Hallo zusammen,
gestern war ich mit meiner Großcousine in Langenfeld (meiner Heimatstadt) im sog. Frauenkino. Ich kannte das noch nicht, aber meine Cousine geht da öfters hin. Es gibt einen Sekt (im Eintrittsgeld von 6,- € schon enthalten) und natürlich einen tollen Film. Meistens wohl Rand-Filme, die nicht lange im Kino laufen oder aber einfach was für Frauen ist.
Gestern lief ein Film, der für Langenfeld schon einen besonderen Bezug hat wegen seines Handlungsortes: Senlis. Diese französische Stadt ist Partnerstadt von Langenfeld. Mein Bruder war damals in Senlis als Austauschschüler. Das mal nur am Rande.
Zum Film: Er beruht nicht auf einer literarischen Vorlage. Hat somit eigentlich hier nichts zu suchen. Da ich ihn so besonders und so wertvoll fand, möchte ich trotzdem hier davon berichten. Passt wenigstens in so fern, dass es um eine andere Kunstform geht: Die Malerei. Und ich weiß, dass das hier einige bestimmt auch interessiert.
"Séraphine" - so der Titel des Films handelt von Séraphine Louis (1864-1942), die ein einfaches ländliches Leben führt und als Zugehfrau ihren Lebensunterhalt verdient. Geistig ist sie offenbar beeinträchtigt. In ihrer freien Zeit ist sie besessen vom Malen. Sie mischt sich aus allerhand Ingredienzien (wie Tierblut) Farben zurecht und malt.
Als der deutsche Kunstsammler und Kunstkritiker Wilhelm Uhde (1874–1947), der durch Zufall auf Séraphine und deren Malerei trifft, ist er völlig fasziniert von ihrer Kunst und fördert Séraphine. Als er weg muss, trägt er Séraphine auf, weiterzumalen. Sich nichts davon anzunehmen, dass andere sie auslachen. Sie habe ein ungeheures Talent.
Séraphine malt. Und Uhde stößt Jahre später wieder auf sie und auf ihre unglaublich ausdrucksstarken Bilder, die der naiven Kunst zuzuordnen sind. Später verliert Séraphine, die ja schon immer geistig beeinträchtigt war, den Verstand und muss in eine Nervenheilanstalt, wo sie aufhörte zu malen und später auch starb. Uhde brachte ihre Bilder in Pariser Galerien.
Séraphine de Senlis zählt gemeinsam mit Henri Rousseau (1844–1910) zu den bekanntesten naiven Malern Frankreichs.
Sowohl ihre Bilder haben mich gefangen genommen (hypnotisiert, fasziniert - Vorsicht: Auf Fotos im Internet kommen sie bei Weitem nicht so gut und intensiv rüber wie im Film. Das ist darin wirklich sehr gut eingefangen!), als auch die Person selbst. Der Zufall, der Uhde und diese Künstlerin zusammengeführt hat (manchmal ist das Leben seltsam). Und vor allem auch die schauspielerische Leistung (allen voran Yolande Moreau) - das hat mich wirklich beeindruckt!
Ich möchte jedem diesen Film empfehlen, der sich für Kunst interessiert (muss nicht mal viel sein!) und etwas über eine außergewöhnliche Person erfahren möchte!
Hier der
Link zur Infoseite zum Film. Dass der mit Auszeichnungen überhäuft wurde, wundert mich nicht! (Uhde wird übrigens von Ulrich Tukur - ebenfalls sehr gut - gespielt.)