Hallo Petra, hallo alle,
wie schön, daß du die Verfilmung noch vor dir hast - ich bin sicher, du wirst von ihr vollkommen eingenommen sein! Mein eigenes Film-Erlebnis zu
North and South liegt ja kaum eine Woche zurück, und nun sieh mal, was es für eine Wirkung hatte
. Davor haben mich die vielen Beiträge in den diversen Foren zwar schon neugierig auf diese Fassung gemacht, ich hätte aber nicht gedacht, daß ich mich in sie genauso regelrecht "verlieben" könnte wie in die
Stolz-und-Vorurteil-Verfilmung von 1995, mit der sie immer wieder im Zusammenhang, als Empfehlung oder Vergleich genannt wird. Nun muß ich mich in die Reihe ihrer Fans aber einordnen, denn
North and South hat mich als Literaturverfilmung noch mehr überzeugt und begeistert. Somit kann ich dir ebenfalls nur raten: Schau sie dir so bald wie möglich an!
Mit dem Roman bin ich inzwischen in Kapitel 5: Mr. Hale hat Margaret bereits verkündet, daß er die Pfarrei in Helstone -überhaupt die Tätigkeit in seiner Kirchengemeinschaft- aufgeben will und die Familie nach Milton umziehen soll. Ich weiß zwar nicht, ob seine Gründe für diesen Schritt später im Roman noch einmal erläutert werden, zu diesem Zeitpunkt werden sie jedenfalls sehr unklar behandelt. Er spricht von "Zweifeln" und "Gewissensgründen", aber welcher Art diese genau sind, wird nicht gesagt, man kann nur durch einige Bemerkungen Mr. Hales seine eigenen Schlußfolgerungen ziehen.
Es fällt aber bereits auf, daß Margaret wohl mehr und mehr Verantwortung innerhalb der Familie übernehmen wird: Bereits jetzt muß sie jene unangenehmen aber notwendigen Aufgaben auf sich nehmen, für die sich ihr Vater außer Stande sieht, wie z.B. seine Entscheidung und den bevorstehenden Umzug der Hales in den Norden der eigenen Ehefrau beizubringen. Er nennt es "anderen mit solchen Nachrichten keinen Kummer bereiten zu können", aber wir würden wohl sagen, er drückt sich vor unangenehmen Aufgaben. In der Verfilmung übernimmt Margaret mehrmals diese Pflichten, und auch im Roman, scheint mir, wird sie durch solche Ereignisse bald reifen - womit meine Anmerkung aus meinem ersten Beitrag sich wieder aufhebt, als ich Margaret als am Romananfang sehr jung (und damit = lebensunerfahren) bezeichnet habe.
Gaskells Erzählstil ist aber sehr lesefreundlich: Sie hält sich nicht zu sehr mit Abschweifungen in die Vergangenheit oder zu bestimmten Themen oder allzu detailierten Beschreibungen auf, vermittelt aber die Informationen, die für den Augenblick und den Fortgang der Geschichte nötig sind. Das kommt mir persönlich entgegen, ich empfinde den Roman als "jünger" als er tatsächlich ist und komme beim Lesen daher recht gut voran.
Übrigens habe ich mir gestern abend die Episoden 3 und 4 der Verfilmung im Originalton noch einmal angesehen, und kann nur beipflichten, daß Richard Armitage eine sehr angenehme Baritonstimme und eine auffällig ruhige Art zu sprechen hat. Diese "dunklen" Stimmen erlebe ich (persönlicher Eindruck) ziemlich selten in Film und Fernsehen, sei es nun im Original oder der synchronisierten Fassung. Offenbar ist der überwiegende Teil der männlichen Darsteller Tenor, die kräftigeren, tieferen Stimmen scheinen entweder für "ältere" Darsteller oder für die "finsteren" Rollen reserviert zu sein. Insofern kann ich diese Ausnahmeerscheinung und die Begeisterung bei vielen, die Richard Armitages Spiel und Vortrag im Original verfolgen, durchaus nachvollziehen.
Gruß,
Trixie