Fontane, Theodor: Effie Briest - Hörspiel

Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben.
Forumsregeln
Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben. Die Moderatoren behalten sich vor, anderweitige und kommerzielle Einträge ohne Kommentar zu löschen!

Fontane, Theodor: Effie Briest - Hörspiel

Beitragvon Binchen » So 22. Feb 2009, 14:09

Bild

Kategorie: Hörspiel
Genre: Klassiker
SprecherInnen: Cordula Trantow, Martin Held, Paul Edwin Roth
Regie: Rudolf Noelte
Medium: 4 CDs
Laufzeit: 295 Minuten
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-86717-327-8
meine Bewertung: **

Inhalt:
Ende des 19. Jahrhunderts – Bismark ist Kanzler – preußische Ehre und Genauigkeit bestimmen das Leben der Gesellschaft.

Die 17-jährige Effie wird mit dem wesentlich älteren, früheren Verehrer der Mutter, Baron Instetten vermählt und zieht an die Ostsee in den Badeort Kessin in Hinterpommern. Sie fügt sich in ihre Rolle, schließlich wird das von ihr erwartet, doch glücklich ist sie nicht. Der trockene Beamte ist gar nicht so, wie sich Effie in ihren Träumen ihren Mann ausgemalt hat. Da sind der Apotheker Gieshübler oder Major Crampas schon eher nach ihrem Geschmack.

Jahre später, als Effie mit dem aufgestiegenen Instetten schon in Berlin wohnt, fallen diesem Briefe in die Hand, die von Effies Ehebruch zeugen. Ein Mann von Ehre kann das nicht einfach so unter den Tisch kehren und muss entscheidende Schritte in die Wege leiten.

Meine Meinung:


Poetischer Realismus, Fontane, sprachgewaltig, Bilder, Metaphern – von diesen Begriffen strotzen Artikel über Effie Briest. Kann man sich diesem Werk über ein Hörspiel nähern?

Ich konnte es leider nicht, vermutlich waren meine Intentionen die falschen, wollte ich doch nur die Geschichte kennenlernen. Der Plot selbst gibt einfach zu wenig her, vermutlich ist da sogar eine Verfilmung, oder die entsprechende Vertonung des Films geeigneter. Die Hörspielversion liess jedoch auch die literarische Basis in den Hintergrund treten, so dass auch die Intention, Motive, Metaphern und Bilder der literarischen Vorlage zu transportieren, m.E. nur unvollständig umgesetzt werden konnte.

Das vorliegende Hörspiel, als Zwitter zwischen Lesung und Film, wenn man den Umfang des Materials betrachtet, konnte meine Neugierde zur Geschichte befriedigen, aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen.

Hörspiele sind per se nicht unbedingt meine Lieblingsvertonungen, so hatte dieses schon vorab einen schweren Stand, doch was ich noch weniger mag, sind Passagen, die ich schlecht verstehen kann. Und hier wurden oftmals Briefe oder Gespräche zitiert, die halblaut und schnell mit verschluckten Silben vorgewispert wurden. Der Inhalt war so nicht oder nur schwer verständlich. Das mag zwar ein Stilmittel sein, allerdings keines, was mir gefällt.

Die Besetzung der Männerrollen halte ich für sehr gelungen, den preußischen Beamten konnte man genauso gut heraushören, wie den besorgten Vater, oder den schrillen Apotheker. Allerdings hätte ich mir Effie, die ja wirklich jung und naiv ist, ein wenig jugendlicher gewünscht. Die Geräuscheffekte waren gut platziert, aber nicht spektakulär.

Vielleicht ist die Hörspielversion für Kenner des Stückes geeignet, für diejenigen, wie mich, die Effie kennenlernen wollten, ist dieses Hörspiel nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich blieb am Ende enttäuscht zurück.

Ich fürchte Effie wird entweder mit einer Filmvorstellung in meinem Kopf enden – oder eher gar nicht – nach diesem Einstand wird die vermutlich vorzügliche Gert Westphal -Lesung nicht in meinen Player geraten, weil mich die Geschichte nicht mehr interessiert und ich den Wert einer literarisch gehobenen Sprache nicht genügend schätze um mich ein weiteres Mal (nach mehreren versuchten Leseangriffen) der Figur zu widmen.

Das Hörspiel mag ich also nur denen empfehlen, die Effie schon kennen und mit diesem Hörspiel eine weitere Möglichkeit sehen, einen geliebten Roman nochmals zu erleben. (Binchen, Februar 2009)
Winke Binchen
____________________________________________________
Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
Benutzeravatar
Binchen
 
Beiträge: 2451
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 14:49

Zurück zu Rezensionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste