ich hatte die letzte Woche und die vergangenen Tage absolut keine Zeit. Jetzt habe ich hier einiges aufzuholen, aber eigentlich immer noch keine Zeit!
Zunächst einmal: Ich habe gestern ein bisschen wehmütig die Cree-Indianer Moosonee - Joseph Boyden: Durch dunkle Wälder - verlassen. Ich habe mich in dieser stillen Geschichte sehr wohl gefühlt. Die Figuren haben sich langsam offenbart und sind mir immer mehr, auf eine ganz unaufdringliche Weise, ans Herz gewachsen. Ich werde sicher noch oft an sie denken, auch - oder gerade weil - sie mir einfach von ihrem Leben erzählt haben. Es passiert nicht allzu viel in dem Buch. Aber die Figuren haben dennoch so viel von sich zu erzählen. Von ihrem Leben, als Menschen, deren Kultur ausstirbt und die sich in der neuen Welt zurecht finden müssen. Und auch durchaus wollen. Hier wird gar nicht gejammert. Und so ganz weg ist sie nicht, die Wildnis. Das Buch hat mich auch dahin mitgenommen. Ich habe den Indianer Will dorthin ebenso gern begleitet, wie seine Nichte Annie in die großen Metropolen. Ein Buch, das Spuren hinterlässt. Obwohl ich nicht mal sagen könnte, warum überhaupt. Der Autor hat mich einfach in die Welt von Will und Annie und all den Menschen um sie herum entführt. Ganz still und leise. Sehr schön. Rezension folgt die Tage noch.
Somit einen lieben Dank abermals an Doris, dass sie mich bei unserem Treffen in dieses Buch reinlesen ließ. Ich wäre ohne sie auf das Buch gar nicht gestoßen!
Gestern musste ich mich dann schnell für neuen Lesestoff entscheiden, damit ich heute in der Bahn nicht ohne Buch da sitze. Meine Wahl ist auf "Madame ist leider verschieden" von Claude Izner gefallen. Ein Buch das ich zufällig beim Bücherbummel in Bielefeld bei unserem Doris-Besuch entdeckte. Ich habe die ersten 10 Seiten gelesen und fühle mich schon wohl im Paris um 1889, zur Zeit der Weltausstellung. Die besuche ich gerade auch literarisch. Ein Mord ist auch schon geschehen. Mir gefällt der Erzählstil. Er ist ansprechend, lebendig, vergnüglich und intelligent. Deshalb gefiel mir auch das reinlesen in diesen Paris-Krimi schon so beim Bücherbummel. Und die Inhaltsangabe tat ein Übriges: Ein Buchhändler, in dessen Buchhandlung der Schlüssel zu den Morden liegt - doch, das macht mich sehr neugierig!
Nun noch ein paar Sätze zu den Postings der vergangenen Zeit hier in diesem Thread. Ich bin wie gesagt nicht mehr nachgekommen mit dem lesen und schreiben:
@Steffi: Auf "Grün ist die Hoffnung" machst Du durchaus neugierig! Vielen Dank dafür! Auch für die Rezi! Von TC Boyle kenne ich noch gar nichts. Vielleicht ist das irgendwann mein Zugang zu ihm? Wer weiß.
@Maria: Noch mal zu "Schlafende Engel".
Maria hat geschrieben:absolut sehe ich es nicht. Fehlhandlungen können bei jeder Person, egal welcher Nationalität, eintreten. Michael Collins lebt in Amerika, somit skizziert er natürlich eine amerikanische Provinz mit einer gewissen Authenzität und diese Authenzität ist meines Erachtens in gewissen Details spürbar.
Das hast Du schön formuliert. So finde ich es auch.
Die von Dir empfundene Schwachstelle des Romans (Schlamperei des Protagonisten in seiner Tätigkeit als Polizist) kann ich nachvollziehen, auch wenn sie auf mich anders wirkt. Denn wie Du auch schreibst: Wäre es ein reiner Krimi, so wäre es unverzeihlich. Aber hier dient diese Schlamperei eher der - wie ich finde - authentischen Darstellung eines desillussionierten Menschen, dem nichts mehr recht wichtig und wertvoll erscheint. Dass er seiner Tätigkeit nicht mehr konsequent und mit Inbrunst nachgeht, verstehe ich. Heiße es nicht gut, aber ich kann mir vorstellen, dass ein Mensch in Lawrence' Lage so handelt. Einfach das hinter sich bringen, was von ihm erwartet wird. Und nicht allzu weit denken, oder überhaupt nicht weiter denken. Abgestumpft ist er.
Und ähnlich siehst Du es ja auch. Der einzige Unterschied liegt darin, dass Du darüber hinwegsehen kannst, weil es mehr eine gesellschaftliche Studie denn ein Krimi ist. Ich sehe es sogar so, dass diese Schlamperei es auch irgendwie durchaus authentischer macht. Gerade weil es dem Autor mehr um die Studie geht, als um die Erzählung eines Krimis.
Das schätze ich vielleicht etwas anders ein, weil ich schon "Nicht totzukriegen" kenne. Da ist noch viel weniger Krimi enthalten. Ich glaube, dem Autor geht es fast gar nicht um einen Krimi. Und seine Figuren sind schon oft desillussioniert und handeln nicht so, wie der Leser es von ihnen erwartet.
Ich fand Deine Eindrücke sehr interessant. Vielen Dank, dass Du sie mir mitgeteilt hast! Ich hatte sie auch direkt gelesen. Komme aber jetzt erst zum antworten!
@Doris: Auf "Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim" bin ich ja auch bei Dir neugierig geworden. Das reinlesen hat mir sehr gefallen. Nun wollte ich aber erst mal abwarten, wie die Stimmen zu diesem Buch so sind - und vor allem Deine eigene Meinung. Denn ich hatte noch im Kopf, dass Dir der Vorgänger von Jonathan Coe nicht gefallen hatte. Du machst mich jetzt aber doch sehr neugierig. Lediglich das fast schon in den Slapstick ausarten schreckt mich noch ein bisschen. Aber ich werde noch mal gründlicher reinlesen bei Gelegenheit. Du hast mich jedenfalls neugierig gemacht. Danke dafür!
@Britti: Bei "Hingabe" war ich schlauer als Du!
Aber Deine Anmerkung in Spoilerschrift kann ich nicht mehr so recht beurteilen, da das Lesen dazu doch zu lange zurückliegt bei mir. Ich glaube, mir schien es damals nicht unschlüssig. Weiß aber nicht, ob ich dafür einen Grund hatte. Andere Meinungen dazu würden mich somit interessieren.


