Thriller - eine Frage zu diesem Genre

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Thriller - eine Frage zu diesem Genre

Beitragvon Petra » Mo 16. Jun 2008, 10:50

Guten Morgen Ihr Lieben,

soeben habe ich im Hoerbuecher4um einen Diskussionsbeitrag zu meinem gehörten Hörbuch „Der gehetzte Uhrmacher“ von Jeffery Deaver geschrieben.

Als Hörbuch hatte es mir gut gefallen. Aber ich weiß genau, dass es mir als Buch eben nicht gefallen würde. Es war mir deutlich zu überladen. Deaver denkt sich immer noch ein Szenario aus und noch eins, um dem Leser die Sprache zu verschlagen vor lauter Unfassbarkeiten! In meinen Augen macht das eine Story aber eher unglaubwürdig und in mir sorgt es auch für eine gewisse (von Deaver ganz bestimmt nicht gewollten) Langeweile. Denn ich schalte bei so etwas innerlich ab/um. Es wird mir zu abstrus und darunter leidet dann die Spannung! Weil ich mich nur noch von einem Szenario ins andere katapultiert fühle und ich das alles einfach nicht mehr ernst nehmen kann! Weniger ist manchmal mehr! Auch wenn es schon ganz geschickt alles ausgeklügelt war!

Auch finde ich, werden Thriller dieser Art oft kalt. Denn die Figuren bestehen ausschließlich aus Handlungen, die der Steigerung der Spannung dienen sollen. Sie sind schlau, mutig und wollen unbedingt den Fall lösen. Aber menschlich kommen sie bei mir gar nicht rüber!

Kleine Anmerkung, die sich aber auch aus meinem Posting im Hoerbuecher4um erklärt: Gefallen hat mir das Hörbuch! Aber nur weil hören anders funktioniert als lesen. Ich habe absichtlich zu dem Hörbuch gegriffen, da ich mir nichts anderes erwartet hatte. Ich bin also nicht enttäuscht. Aber in mir hat es diese Fragen aufgeworfen, zu denen ich gern mal Eure Meinungen/Eindrücke wissen würde:

Wie ist das bei Euch? Hört Ihr so was auch lieber als dass Ihr es lest? Stören Euch solche Übertreibungen? Und dass die Figuren so gefühllos bleiben (vielleicht ist das im Buch sogar anders? Es handelt sich ja um gekürzte Lesungen)? Hat Euch „Der gehetzte Uhrmacher“ wegen Dance und ihrer Verhörmethoden so gut gefallen? Oder auch von der sonstigen Handlung her?

Mir gefallen Psychothriller besser. Es muss nicht noch grausamer und noch spektakulärer für mich sein! Und ich muss auch nicht in den obersten Reihen, wie es oft bei solchen Thrillern ist, den Täter finden. Ein stinknormaler Mensch, mit einer abgründigen Psyche ist für mich viel interessanter und auch schrecklicher, weil glaubhafter.

Auch beschauliche Krimis mag ich gern! Hauptsache, das Innenleben der Figuren kommt nicht zu kurz und ich habe den Eindruck es nicht mit Konstrukten, sondern mit Menschen zu tun zu haben!

Wie geht es Euch?

Und vielleicht sind sogar auch Hörbuchhörer dabei, die mir sagen können, ob sie so was beim Hörbuch auch eher hinnehmen können als im Buch?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Thriller - eine Frage zu diesem Genre

Beitragvon Britti » Mo 16. Jun 2008, 11:22

Hallo Petra.

Das ist eine spannende Frage. Ich denke auch das der Autor versucht den Leser von der ersten Seite bis zur letzten zu fesseln und damit leider manchmal das Gegenteil bewirkt.
Bei mir ist das ebenfalls so. Die Personen sollten tiefgründig sein und einfach nur menschlich.
So wie gerade meine Lisbeth Salander. Sie ist sehr sehr eigenwillig und entspricht optisch nicht gerade einer Frau die in der Gesellschaft gern gesehen ist. Aber sie steht dazu und das macht sie sehr sympathisch.
Oder Monk. Ein Inspektor der auf der Suche nach sich selbst ist. Er lernt seine Macken Stück für Stück kennen und der Leser mit ihm.
Da sind mir die eigentlichen Handlungen fast egal. Ich möchte von den Personen lesen. Menschen wie du und ich sollten es sein, keine Superhelden.

Deshalb höre ich solche Geschichten auch lieber. Wenn auch selten, aber es geht halt schneller alswenn ich lese. Sie bleiben auch nie lange hängen. Ich höre sie, finde sie ganz okay und das war es.

Ich höre z.Zt. ja Gambling. Hier hat die Hauptperson eine Armprotese und gibt viel Einblick ins Privatleben und wie es zu der Protese kam. Er hat ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Ex-Schwiegervater und all das macht die Geschichte aus. Es muss nicht reißerisch werden. So ist es völlig okay.
Aber vielleicht gehöre ich auch nicht zu der Zielgruppe der Thriller :)
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Re: Thriller - eine Frage zu diesem Genre

Beitragvon Christine Spindler » Mo 16. Jun 2008, 14:12

Liebe Petra,

mir geht es genau so wie dir: wenn die Spannung dermaßen hochgeschraubt wird, dann empfinde ich das nicht mehr als spannend, weil es so durchschaubar ist. Dann "falle" ich sozusagen aus der Handlung raus und verliere das Interesse. Die inneren Konflikte der Personen sind für mich immer interessanter und machen einen Roman lebendiger. Wenn ein Thriller oder Krimi zu reißerisch daherkommt, merkt man das ja oft schon am Klappentext. Da lasse ich die Finger davon.

Sonnige Grüße
Christine
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Re: Thriller - eine Frage zu diesem Genre

Beitragvon Petra » Mi 18. Jun 2008, 09:14

Guten Morgen Ihr Lieben,

da stehe ich mit meinen Empfindungen zu diesem Genre ja nicht alleine da! :-)

Schon komisch, wie die Absicht eines Autors so nach hinten los gehen kann! Noch eine Wendung und noch eine Mund-offen-stehen-Szene und noch eine Unfassbarkeint und noch ein anderes Motiv und noch schrecklicher und noch schlimmer... tja, da verpufft dann wohl nicht nur bei mir die Spannung!

Aber richtig ist sicher auch, dass wir dann nicht zu den typischen Thriller-Lesern gehören. Denn ohne Frage: Gerade Deaver wird bei Lesern dieses Genres ja hoch gehandelt! Es ist gewiss eine ganz persönliche Empfindungs-Sache!

So schrieb Binchen *liebwink* mir auf mein Posting im Hoerbuecher4um (also zu „Der gehetzte Uhrmacher“), dass sie zwar auch gerade beim Uhrmacher festgestellt hatte, dass da eine Wendung die nächste toppt und dass vielleicht eine Spur zu viel ist. Aber sie sagt auch, dass sie das nicht so arg stört. Sie findet das trotzdem spannend. Und meint auch, was ich mir ja auch vorstellen kann, dass die Kürzungen des Hörbuchs da wohl noch ein Übriges tun, dass es so geballt wirkt im letzten Viertel.

Ich denke wir (also Christine, Britti und ich – wir haben uns hier ja dieser Art von Thrillern skeptisch gegenüber geäußert) bevorzugen ein anderes Thriller-Genre. Lieber mehr die Figuren und zwischenmenschlichen Beziehungen und die Psyche ausleuchten und den Schrecken im Leisen suchen. Und lieber eine glaubwürdige Handlung, als noch eine Wendung und noch eine und noch eine.

Christine Spindler hat geschrieben:Die inneren Konflikte der Personen sind für mich immer interessanter und machen einen Roman lebendiger.


Damit hast Du es so schön auf den Punkt gebracht, liebe Christine!

Und auch hat mir gefallen, wie Du beschreibst, wie Du aus einer Handlunger herausfällst, wenn die Spannung durch zu viele Aktionen durchschaubar wird.

Mit den Klappentexten das halte ich auch so: Kommt der Inhalt zu reißerisch daher, hat das Buch bei mir keine Chance! Weil ich schon weiß, dass das nicht mein Ding ist und mich höllisch annerven wird und mir den Lesespaß verdirbt!

Bei Deaver war ich mir nicht sicher, wie er auf mich wirken wird. Ich habe vor langer, langer Zeit mal "Die Schule des Schweigens" gelesen, aber mir ist keine Figur und auch die Handlung nicht mehr im Gedächtnis und ich erinnere ich daran, dass ich es damals beim lesen kühl fand. Wahrscheinlich weil es zu viel Spannung erzeugen wollte und dadurch an Tiefe verloren hat - für mich. So habe ich mir schon gedacht, dass ich sowohl bei dem Uhrmacher als auch bei der Menschenleserin lieber zum Hörbuch greifen sollte. Das war gut so! Denn als Hörbuch geht sowas für mich mal. Aber als Buch hätte es mich wirklich geärgert und auch echt gelangweilt. Weil mir sowas dann - wie Du so schön sagst - viel zu reißerisch ist und ich dann aus der Handlung herausfalle (um es mit Deinen Worten zu sagen, die so passend gewählt waren). Und da ich so langsam und wenig lese, hätte ich den Lesespaß komplett verloren!

Interessant – ich Danke Euch für Eure Meinungen dazu!

Und Christine: Es freut mich, dass Du jetzt auch so ein liebes Avatar-Bildchen hast – das macht alles so schön persönlich! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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