe begann, und man hat sie in dem glücklichen Wahn gelassen, dass alles Theater gewesen sei.“

So beginnt die Novelle „Mario und der Zauberer“ und bestimmt bereits, dass die Erzählung als Rückblick sehr atmosphärisch verläuft. Ein Ehepaar und ihre zwei Kinder machen zum wiederholten Male Urlaub am Tyrrhenischen Meer. Doch diesmal verläuft die Sommerfrische alles andere als beschaulich und ruhig. Die Stimmung im faschistischen Italien hat sich gewandelt. Im Grand Hotel spürt das Ehepaar, dass sie nicht willkommen sind. Das Speisen auf der Dachterrasse wird ihnen als Fremde verwehrt. Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten, so z.B. mit Mario, dem Kellner des Hotels. Als sich jedoch eine Adlige über den abklingenden und nicht mehr ansteckenden Keuchhusten beklagt, rät die Direktion zum Umzug in ein anderes Hotel. Statt dem ersten Instinkt abzureisen nachzugeben, entschließt sich die Familie in die kleine Pension der Signora Angiolieri überzusiedeln.

Doch die Anfeindungen gehen weiter: als die achtjährige Tochter nackt im Wasser ihren Badeanzug wäscht, gibt es am Strand einen Tumult. Dem Vater wird von der Polizei ein Bußgeld auferlegt. Eine Entspannung erhoffen sie sich durch die angekündigte Vorstellung des Zauberkünstlers Cipolla. Die Bühne betritt nun ein kleiner, grotesk erscheinenden Mann, dessen Buckel erst zu sehen ist, als er sein Cape ablegt. Seine Peitsche ist der Taktgeber für seine hypnotischen Künsten. Je weiter der Abend voranschreitet desto bösartiger werden seine Attacken. Da ruft Cipolla den Kellner Mario auf die Bühne....

Das Hörbuch:
Die Novelle schrieb Thomas Mann 1929 und erschien 1930. Sie wird mit dem Untertitel veröffentlicht: „Ein tragisches Reiseerlebnis“. Inspiriert wurde der Autor durch persönliche Erfahrungen aus dem Jahre 1926, als die Familie Mann Urlaub in Forte dei Marmi machte. Diese Tragik und das Unheil sollte stimmlich getragen werden, was dem Sprecher Peter Matić exzellent gelingt. Gekonnte Akzentuierung der italienischen Ausdrücke, sowie in der Interpretation des Cipolla, dessen kurze, hämische Sätze wie Peitschenhiebe klingen. Man merkt Peter Matić seine jahrelange Erfahrung auf der Bühne an, bzw. man hört sie.

Das Booklet gibt dem Hörer einen Einblick in Thomas Mann’s Leben, eine Kurzbiographie über Peter Matić und eine Zusammenfassung des Werkes, bebildert mit schönen mediterranen Motiven.

JMaria im Mai 2007
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Christopher Isherwood: Mr. Norris steigt um
Sigrid Nunez: Mitz. The Marmoset of Bloomsbury (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16222
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Zurück zu Rezensionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste

cron