Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon steffi » Di 22. Jun 2010, 12:36

Ich habe Winter in Maine nun beendet. Der Sprecher war prima und die Geschichte an sich hat mir sehr gefallen. Die Einsamkeit, die Gedanken aber auch das mangelnde Selbstwertgefühl, das sich nur über Gewalt ausdrücken konnte. Ein bißchen gestört hat mich der Schluss, ich finde, da hat sich der Autor ein wenig um die Konkretisierung und Beantwortung der aufgeworfenen Fragen gedrückt. Trotzdem, sehr unterhaltend und spannend.
Gruss von Steffi

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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Mi 23. Jun 2010, 09:00

Hallo zusammen,

heute morgen habe ich "In meinem Himmel" von Alice Sebold zu Ende gehört. Obwohl mir das Hörbuch schon auch gefallen hat, bin ich froh, dass nun Zeit für was Neues ist. Die Figuren in dem Roman gingen mir zwar durchaus nah. Aber die Geschichte hangelte für mich immer am Rande der Gefühlsduseligkeit entlang. Anna Thalbachs sehr passende, gefühlvolle, einfühlsame Stimme tat ein Übriges. So passend sie als Sprecherin für den Stoff auch gewählt ist, so unterstrich sie diese gefühlsduseligen Momente noch mehr. Ein Vorwurf soll das für die Autorin trotzdem nicht sein. Das Thema - der Verlust eines geliebten Menschen - ist nun mal mit vielen sehr tiefgehenden, auch oft sehr sentimentalen Gedanken und Gefühlen verbunden. Vielleicht kommt auch noch hinzu, dass Verlust gerade ein Thema ist, das ich nicht allzu nah an mich lassen möchte, da ich eigene Verluste noch nicht genügend verdaut habe. Als Hörbuch funktioniert das bei mir immer besser als mit einem Buch. Es kommt mir nicht so nahe wie im Buch. Aber hier war es mir für im Moment dennoch zu viel - trotz Hörbuch-Version.

Fragwürdig ist bei diesem Roman auch die Darstellung der verstorbenen Susi Salmon. Was passiert mit uns nach dem Tod. Alice Sebold gibt hier einen Erklärungsversuch. Der muss nicht mit dem übereinstimmen, was wir selbst denken und annehmen, was mit uns nach dem Tod passiert. Aber da immer betont wird, dass es Susis individueller Himmel ist, kann den auch niemand streitig machen. Das fand ich eigentlich eine schöne Lösung.

So fällt es denn auch leichter die Szenen, in denen Susi auf ihre Angehörigen schaut, anzunehmen. Sie sind in dem Roman einfach so und werden nicht als gängiger Verbleib von Seelen Verstorbener dargestellt. Das tut dem Stoff gut, denn der ist schon sehr abgehoben.

Im Grunde ist dies gar kein Krimi. Wer sich einen solchen erwartet, wird hier sicher enttäuscht. Mich hat es nicht gestört. Aber ich könnte mir diese Idee auch als Krimi gut vorstellen. Wo die verstorbene Susi hilft ihren Täter zu finden und zu stellen. Dieses Thema wird hier aber eigentlich nur angekratzt. Es ist vielmehr ein Drama um die Tat eines Triebtäters. Die Folgen, die es für die Familie hat. Und wie solch eine Tat ein Leben auslöscht. Einem Kind die Möglichkeit nimmt, erwachsen zu werden. All das zu erleben, was in jungen Jahren noch vor einem liegt. Gut fand ich hier geschildert, wie unterschiedlich alle mit dem Verlust umgehen. Erschreckend, wie sehr die Geschwister von Susi darunter leiden, dass ihre Eltern den Verlust eines ihrer Kinder nicht verschmerzen können. Sie sind ebenfalls um ein ganzes Stück Leben betrogen. Das fand ich ganz glaubhaft aufgezeichnet und somit interessant.

Was ich nun als nächstes höre, weiß ich noch nicht. Es wartet so viel vielversprechendes auf meinem Player. Es wird auf jeden Fall etwas kühleres oder gar sachlicheres. Denn von Drama und Gefühlskranken habe ich erst mal genug. War eine leichte Überdosis für mich (dem Thema aber - will ich nochmal betonen - durchaus angemessen).

Nun zu Eurem Hörstoff:

@Steffi: Oh, Du hast auch "Winter in Maine" gehört und es hat Dir gefallen. Wenn auch nicht so uneingeschränkt wie mir, oder auch vor kurzem NatiFine. Für mich blieb nichts unbeantwortet. Bzw. hatte ich nicht das Gefühl, dass der Autor Antworten geben wollte. Für mich hat er viel mehr eine Wirkung erzielt, die sich durch das, was er dort in dem Roman geschehen lässt, entfaltet. Antworten auf die Fragen wären mir hier zu direkt gewesen. Ich fand hier die Wirkung eiinfach absolut faszinierend. Was die Einsamkeit mit Julius Winsome gemacht hat. Wie er diesen letzten Verlust (seinen Hund) nicht mehr verkraftet hat. Wie sich Wut und Aggression geäußert haben. Auch die Themen ums Töten (sei es hier Julius oder früher die Soldaten im Krieg) fand ich sehr anregend. Ja, anregen... das ist es vielleicht was Gerard Donovan meines Erachtens nach eher wollte, als Antworten geben. So mein Eindruck. Aber auch interessant, konträre Erwartungen und Eindrücke zu dem Buch zu hören. Zumal ich schon verstehen kann, dass andere Leser/Hörer eher Antworten von solch einem Roman möchten als eine (teils vage) Wirkung, die sich in einem entfaltet. Danke für Deinen Bericht - für mich sehr interessant.

Ich erinnere mich bei dem Roman auch immer gern an die Bilder. Z. B. die letzten Blumen, die bald schon dem Winter weichen müssen. So wie es in ihm (in Julius) auch immer kälter wird - von allem Lebendigem und Hoffnungsstimmenden verlassen. Wie der Winter Einzug hält - in Maine, besonders aber in Julius Herzen. Oder eben diese Gedanken über den Krieg, das Töten im Krieg. Das Aufbewahren der Orden, da man eine Million Soldaten (also Menscheleben, die ausgehaucht wurden - wie monströs!) nicht einfach so wegwirft.

In mir hat das Buch sehr viele sehr intensive Gefühle ausgelöst. Um dieser Wirkung Willen allein schon war der Roman für mich ein Highlight.

@NatiFine: Deine Eindrücke zu "Das Museum der Unschuld" decken sich sehr mit meinen. Ich hatte ja das Buch bis ca. Seite 300 gelesen. Und ich geriet durch genau zwei Dinge ins Stocken, die Dir bekannt vorkommen dürften: Der seeeeehr langsame Aufbau (Kemal dreht sich mit seinen Gefühlen im Kreis), der der Sache gerecht ist. Aufzeigt, wie es sich halt anfühlt, wenn man in solch einem Gefühlschaos steckt. Die unerfüllte Liebe der einzige Gedanke ist, der einen noch beseelt und daran hindert, am normalen Leben teilzunehmen. Aber es zu lesen erfordert sehr viel Geduld. Pamuk macht es einem so leicht wie möglich, da er eine WUNDERBARE Sprache und Art zu erzählen hat! Man ist absolut bei Kemal. Aber genau da lag der zweite Knackpunkt für mich: Die Gefühle mit Kemal zu durchleben, wurde mir zu intensiv. Mir ging es richtig mit schlecht. Zumal ich mich beim lesen in einer Lage befand, bei der Du (zu Recht) allen abrätst, das Buch zu lesen oder Hörbuch zu hören. Ich hatte selbst gerade ein Jahr der unerfüllten und ungewissen Liebe hinter mir. Zwar hatte sich bei mir alles zum Guten gewendet. Meine persönliche Geschichte ist für mich gut ausgegangen. Aber der Weg dahin sitzt mir auch heute noch (es ist schon 2,5 Jahre inzwischen her) sehr in den Knochen. Mir ging es in der Zeit sehr, sehr schlecht. Vergleichbar mit Kemals Zustand. Und ich möchte diese Gefühle nicht so recht erneut heraufbeschwören. Das tut dieser Roman aber mit einem!

So ließ ich es irgendwann sein. Wollte aber die Geschichte nicht loslassen. Und habe mich für das Hörbuch entschieden. Gehört habe ich es noch nicht. Aber das wird mein Weg sein, diesen Roman von Orhan Pamuk zu beenden. Denn ich finde ihn sehr lesenswert. Ulrich Noethen traue ich das auch sehr zu! Schön zu hören, dass er meine Erwartungen gewiss wohl erfüllen wird!

Ich danke Dir für Deinen Bericht. Der meine Gefühle den Roman betreffend widerspiegelt. Sag bitte dann auch abschließend, wie Dir das Hörbuch gefallen hat, ja?

@Peter: Mit "Das große Tier" hattest Du ja spannende Hörstunden. Und nun bist Du gespannt auf "Collector" von Markus Heitz. Nachdem was Du über die Amazon-Rezensionen schreibst, bin ich aber direkt mal mit gespannt, wie er Dir denn dann gefällt. Lass es uns bitte wissen!

@Elke: "Radio Heimat" kenne ich zwar nicht, da ich aber in Bochum geboren wurde und ich dort oft meine Familie mütterlicheseits besuche und mein Bruder seit 20 Jahren in Dortmund wohnt, wäre das sicher ein Hörbuch für mich. Zumal ich mir denke, dass "Radio Heimat" etwas ist, was man HÖREN anstatt LESEN sollte. Der Slang gehört einfach dazu. Und wenn ich hier lese, wie Du von "Omma" berichtest, dann vermute ich stark, dass Frank Goosen den Ton gut trifft! Ja,... "Ommas", so nennt man sie bei uns im Ruhrgebiet! :mrgreen:

PS: Peter - einen Gruß zu Dir ins Ruhrgebiet! :D
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon steffi » Do 24. Jun 2010, 10:02

Petra, es ist sehr interessant, was du über deine Eindrücke von Winter in Maine beschreibst. Darüber ist mir jetzt klar geworden, dass es sich um poetischen Realismus handelt (JMaria beschäftig sich ja auch grade damit) und für mich fehlt da einfach meistens etwas. Ich vestehe und mich interessiert mehr der Naturalismus, der ja nicht nur die Wirklichkeit exakt abbildet, sondern darüberhinaus einen kritischen Bezug zur Gesellschaft herstellt und das wie und warum in Frage stellt.

Hier mal ein Auszug aus wikipedia:

Während im Realismus das Negative ästhetisch aufgehoben und zugunsten einer höheren, idealen Idee exkludiert wird, zielt der Naturalismus darauf ab, genau dieses Negative mit einzubeziehen und detailliert wiederzugeben. Indem der Naturalismus seine Daseinsberechtigung aus der positivistischen Wissenschaftsgläubigkeit, der sozialen Vererbung des Menschen im Milieu und hieraus seine „Berechenbarkeit“ als Massenobjekt definiert sieht, wird das idealistische Element des Bürgerlichen Realismus aus der Literatur verbannt.

Du siehst, es ist sind im Prinzip die Ursprünge, nur geht jeder Stil in eine andere Richtung. Natürlich gibt es da fließende Übergänge, ich denke z.B. an Fontane.

Aber um nochmal bei Winter in Maine zu bleiben. Die Einsamkeit und das Umgehen mit dem Verlust, nicht nur des Hundes sondern auch all seiner sozialen Bindungen ist toll beschrieben, aber darüberhinaus würde ich noch gerne wissen, warum kann er keine sozialen Bindungen eingehen/aufrechterhalten und warum kann er, den ich intelligent und selbstkritisch einschätze (Shakespeare) sich dessen nicht bewusst werden. Vielleicht ist das für mich auch ein Punkt, der mir sehr wichtig ist, nämlich das Erkennen und Überwinden solcher innerer Konflikte, ein sehendes Leben statt ein blindes Leben.
Gruss von Steffi

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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Do 24. Jun 2010, 11:10

Hallo Steffi,

das wird immer interessanter! :-)

Ich kann das total gut verstehen (besonders nachdem Du es so anschaulich beschrieben hast), dass Du gern mehr über die Gründe wissen würdest. Z. B. warum kann Julius keine Bindungen eingehen. Bei diesem Buch war das für mich so völlig in Ordnung. Einerseits weil die Frage gar nicht vom Autor gestellt wurde (wenngleich sich natürlich der Leser diese Fragen stellt / stellen kann). Zum anderen weil für mich die Antwort mitschwang (eben dieses herausgefühlte, was ich an dem Roman so faszinierend fand - keine wirkliche Antwort, sondern ein Gefühl, eine Ahnung): Die einsam verbrachte Kindheit und Jugend. Er hat es nicht gelernt, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen/halten. Man merkt das auch am Umgang mit seiner Freundin. Für ihn ist das so normal. Weil er es gar nicht anders kennt. Ihr war das nicht genug.

Es gibt aber vielleicht noch einen dritten Grund, warum ich hier keine Antworten vermisst habe. Ich kenne zwei solche Menschen. Die es nicht gelernt haben, soziale Kontakte zu knüpfen. Und in Julius habe ich davon unbewusst einiges wiedererkannt. So konnte ich das viel besser hinnehmen ohne es nochmal zu hinterfragen. Aber so etwas hängt ja immer davon ab, was man selbst schon erlebt und kennengelernt hat. Und das ist natürlich individuell. Bei dem einen wirft es Fragen/Unverständnis auf, beim anderen kommt von ganz allein das Erkennen.

Hätte ich diese Verbindung nicht ziehen können, so hätte mich das Warum an der Stelle sicher auch mehr interessiert. Ich kann meine Lese-Vorlieben da nicht klar trennen. Bei mir kommt es eher auf den Einzelfall an. Einerseits liebe ich es, mir fremde Verhaltensweisen ergründen und verstehen zu können durch die Literatur. Andererseits mag ich es manchmal auch, wenn ich ganz frei bin in meinen Gedanken, auf die ich durch das Gelesene gestoßen werde. Wenn ein Autor es schafft ohne direkt zu werden, mir Antworten zu geben. Dieses Gefühl hatte ich auch bei Coetzees "Schande". Da wurde so vieles ausgesagt, ohne es direkt anzusprechen, zu thematisieren. Es wirkte von ganz allein, durch die Geschehnisse, die Coetzee schilderte. Sowas fasziniert mich. Das ist so kunstvoll!

Und ein bisschen ähnlich (wenn auch über ganz andere Themen) habe ich das hier empfunden.

Mich freut es, dass ich Dir mit dem Austausch über unsere Empfindungen zu "Winter in Maine" eine zweite Sichtweise darauf eröffnen konnte. Bzw. Dir dadurch klarer wurde, was Dir genau gefehlt hat und warum es Dir fehlt. Sehr aufschlussreich! Und Danke auch für den Auszug aus Wikipedia.

Abschließend noch: Ich denke, dass ich meistens auch die Art von Büchern bevorzuge, die - wie Du so schön ausgedrückt hast - das Erkennen und Überwinden solcher innerer Konflikte aufzeigen. Und ebenfalls so schön von Dir formuliert: Ein sehendes Leben statt ein blindes Leben. Somit habe ich auch über mich selbst und meine Lesevorlieben gelernt. Denn ich hätte ohne dieses Beispiel gedacht, dass ich vielleicht sogar so etwas bei einem Buch recht dringend brauche und möchte. Dass ich auch mal gut klar kommen kann, OHNE diese Dinge, ist mir gar nicht bewusst gewesen. Interessant somit auch aus diesem Aspekt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Fr 25. Jun 2010, 08:33

Guten Morgen Ihr Lieben,

nachdem ich ja nun doch froh war, dass die gefühlsgeladene (oder gar überladene) Geschichte von Alice Sebold zu Ende war, habe ich mich heute morgen für ein neues Hörbuch entschieden:

Jane Austens "Anne Elliot", gelesen von Eva Mattes und gerade frisch erschienen und in meiner Packstation in den letzten Tagen eingetroffen. Zunächst war ich unsicher, ob ich mich zu diesem Zeitpunkt für das Hörbuch entscheiden sollte. Denn eigentlich wollte ich gestern (auch ein neues Buch musste ich mir aussuchen) fast zu einem Roman von Jane Austen greifen. Habe ich nicht, aber es könnte sein, dass ich diesen Sommer noch eines von ihr lese. Und ich hatte zunächst die Befürchtung, dass ich mir die Freude daran dann hemmen könnte, indem ich die Lust darauf mit dem Hörbuch nun erst mal befriedige. Doch den Gedanken verwarf ich schnell. Vielleicht ist es ja auch genau andersherum und ich bekomme erst recht Lust auf eine (mir neue) Geschichte von Jane Austen. Denn auch immer wenn ich eine ihrer Verfilmungen sehe, bekomme ich wieder Lust auf die noch von mir unentdeckten Romane Jane Austens.

Und so legte ich heute morgen los und wusste schnell: Das war genau der richtige Griff! Nach der gefühlsüberladenen Lesung "In meinem Himmel", ist das ein toller Ausgleich. Jane Austens Stil ist so intelligent und so feinsinnig. Hier ist nichts plump oder überladen.

Und jetzt, da ich diese Geschichte um Anne Elliot noch mal erlebe (letztes Jahr hatte ich den Roman mit großem Vergnügen gelesen), wird mir noch klarer (weil ich mich nicht mehr so auf den mitgeteilten Inhalt konzentrieren muss, der mir - mit den ganzen familiären Geflechten - zu Anfang bei Jane Austen immer einiges an Konzentration abverlangt), WIE feinsinnig sie schrieb. Ich bewundere sie sehr dafür! Sie hat eine unglaublich intelligente, ruhige und leise Art Kritik an der Gesellschaft zu üben, ohne bösartig zu werden (sondern ganz im Gegenteil immer leicht humorvoll - aber nie albern). Fällt mir gerade bei diesem Hörbuch schon direkt zu Anfang auf. In den ersten Sätzen wird davon berichtet, wie Anne Elliots Vater in seinem Lieblingsbuch liest: dem Adelskalender. Und dort schlägt er stets mit dem größten Vergnügen die Seite auf, auf der sein Name steht. Das ist nicht nur vergnüglich zu lesen/hören, sondern es sagt auch zweierlei aus: Der Leser/Hörer weiß direkt, wie die Familie Elliot gesellschaftlich gestellt ist (darüber gibt der Adelskalender Aufschluss) und er weiß auch, dass Mr. Elliot sehr auf seinen gesellschaftlichen Stand bedacht ist. Dass ihm Äußerlichkeiten sehr wichtig sind. Das hätte man so viel plumper erzählen können. Nicht so eine Jane Austen. Ich bewundere sie dafür unsagbar! Und ich merke schon: Das Wiedersehen mit Anne Elliot verschafft mir Lust auf weiteres von Jane Austen! :-)

Ich freue mich schon sehr aufs weiterhören! Und es passt auch sehr schön, dass ich mich gestern für ein neues Buch ("Erbin des verlorenen Landes" von Kiran Desai) entschieden habe, in dem die Hauptfigur (die 16-jährige Sai) gern Jane Austen-Romane liest. Auf die Stellen, in denen Jane Austen Erwähnung findet, freue ich mich nun doppelt! :-)
Liebe Grüße,
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon JMaria » Mo 28. Jun 2010, 09:44

Petra hat geschrieben: Jane Austens "Anne Elliot", gelesen von Eva Mattes und gerade frisch erschienen und in meiner Packstation in den letzten Tagen eingetroffen. Zunächst war ich unsicher, ob ich mich zu diesem Zeitpunkt für das Hörbuch entscheiden sollte. Denn eigentlich wollte ich gestern (auch ein neues Buch musste ich mir aussuchen) fast zu einem Roman von Jane Austen greifen. Habe ich nicht, aber es könnte sein, dass ich diesen Sommer noch eines von ihr lese. Und ich hatte zunächst die Befürchtung, dass ich mir die Freude daran dann hemmen könnte, indem ich die Lust darauf mit dem Hörbuch nun erst mal befriedige. Doch den Gedanken verwarf ich schnell. Vielleicht ist es ja auch genau andersherum und ich bekomme erst recht Lust auf eine (mir neue) Geschichte von Jane Austen. Denn auch immer wenn ich eine ihrer Verfilmungen sehe, bekomme ich wieder Lust auf die noch von mir unentdeckten Romane Jane Austens.

diesem Hörbuch schon direkt zu Anfang auf. In den ersten Sätzen wird davon berichtet, wie Anne Elliots Vater in seinem Lieblingsbuch liest: dem Adelskalender. Und dort schlägt er stets mit dem größten Vergnügen die Seite auf, auf der sein Name steht. Das ist nicht nur vergnüglich zu lesen/hören, sondern es sagt auch zweierlei aus: Der Leser/Hörer weiß direkt, wie die Familie Elliot gesellschaftlich gestellt ist (darüber gibt der Adelskalender Aufschluss) und er weiß auch, dass Mr. Elliot sehr auf seinen gesellschaftlichen Stand bedacht ist. Dass ihm Äußerlichkeiten sehr wichtig sind. Das hätte man so viel plumper erzählen können. Nicht so eine Jane Austen. Ich bewundere sie dafür unsagbar! Und ich merke schon: Das Wiedersehen mit Anne Elliot verschafft mir Lust auf weiteres von Jane Austen! :-)


Hallo Petra,

du hast ja einen schönen Hörstoff. Eva Mattes hat ja schon "Stolz und Vorurteil" super gelesen. Schön, dass du dich zum Hörbuch entschlossen hast. Die Geschichte der "Anne Eliot" gehört zu meinen Lieblingsromanen von Jane Austen. Als ich las, dass du Jane Austen hörst, habe ich Lust bekommen mal wieder etwas von ihr zulesen und da ich noch den Romanfragment "Sanditon" ungelesen im Regal hatte, habe ich gestern darin gelesen. War sehr fein. Schade, dass sie den Roman nicht zuende schreiben konnte.

viel Hörspaß mit "Anne Eliot" :)

Liebe Grüße
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Mo 28. Jun 2010, 10:41

Hallo Maria und alle zusammen,

ja, Eva Mattes ist für die Austen-Romane einfach hervorragend geeignet, mit ihrer ruhigen Art, die aber nie einschläfernd wirkt. Sie greift die feine Ironie und damit die Gesellschaftskritik sehr gekonnt auf, auf ihre leise Art. Für mich die perfekte Stimme für Jane Austen. Am Wochenende hatte ich auch beim putzen etwas Zeit und bin nun zu einem Drittel durch. Das Hörbuch lohnt sehr. Die Kürzungen fallen kaum auf. Ist sehr geschickt gemacht. Und die Geschichte um Anne Elliot nochmal erleben zu können, ist einfach fein. Ich freue mich schon sehr auf das Ende. Denn das ist ja ganz besonders schön.

Freut mich, dass ich Dir auch Lust machen konnte, mal wieder zu einem Buch von Jane Austen zu greifen. Wirklich schade, dass Jane Austen "Sandition" nicht vollenden konnte. Ich hatte vor einiger Zeit in mein Exemplar des Fragments auch reingelesen und fand es auch sehr schön. Berichte mal, wie zufrieden Du mit der Fortführung aus fremder Feder bist, falls Du weiter in dem Buch liest.
Liebe Grüße,
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon JMaria » Mo 28. Jun 2010, 11:25

Petra hat geschrieben: .

Freut mich, dass ich Dir auch Lust machen konnte, mal wieder zu einem Buch von Jane Austen zu greifen. Wirklich schade, dass Jane Austen "Sandition" nicht vollenden konnte. Ich hatte vor einiger Zeit in mein Exemplar des Fragments auch reingelesen und fand es auch sehr schön. Berichte mal, wie zufrieden Du mit der Fortführung aus fremder Feder bist, falls Du weiter in dem Buch liest.



hallo Petra,

ich lese nur das Fragment in einer Neuübersetzung aus dem Artemis-Winkler Verlag ohne Fortführung.

Liebe Grüße
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon JMaria » Di 29. Jun 2010, 11:15

Hallo zusammen,

ich habe mir "Der Afrikaner" von J.M.G. Le Clézio, gelesen von Michael Krüger, angehört und hat mir sehr gut gefallen. Le Clézio setzt sich mit seiner Herkunft auseinander, das Zusammentreffen mit seinem Vater zum ersten Mal als er 8 Jahre alt war. Sehr schön fand ich auch die Liebesgeschichte seiner Mutter und seines Vaters, die ebenfalls erzählt wird.

Gruß,
Maria
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Peter » Do 1. Jul 2010, 10:09

Hallo zusammen,
trotz der mehr als sommerlichen Temperaturen (Schwitz….) habe ich das Hörbuch "Collector" von Markus Heitz, gelesen von Michael Hansonis abgeschlossen. Michael Hansonis erledigt seinen Job gut, da gibt es in kleinster Weise etwas zu meckern. Die Betonungen sitzen und die Stimme passt zur Story. :)

Die SF Geschichte ist gut aufgebaut und bringt überraschende Wendungen mit und macht Lust auf eine Fortsetzung in der noch offene Punkte aufgelöst werden. So weit alles in Ordnung. …….. Aber, und jetzt kommt der Pferdefuß an der Sache, zumindest in der Hörbuch Ausgabe verkommt die Sache zu einem Intelligenztest für den Hörer, da die Geschichte unmotivierte Sprünge macht, urplötzlich nicht eingeführte Personen erscheinen und auf deren Eigenschaften und Geschichte völlig selbstverständlich zugegriffen wird. Ohne die Buchausgabe zu kennen möchte ich den Rezensenten bei Amazon recht geben, dass hier größere Kürzungen erfolgt sind. Leider ist das wohl ohne jegliches Verständnis der Story, durch wildes weglassen von Seiten geschehen. Da war wohl ein Praktikant am Werk??? :(

Ich habe den Verlag “Random House” deswegen per Mail angeschrieben aber leider ist Schweigen die einzige Antwort die ich erhalten habe………. :evil:

Ok, die Qualität und das Verhalten des Verlages werde ich mir merken……….. :cry:


Momentan höre ich “Rattentanz” von Michael Tietz und da kommt schon wesentlich mehr Freude auf…… Inhaltlich eine Spekulation darüber was geschieht wenn von einen auf den anderen Tag Strom, Telefon, Wasser und öffentliche Ordnung ausfallen. Bis jetzt (1tes Drittel) eine bedrückende und spannende Geschichte über das wahre Gesicht des Menschen bzw. der Gesellschaft.


Liebe Grüße ;)
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