Spende für Haiti statt Buch?

[Petra]

Guten Morgen Ihr Lieben,

mal ein anderes Thema. Das Erdbeben in Haiti hat mich zum nachdenken gebracht. Ich überlege mir welche Bücher ich mir noch alle kaufen kann und will, während den Mensch dort so großes Leid widerfährt.

Über Spenden hört man allerhand Sachen. Die Gelder kämen eh nicht da an wo sie hin sollen oder zumindest große Teile davon nicht. Und das nimmt mir dann das Vertrauen und die Lust aufs Spenden. Dabei täte es mir doch gar nicht weh, mal auf 1, 2 oder 3 Bücher zu verzichten.

Deshalb möchte ich Euch hier fragen, was haltet Ihr vom Spenden? Wisst Ihr mehr darüber ob Gelder (zum Großteil) ankommen? Ich habe z. B. diese Seite für eine Spende für Haiti an UNICEF gefunden. Ich wäre sehr dankbar für Eure Erfahrungen und für Beiträge dazu was Ihr so über solche Spenden hört und denkt. Das würde mir beim entscheiden sicher helfen.

Wenn ich bedenke, wie froh und dankbar ich für alles wäre, was kommt, wenn es mir so schlecht ergehen würde wie den Menschen dort, dann frage ich mich, warum ich nicht schon längst was gespendet habe.

[Doris]

Liebe Petra,

die täglichen Berichte sowohl in der Zeitung als auch im Fernsehen machen auch mich mehr als betroffen und trotzdem werde ich für Haiti nicht spenden.
Meine Familie und ich haben jahrelang ein Patenkind in Afrika gehabt; dieses Geld haben wir sehr gerne gespendet, bis uns eines Tages auffiel wie groß die Not und der Bedarf im eigenen Umfeld ist.
Einmal im Jahr gucken wir uns einen Verein (z. B. die Tafelrunde, die u.a. sozialschwache Familien mit Essen versorgt) aus und unterstützen diese in Form von Sachspenden.
Geldspenden an große Projekte mache ich garkeine mehr, einfach weil ich Sorge habe dass dieses im Dschungel der Bürokratie untergeht. Das mag für viele kein haltbares Argument sein, für mich aber schon.
Seit wir diese Sachspenden überreichen habe ich das Gefühl etwas Gutes getan zu haben. Und das ist gut so.

Herzlichst, Doris

[Josie]

Liebe Petra,

ich kann dir leider auch nicht weiterhelfen. Ich bin auch hin- und hergerissen, ob ich für Haiti spenden soll oder nicht. Als es seinerzeit um die Spenden für die Tsunami-Opfer ging, kamen die Gelder wohl so gut wie gar nicht dort an, wo sie so dringend benötigt wurden. Selbst bekannte Organisationen, denen man echtes Vertrauen schenkte, verwendeten das Geld nicht dafür.

Deshalb sehe ich es dieses Mal etwas kritischer. Wenn man jedoch die Bilder im Fernsehen sieht, die nur einen Bruchteil des eigentlichen Elends widergeben können und die einem dennoch schon sehr nahe gehen und einen bewegen und beschäftigen, habe ich eigentlich schon das Bedürfnis zu spenden.

Heute Morgen hieß es jedoch schon, dass die Helfer in ein paar Wochen wieder abrücken und die Leute sich selbst überlassen werden, und dass der Aufbau zehn Jahre dauern wird. Ganz ehrlich denke ich, innerhalb dieser zehn Jahre verschwendet kaum einer mehr einen Gedanken an Haiti. Wo also, geht das Geld dann eigentlich hin? Sicher, ein paar Organisationen bleiben bestimmt vor Ort und unterstützen auch die nächsten Jahre noch, aber welche genau sind das?

Und eigentlich habe ich mir vorgenommen, genau aus dem Grund nicht mehr an große Organisationen zu spenden, bei denen ich nicht weiß, wo die ganzen Gelder letztendlich versickern. Ich sehe das wie Doris. Es gibt im Umfeld so viel, wo man helfen kann, sei es einen warmen Mantel, der einem selber nicht mehr passt und den man für einen Obdachlosen abgibt, wie Doris für die Tafeln, für ehrenamtliche Mitarbeit in einem Hospiz, Weihnachtsgeschenke für Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können, ihnen was zu schenken... Da weiß man, dass es ankommt.

Ich selber bin im Tierschutz aktiv (sicher hinkt das jetzt für manch einen auch im Vergleich mit solch einem Unglück wie in Haiti). Dennoch gestalte ich da selber mit und sehe vor Ort im Kleinen und unmittelbar, was mit meinem Geld und meinen Sachspenden passiert und dann mache ich das sehr gerne. So findet sicher jeder für sich persönlich einen Bereich, wo er sein Geld und eben die Sachspenden gut aufgehoben weiß.

Dennoch berühren mich die Bilder sehr und wie gesagt, ich bin selber auch noch sehr unsicher, was ich tun soll.

[steffi]

Ich spende regelmäßig, aber eigentlich auch lieber für örtliche Projekte bzw. in Naturschutz oder Greenpeace.

Nun hat aber das Unternehmen, bei dem GG arbeitet, für die Mitarbeiter eine Aktion ins Leben gerufen, bei der der Konzern jede Spende verdoppelt. Dafür wird in Kooperation mit dem THW ein Feldlazarett aufgebaut, das später auch im Land bleibt. Da das Unternehmen ja solche Lazarette produziert, geschieht dies ebenfalls zum Anschaffungswert. Für uns waren das gute Argumente und wir haben dort etwas gespendet.

[Doris]

Ich selber bin im Tierschutz aktiv (sicher hinkt das jetzt für manch einen auch im Vergleich mit solch einem Unglück wie in Haiti).

Liebe Josie,
danke dass du das in diesem Zusammenhang erwähnt hast.
Ich wollte das vorhin in meinem Beitrag auch noch sagen und es geht mir wie dir, der Vergleich ist mehr als schwierig. Aber auch das ist eine wichtige, für mich eine Herzensangelegenheit.

Herzlichst, Doris

[Dana]

Hallo Ihr Lieben,
Petra, ich kann mich den Argumenten von Doris, Josie und Steffi nur anschließen. Auch mich macht das Leid der Menschen sehr betroffen, aber ich habe die Befürchtung, dass die Geldspenden irgendwo "versickern". Deshalb finde ich Sachspenden (wie Doris schon schreib - im eigenen Umfeld) besser.

[Petra]

Hallo Ihr Lieben,

ich bin Euch dankbar für Eure Statements. Ich werde jetzt auch erst mal nichts dorthin spenden, denn Ihr sprecht meine Befürchtungen erneut aus.

Wie traurig, dass man selbst in solchen Dingen den Menschen nicht trauen kann, dass sie alles (soweit denn irgend möglich) den Opfern zufließen lassen.

Wie auch immer. Ich bin durch diesen Frust lange in Tatenlosigkeit erstarrt. Aber Ihr gebt mir jetzt Anreize auf anderem Weg Gutes zu tun. Z. B. Lebensmittel an die Tafel spenden oder Kleidung, die man nie getragen hat oder die noch tipp topp ist an solche Organisationen abzugeben.

Schön, dass Ihr Euch dazu gemeldet und mir bei einer Meinungsfindung geholfen habt!

[Britti]

Hallo zusammen.

Nun arbeite ich hier mal wieder ein paar postings ab und stosse auf diesen interessanten.

Petra deine Gedanken waren gut, mal auf ein zei Bücher verzichten könnten wir hier sicherlich alle.
Wenn man diese Bilder sieht wird einem immer erstmal wieder beusst wie gut es uns eigentlich geht.
Gestern war ich total schockiert darüber das nun Menschen dorthin reisen und die Kinder klauen und mit denen Geschäfte machen. Furchtbar auf was manche Menschen kommen....

Ich bin leider nach dem Tsunami auch vom spenden abgekommen. Leider!
In der Weihnachtszeit beginnen ja immer die Spendenmaratons und da rege ich mich immer auf warum das Geld soweit weg geschickt wird. Wir haben mittlerweile Kinder an der Armutsgrenze die mittags in Archen gehen müssen um etwas essbares zu bekommen. Traurig in einem Land ie unserem.
Deshalb habe ich mich irgendwann dazu entschieden in Deutschland zu helfen. Am liebsten mit materiellen Dingen.

Gerade haben wir einige Möbel hier an ein Sozialkaufhaus gegeben. Tafeln unterstützen wir mit Lebensmitteln, incl der Tiertafeln. Weihnachten verteilen die Tafeln Päckchen an Menschen die nichts schenken können und und und. Damit fühle ich mich persönlich besser.
Natürlich sind die täglichen Bilder schrecklich und ich bin froh das es die Hilfsorganisationen wie rotes Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und THW gibt die dort anpacken. Die unterstütze ich auch gern hier vor Ort.

Danke für das Posting!