Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon JMaria » So 28. Feb 2010, 15:34

Hallo Steffi,

ich versuche auch nebenher das Hörbuch zu hören und da fallen einem dann doch ein paar Sachen auf, die beim Lesen untergegangen sind.

z.B. der Humor. Vor lauter grotesken Ereignissen und Menschen ist mir das garnicht so aufgefallen.

im Buch über das Groteske heißt es über den Traum des alten Mannes:

Wer zufällig ins Zimmer gekommen wäre, würde vermutet haben, daß der alte Mann einen Alptraum habe oder an Verdauungsstörungen leidet.

auch wie der Sprecher "Wing Biddlebaum" ausspricht. Köstlich. Klingt wie Biddlebomm :D

Am besten fand ich bisher den "Philosophen" Parvifal gelesen *grins*
Der Sprecher macht das wirklich nicht schlecht als Laie.

Die Kapitel in "Gottesfurcht" sind wiederum sehr dramatisch. Der religiöse Wahn schafft statt eine Gemeinsamkeit mit Gott, eine Verlassenheit und eine Zerstörungen an menschlichen Beziehungen, dass einem das Grausen kommt.

Wieder wimmelt es von religiösen Motiven; diesmal Opfermotive (davor war es mMn mehr das Motv des "Erwählten"). David (schon der Name ist eine Verheißung auf die Abstammungslinie Jesus) hantiert mit der Schleuder (David und Goliath). Der Großvater sieht in ihm seine "königliche" Linie weitergeführt. Doch er geht zu weit. Er möchte unbedingt eine göttliche Erscheinung und so reift in ihm über Jahrzehnten hinweg diese groteske Idee eines Schlachtopfers. Es ist erschütternd. Seine Einsicht kommt zu spät. David ist auf und davon.

"Es geschah, weil ich allzu begierig nach der himmlischen Herrlichkeit war".

Ich komme zum Kapitel "Ein Mann von Ideen".

Gruß,
Maria
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon steffi » Mo 1. Mär 2010, 10:03

JMaria hat geschrieben:
Die Kapitel in "Gottesfurcht" sind wiederum sehr dramatisch. Der religiöse Wahn schafft statt eine Gemeinsamkeit mit Gott, eine Verlassenheit und eine Zerstörungen an menschlichen Beziehungen, dass einem das Grausen kommt.



Diese Geschichte hat mir bisher am besten gefallen. Sie hat mich an den im Gegensatz zu Europa doch sehr unterschiedlichen Stellenwert von Religion in den USA erinnert. Auch waren die Motive sehr facettenreich, vom religiösen Fanatiker, der durchaus sehr viel Geduld aufbrachte über den im Grunde missgeleiteten David bis zu den Frauenfiguren in der Bibel. Und dann noch als Rahmen die Pionierzeit im Mittleren Westen. Das ganze hatte aber auch eine eigentümliche Dramatik.

A man of ideas habe ich schon gehört, aber noch nicht gelesen.
Gruss von Steffi

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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon JMaria » Mo 1. Mär 2010, 11:23

steffi hat geschrieben: Diese Geschichte hat mir bisher am besten gefallen. Sie hat mich an den im Gegensatz zu Europa doch sehr unterschiedlichen Stellenwert von Religion in den USA erinnert. Auch waren die Motive sehr facettenreich, vom religiösen Fanatiker, der durchaus sehr viel Geduld aufbrachte über den im Grunde missgeleiteten David bis zu den Frauenfiguren in der Bibel. Und dann noch als Rahmen die Pionierzeit im Mittleren Westen. Das ganze hatte aber auch eine eigentümliche Dramatik.


Hallo Steffi,

mich hat sie am meisten erschreckt. Mit etwas Abstand gesehen, ist es wirklich sehr facettenreich und vielleicht auch typisch amerikanisch (?)

Edit:
irgendwo las ich, dass Sherwoods Bruder Karl ein berühmter Maler war. Erinnert dich das nicht auch an "Virginia und Vanessa" ? ;)

hier gehts zu einem Bild von ihm: "The Idlers"
http://www.bertc.com/subfive/g146/anderson.htm

Gruß,
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon steffi » Di 2. Mär 2010, 09:41

JMaria hat geschrieben:
Edit:
irgendwo las ich, dass Sherwoods Bruder Karl ein berühmter Maler war. Erinnert dich das nicht auch an "Virginia und Vanessa" ? ;)

hier gehts zu einem Bild von ihm: "The Idlers"
http://www.bertc.com/subfive/g146/anderson.htm


Das ist interessant - und das Bild gefällt mir sehr gut ! Es scheint jedoch im www nicht viel Infos über ihn zu geben.

" A man of ideas" - ich fand das wirklich witzig, wie Joe Welling alle Menschen zuplappert ohne überhaupt seine Umgebung wahrzunehmen. Eine sehr gut beobachtete Charakterstudie !

"Adventure" ist wieder eine der melancholischen Geschichten. Ist es nicht traurig, wie Alice nur in der Vergangenheit lebt ? Obwohl sie ihr Dilemma eigentlich erkennt, kann sie sich nicht daraus befreien - nicht mal mit dem Nacktsein (Hinweis auf D.H.Lawrence !). Die moralischen Zwänge, weil sie mit ihm geschlafen hatte, ohne verheiratet zu sein sind einfach zu erdrückend. Obwohl das sicherlich auch damals gang und gäbe war, kommt sie nicht davon weg.
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon JMaria » Mi 3. Mär 2010, 13:56

steffi hat geschrieben: " A man of ideas" - ich fand das wirklich witzig, wie Joe Welling alle Menschen zuplappert ohne überhaupt seine Umgebung wahrzunehmen. Eine sehr gut beobachtete Charakterstudie !

"Adventure" ist wieder eine der melancholischen Geschichten. Ist es nicht traurig, wie Alice nur in der Vergangenheit lebt ? Obwohl sie ihr Dilemma eigentlich erkennt, kann sie sich nicht daraus befreien - nicht mal mit dem Nacktsein (Hinweis auf D.H.Lawrence !). Die moralischen Zwänge, weil sie mit ihm geschlafen hatte, ohne verheiratet zu sein sind einfach zu erdrückend. Obwohl das sicherlich auch damals gang und gäbe war, kommt sie nicht davon weg.


Hallo Steffi,

mir gefiel die Charakterstudie in "Ein Mann mit Ideen" auch sehr gut. Insbesondere das Ende, dass ein einseitiges Geplapper Gefahr abwenden kann. Man wußte ja nicht so recht, was Vater und Bruder von Joe Welling wollten. Die Ehre der Tochter / Schwester retten? ;-)

"Adventure" wird in deutschen "Ein Geschehnis" übersetzt. Bei Adventure denke ich automatisch an ein Abenteuer im positiven Sinne. Doch das Erlebte war alles andere als positiv für Alice.

Die Frauen in "Winesburg, Ohio" haben die Einsamkeit und zugleich das Bedürfnis nach Liebe gemeinsam. Doch bleibt am Ende die Einsamkeit. Die Zeit war noch nicht reif für diese Überlegung:

Bei allem Selbsterhaltungstrieb wäre es ihr völlig unmöglich gewesen, die moderne Idee, die gerade aufkam, zu begreifen, daß eine Frau ein Recht auf sich selbst habe und nach eigenem Gutdünken mit ihrem Leben schalten und walten dürfe.

in "Achtbare Leute" hat sich Wash in einen Frauenhasser verwandelt. In seinem Innern tief verletzt von der Untreue seiner Frau. Obwohl offen bleibt, wie er das herausfand.

Will man uns hier eine Eva-Motiv vorführen? Wie er sich vor ihr auf dem Boden wand, hatte ich eine Schlange vor Augen. Diese Geschichten projiziert die seltsamsten Bilder in mir.

Liebe Grüße
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon steffi » Mo 8. Mär 2010, 09:48

JMaria hat geschrieben:Will man uns hier eine Eva-Motiv vorführen? Wie er sich vor ihr auf dem Boden wand, hatte ich eine Schlange vor Augen. Diese Geschichten projiziert die seltsamsten Bilder in mir.


Hallo JMaria,

ich sehe da auch ein Eva-Motiv. Überhaupt, wie du schon andeutest, die Frauen in Winesburg werden sehr auf wenige Funktionen reduziert. Das zeigt sich auch an den Namen z.B. Helen White oder bei Tandy, Tandy Hard, was so ähnlich wie tender heart (mitfühlendes Herz) klingt.

Die Geschichte The thinker hat mir wieder sehr gut gefallen, tja, es ist nicht einfach, wenn man vor lauter Selbstmitleid und womöglicher falscher, weil lascher Erziehung, das nicht sieht, was man sich eigentlich erträumt.
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon JMaria » Mi 10. Mär 2010, 11:26

steffi hat geschrieben: ich sehe da auch ein Eva-Motiv. Überhaupt, wie du schon andeutest, die Frauen in Winesburg werden sehr auf wenige Funktionen reduziert. Das zeigt sich auch an den Namen z.B. Helen White oder bei Tandy, Tandy Hard, was so ähnlich wie tender heart (mitfühlendes Herz) klingt.

Die Geschichte The thinker hat mir wieder sehr gut gefallen, tja, es ist nicht einfach, wenn man vor lauter Selbstmitleid und womöglicher falscher, weil lascher Erziehung, das nicht sieht, was man sich eigentlich erträumt.


Hallo Steffi,

es gibt drei Elemente, die ich in den Geschichten nicht so recht verstehe, die wären:

-George Willard.
Ist er das verbindende Glied? Ein junger Journalist, der die Moderne versinnbildlicht? Doch man erfährt über seine Tätigkeit als Journalist nichts. Oder ist er vielleicht der Erzähler?

-die Frauen in Winesburg.
Gefangen in einer traditionellen und patriarchalischen Welt. In ihren Ausbrüchen überzogen dargestellt. (Groteske)

-die religiösen Anspielungen. Die Geschichten wimmeln davon. Doch warum benutzt der Autor dieses Stilmittel? Das ist für mich das größte Fragezeichen während des Lesens.

Tandy Hard - tender heart:
die Namensbedeutung wäre mir nicht aufgefallen. Sehr hilfreich. Danke dir. Eine Umkehrfunktion des Erlösers? Diesmal in einem Mädchen symbolisiert, vermute ich jetzt mal. Will der Autor ein Zeichen setzen, dass die Frauen auch in die Moderne ankommen sollten und es bis dato nicht begriffen haben?

Die Geschichte des Pfarrers und der Lehrerin (Die Kraft Gottes) fand ich großartig. Sehr symbolisch das Loch im Fenstermosaik, genau an der Ferse des Erlösers und erinnert an die Prophezeiung:

"...Gott sprach zu der Schlange.... Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen".... 1. Mose 3: 14, 15.

Gruß,
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon steffi » Do 11. Mär 2010, 10:50

JMaria hat geschrieben:
es gibt drei Elemente, die ich in den Geschichten nicht so recht verstehe, die wären:

-George Willard.

-die Frauen in Winesburg.

-die religiösen Anspielungen.

"...Gott sprach zu der Schlange.... Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen".... 1. Mose 3: 14, 15.



Danke dir für die Bibelstelle ! Wirklich sehr passend und genau auf die Erzählung bezogen !

Die 3 Themen (George Willard bzw. Journalismus als Kritiker und Abbild der modernen Zeit ??), Frauen und Religion halte ich auch für die wesentlichen.

Im Grunde sind alle porträtierten Menschen durch ihre Umwelt geprägt und deformiert, einsam und vor allem die Frauen sehnen sich nach zwischenmenschlicher Beziehung. Diese Signale entgehen den Männern in den Geschichten ja komplett.

Ich sehe es auch als Kritik an der Funktionsweise einer Kleinstadt, in der jeder seine Bedürfnisse verheimlichen muss. Die Religion steht damit für mich auch als ein Regularium, evtl. zusammen mit dem Journalismus ? Auffallend ist auch, dass Politik gar nicht vorkommt.

Ich habe noch ein wenig recherchiert: Sherwood war Besitzer von 2 Zeitungen, somit wäre ein Bezug zu George Willard schon vorhanden. Er hat sich auch einen fiktiven Reporter, Buck Fever, ausgedacht, der Kommentare schrieb und sehr populär wurde. Das war aber erst nach Winesburg, Ohio.
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon JMaria » Fr 12. Mär 2010, 10:24

Hallo Steffi,

Steffi hat geschrieben:Im Grunde sind alle porträtierten Menschen durch ihre Umwelt geprägt und deformiert, einsam und vor allem die Frauen sehnen sich nach zwischenmenschlicher Beziehung. Diese Signale entgehen den Männern in den Geschichten ja komplett.



wie wahr !
und es sind Frauen, die zumindest meinen, eine Mission zu haben. An der sie jedoch scheitern. So auch nun in der Kurzgeschichte "Die Lehrerin"

ihre Mission sah sie darin George Willard zu verdeutlichen, dass er hinaus ins Leben muß!



steffi hat geschrieben:
Auffallend ist auch, dass Politik gar nicht vorkommt.



Tatsächlich !
ist mir bis dato nicht aufgefallen. Ein wertvoller Hinweis.


Ich habe noch ein wenig recherchiert: Sherwood war Besitzer von 2 Zeitungen, somit wäre ein Bezug zu George Willard schon vorhanden. Er hat sich auch einen fiktiven Reporter, Buck Fever, ausgedacht, der Kommentare schrieb und sehr populär wurde. Das war aber erst nach Winesburg, Ohio.



Ich könnte mir George Willard durchaus als Andersons alter ego vorstellen.

Gruß,
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Re: Sherwood Anderson, Winesburg Ohio

Beitragvon steffi » Mo 15. Mär 2010, 10:19

Hallo JMaria,

ich bin inzwischen wieder etwas weitergekommen.

Loneliness - diese Erzählung fand ich sehr spröde, ich habe sie einmal gehört und zweimal gelesen, aber so richtig klick hat es nicht gemacht. Die ganze Sache mit dem Zimmer, das immer so betont wird, ist für mich nicht richtig greifbar. Enoch hat sich in der Fremde wohlgefühlt und ist doch dort so allein wie in Winesburg.

Belle Carpenter in An Awakening ist doch sehr raffiniert, wie sie die Männer ausspielt - oder ist sie bloß naiv ? Der arme George muss doch noch etliches lernen.

Ganz gut hat mir Queer gefallen, Elmer Cowley, der sich in der modernen Welt komisch fühlt, wohl weil er von der Natur abgeschnitten ist. (Ein lustiger Gedanke, denn ich stelle mir Winesburg doch sehr ländlich vor !). Ausgerechnet er macht sich auf in die Großstadt, das ist wirklich eigenartig (=queer). Queer heißt übrigens auch homosexuell.

Etwas nachdenklicher ist The Untold Lie. Zwei Männer und Farmarbeiter, die sich Gedanken machen, ob eine Familie einen Sinn im Leben gibt. Oder ob man nicht doch bloß gedankenlos einfach so, gezwungenermaßen, heiratet und sein ganzes Leben dadurch noch verschlechtert. Es scheint sehr schwer für beide zu sein, positives aus ihrem Leben zu ziehen. So bleibt es am Ende offen und es wären beide Ratschläge Lügen gewesen. Sollte das ein kleiner Hoffnungsschimmer sein ?
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