McCarthy, Cormac: Die Straße

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McCarthy, Cormac: Die Straße

Beitragvon Petra » Di 24. Feb 2009, 10:52

McCarthy, Cormac
Die Straße

Bild

Kategorie: Ungekürzte Lesung
Genre: Erzählung
SprecherInnen: Christian Brückner
Regie: /
Medium: 6 CDs
Laufzeit: ca. 462 Minuten
Verlag: Parlando
Preis: 29,95 €
ISBN: 9783935125758
Bewertung: ***
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt / Meine Meinung:

In einer völlig zerstörten Welt, in der alles verbrannt und jedes Licht gewichen ist, müssen sich zwei der wenigen Überlebenden – ein Vater mit seinem Sohn durchschlagen. Sie folgen der Straße, nur mit einem Revolver (mit nur zwei Schuss Munition) und einem Einkaufswagen, in dem sie ihre wenigen Habseligkeiten auf ihrem Weg transportieren. Das Ziel? Das Meer. Dort ist es vielleicht wärmer. Dort ist es vielleicht besser. Dort kann man vielleicht irgendwie überleben. Mit dieser Hoffnung machen sich die zwei auf den Weg.

Für was weiterleben, wenn nichts nennenswertes mehr übrig ist? Wenn alles verbrannt ist, es nur wenige Überlebende gibt und wo die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt, weil jeder nur noch für sein eigenes überleben kämpft?

Diese Frage müssen sich ein Vater und sein Sohn zwangsläufig stellen – und mit ihnen die Leser/Hörer. Denn ausgesprochen werden die Fragen nicht. Sie drängen sich auf und lassen keine Ruhe.

Was den beiden bleibt, in dieser apokalyptischen Finsternis, sind sie selbst. Der Vater für den Sohn. Aber auch der Sohn für den Vater. Zwar behütet der Vater seinen Sohn, doch liegt auf der Hand, dass auch der Sohn für den Vater überlebenswichtig ist. Denn wozu weiter machen? Das Kind ist ein Grund, wenn auch nur ein psychologischer. Denn betrachtet man die Szenerie näher, so findet sich eigentlich kein Grund zum weitermachen in dieser trost- und hoffnungslosen Welt; im Gegenteil, der Griff zur Waffe mit den genau zwei Kugeln – für jeden von ihnen eine – liegt nahe. Denn wofür, wenn es keine Hoffnung mehr gibt?

Eine Frage, die den Leser/Hörer auch nach dem Ende des (Hör-)Buchs beschäftigt.

Cormac McCarthy ist ein außergewöhnlicher Schriftsteller. In seinen literarisch geschöpften Welten geht es trostlos zu. Religöse Elemente spielen auch stets mit hinein. Seine Aussagen muss man sich selbst erarbeiten oder auch nur seine Texte auf sich wirken lassen. Es passiert schon genug in einem beim Lesen/Hören – so auch hier bei „Die Straße“. Nur konkrete Antworten oder gar konkrete Fragestellungen sollte man sich nicht erwarten. Ein spannender Autor, sprachlich durchaus beeindruckend, den es zu entdecken gilt.

Diese Geschichte von Christian Brückner vorgetragen zu bekommen, hat mir sehr gefallen. Er ist genau der Richtige. Sowohl um die trostlose Szenerie heraufzubeschwören, als auch für das Miteinander von Vater und Sohn. Den Vater interpretiert er stets wohlwollend dem Kind gegenüber. Dieser lässt sich seine eigene Verzweiflung nicht anmerken, um dem Kind Mut zu machen und ihm seine Angst zu nehmen. Und vielleicht damit auch sich seine eigene. Das transportiert Christian Brückner sehr gekonnt. Man glaubt ihm den Vater und erkennt seine Motive, auch wenn sie zu keiner Zeit ausgesprochen werden. Ebenso glaubt man ihm den Sohn. Ein Sprecher wie Christian Brückner hat es nicht nötig, einen kindlichen Tonfall anzuschlagen. Er setzt Akzente (z. B. ein einziges Wort trotziger ausgesprochen, als es ein Erwachsener tun würde) und verkörpert auch das Kind stimmlich sehr passend.

Fazit: Ein Autor mit sehr speziellen Themen und einer sehr eigenen Herangehensweise. Und ein Sprecher, der diese Apsekte in der ungekürzten Lesung sehr gekonnt umsetzt. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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