Eich, Günther: Träume - Rezi von Peka

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Eich, Günther: Träume - Rezi von Peka

Beitragvon Binchen » Di 1. Apr 2008, 12:46

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Kategorie: Hörspiel
SprecherInnen:
Fassung von 1951 mit Inge Meysel, Erich Schellow, Annegret Lerche, Eduard Marks u.a.
Fassung von 2007 mit Barbara Auer, Traugott Buhre, Leslie Malton, Felix von Manteuffel, Udo Wachtveitl, Andreas Fröhlich u.a.
Regie: Fritz Schröder-Jahn (1951), Alexander Schuhmacher (1. Traum 2007), Simona Ryser (2. Traum 2007), Beate Andres (3. Traum 2007), Sven Stricker (4. Traum 2007), Bernadette Sonnenbichler (5. Traum 2007), Hans Schüttler („6. Traum“ 2007)
Medium: 3 CDs
Laufzeit: 152 Minuten
Verlag: der hoerverlag
Preis: 24,95 €
ISBN: 978-3-86717-033-8

Bewertung:
****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:
Ein Hörspiel – zwei Fassungen (1951 / 2007). Fünf Träume – geträumt auf fünf Kontinenten oder anders gesagt: Fünf Alpträume in der Form von fünf Kurzhörspielen.
1. Traum: Eine Familie aus Deutschland fährt offenbar schon viele Jahre in einem Güterwagen durch die „Welt“. Sie kennen allerdings diese „Welt“ nicht und glauben deshalb den Erzählungen eines älteren Mitfahrenden nicht...
2. Traum: Chinesische Eltern verkaufen ihr Kind an einen schwerreichen aber kranken Mann. Was will der Mann mit dem Kind und warum soll es plötzlich in der Küche verschwinden...
3. Traum: In einer australischen Kleinstadt erwarten die Bewohner „den Feind“. Wenn der Feind erst einmal ein Haus übernommen hat, dann übernimmt er auch alles was sich in diesem Haus befindet...
4. Traum: Im afrikanischen Dschungel lassen sich zwei Forscher einheimische Köstlichkeiten munden. Nach dem Mahl geschieht seltsames...
5. Traum: In New York hören Bewohner einer Wolkenkratzerwohnung Geräusche die zunächst dem Aufzug zugeschrieben werden. Aber der Aufzug fährt überhaupt nicht...

Meine Meinung:
Als im Jahre 1951 der damalige NWDR das Hörspiel erstmals sendete, da war man sich im Funkhaus durchaus bewusst das dieses Hörwerk Reaktionen bei der Hörerschaft hervorrufen wird. Das diese Reaktionen dann so heftig ausfallen würden war dann doch eine kleine Überraschung. Als „6. Traum“, angehängt an die Neuproduktion aus dem Jahre 2007, kann der Hörer nun Mitschnitte der Höreranrufe von 1951 hören und sich somit selbst ein Bild davon machen. Träume wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet und gilt auch heute noch als Meilenstein der Deutschen (Nachkriegs-)Hörspielgeschichte. Im Booklet geht man sogar soweit, Träume in einem Atemzug mit H.G. Wells legendärem Hörspiel „Krieg der Welten“ zu vergleichen (bei der Ausstrahlung von Krieg der Welten in den dreissiger Jahren, liefen in den USA die Hörer tausendfach auf die Straße weil sie dachten die Marsmenschen seien wirklich auf der Erde gelandet). Das Booklet ist übrigens eines der besseren Sorte, nämlich eines der besten Booklets das mir bisher untergekommen ist. Sehr informativ aber kein Geschwafel, ich habe sehr viel über das Hörspiel und das drumherum erfahren. Die fünf Szenen des Hörspiel handeln von einer fundamentalen Angst, Todesangst oder auch Lebensangst, je nachdem wie man das interpretieren möchte. Es geht um Verschleppung und Deportation, um Atomkrieg und letztlich natürlich auch um die Bedrohung durch politische Systeme. Als Hörer hat man die Wahl der Qual das gehörte für sich selbst zu interpretieren oder auch nicht. Schon 1951 konnte man das Hörwerk „verstehen“ oder eben auch „missverstehen“. Ich selbst habe erst während des hörens der zweiten Fassung angefangen dieses Höspiel zu „verstehen“. Interessant ist: Beide Fassungen sind mehr oder weniger identisch in der Textfassung, nur die Betonungen sind an manchen Stellen anders gewählt. Das und die wohltuende Tatsache das auch bei der Neuproduktion sparsam mit dem Mitteln des „Sounddesign“ umgegangen wurde machen es aus, dass ich diese drei CD's gerne gehört habe. Die aktuelle Neufassung von 2007 wurde übrigens zum Hörspiel des Monats Januar 2007 gekürt und die Jury hat eine geradezu geniale Begründung dafür gefunden: „Ein gutes und gleichermaßen fürchterliches, ein fürchterlich gutes Hörspiel." (Peka, März 2007)
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