Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon JMaria » Di 18. Jan 2011, 14:49

steffi hat geschrieben: Natürlich ist es ein Schock, wenn die Mutter so gar nicht seinen Erwartungen und Hoffnungen enspricht, aber er wertet das so schrecklich ab ... der gekaufte Kuchen z.B.



Genau ! Er wertet zu intensiv ab ! Das habe ich auch so empfunden. Und wo er nicht abwertet, übertreibt er. So durfte auch "Der Schrei" von Edvard Munch als Darstellung seiner Empfindungen nicht fehlen. Das sind die Momente gewesen, wo ich dann doch wieder schmunzeln mußte und dachte "das hat noch gefehlt". ( ironisches ;-) )

Grüße von
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

150 Jahre Thomas Mann
100 Jahre Mrs Dalloway
500 Jahre Bauernkrieg


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16833
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon steffi » Mi 19. Jan 2011, 09:50

JMaria hat geschrieben:So durfte auch "Der Schrei" von Edvard Munch als Darstellung seiner Empfindungen nicht fehlen. Das sind die Momente gewesen, wo ich dann doch wieder schmunzeln mußte und dachte "das hat noch gefehlt". ( ironisches ;-) )

Du hast recht, es hätte geholfen, so zu reagieren, aber ich blieb beim grummeln stecken :|
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5262
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon JMaria » Mi 19. Jan 2011, 11:42

Hallo Steffi,

erwähnenswert finde ich noch auf S. 310, noch ziemlich am Anfang des 2. Teil. Dort heißt es:..

Ich habe den sicheren Schreibtisch verlassen, um mich auf den Weg zur Mutter zu machen, in das Erinnern. Kennst du das Haus, auf Säulen ruht sein Dach, es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Dahin, dahin möcht ich ziehn..

Das waren die Momente, wo ich mich mit dem Autor wieder aussöhnen konnte. Hast du das Mignon-Lied darin erkannt und zwar die 2. Strophe? Die erste Strophe ist bekannter....:

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Lauf die Goldorgangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?

Dahin! Dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!


Ich liebe Wilhelm Meisters Lehrjahre und besonders die Verse darin... Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß was ich leide!.... oder ...Wer nie sein Brot mit Tränen aß..

die arme Mignon die an gebrochenen Herzen starb. Soweit kam es mit dem mutterlosen Knaben in Rabenliebe zum Glück nicht. Doch es hätte ihm gut getan, wenn es jemanden gegeben hätte, wie in Wilhelm Meisters Lehrjahre, der gesagt hätte, dass die Lehrjahre vorbei seien. Aber vielleicht sind sie ja vorbei ....

Ich bin auf das nächste Buch des Autors gespannt.

Grüße von
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

150 Jahre Thomas Mann
100 Jahre Mrs Dalloway
500 Jahre Bauernkrieg


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16833
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon steffi » Do 20. Jan 2011, 11:24

JMaria hat geschrieben:Hallo Steffi,

erwähnenswert finde ich noch auf S. 310, noch ziemlich am Anfang des 2. Teil. Dort heißt es:..

Ich habe den sicheren Schreibtisch verlassen, um mich auf den Weg zur Mutter zu machen, in das Erinnern. Kennst du das Haus, auf Säulen ruht sein Dach, es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Dahin, dahin möcht ich ziehn..

Das waren die Momente, wo ich mich mit dem Autor wieder aussöhnen konnte. Hast du das Mignon-Lied darin erkannt und zwar die 2. Strophe? Die erste Strophe ist bekannter....:

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Lauf die Goldorgangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?

Dahin! Dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!



Wow ! Ich habe das Mignon-Lied zwar erkannt, aber konnte nicht so viel damit anfangen. Ich kenne ja "Wilhelm Meister" nicht und will das schon laaaange ändern. Dieser Hinweis ist sehr interessant und nun kann ich mich ein bißchen besser in den Autor hineinversetzen.

Es ist wirklich so, dass sein Stil und seine Metaphern einen noch lange beschäftigen können, das finde ich wunderbar.
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5262
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon JMaria » Do 20. Jan 2011, 15:24

steffi hat geschrieben: Wow ! Ich habe das Mignon-Lied zwar erkannt, aber konnte nicht so viel damit anfangen. Ich kenne ja "Wilhelm Meister" nicht und will das schon laaaange ändern. Dieser Hinweis ist sehr interessant und nun kann ich mich ein bißchen besser in den Autor hineinversetzen.

Es ist wirklich so, dass sein Stil und seine Metaphern einen noch lange beschäftigen können, das finde ich wunderbar.



ja, das ist wirklich wunderbar. Man muß ja auch nicht alles verstehen. Aber wenn jemand mal etwas mit der deutschen Sprache wagt, nicht sich dem Mainstream ergibt, dann sollte man das mMn zu schätzen wissen.

und Wilhelm Meister Lehrjahre kann ich dir wirklich sehr ans Herz legen. Ein Buch das ich sogar ein weiteres Mal lesen würde.

Schöne Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

150 Jahre Thomas Mann
100 Jahre Mrs Dalloway
500 Jahre Bauernkrieg


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16833
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Peter Wawerzinek: Das Kind das ich war

Beitragvon JMaria » Di 2. Aug 2011, 16:07

Hallo zusammen,

Steffi hat mir den Doppelband "Das Kind das ich war // Mein Babylon" ausgeliehen, beides sind autobiographische Erzählungen. Ich habe in die erste Erzählung reingelesen und bin (wieder) ganz verzaubert von seinem Sprachstil. Diese Sehnsucht nach Heimat (Wawerzinek ist in einem Waisenhaus aufgewachsen) wird schon am Anfang thematisiert.

Dieses Sehnsuchtsgefühl erinnert mich, zumindest am Anfang, an Siegfried Lenz, obwohl Wawerzinek mehr auf assoziative Sätze setzt.

ganz typisches Beispiel, wie man es auch aus "Rabenliebe" kennt:

Meine Heimat ist Mecklenburg. Meine Vaterstadt Grimmen. Meine Muttersprache wohnt in der Gesichtsfarbe der wetterfesten Bauern. Von den Tieren auf dem Wasser habe ich meine Fröhlichkeit. Den Schollen im Wasser verdanke ich meinen Ernst. Die Traurigkeit der Quallen nahm mich bei der Hand. Ich bin ein Liebhaber von geborgenen Feuern, wie sie in den Räuchertonnen der Fischer lodern. Und ich kann, zwischen Steinen hingestreckt, die Nacht am Meer ausharren. Ich bin ein großer Wolkengucker.

Ein elternloser Knabe, der sich seine Persönlichkeit aus dem Umfeld zusammen sucht.

Seine Sätze sind wunderschön.

:arrow: Das Kind das ich war


Gruß,
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

150 Jahre Thomas Mann
100 Jahre Mrs Dalloway
500 Jahre Bauernkrieg


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16833
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon steffi » Mi 3. Aug 2011, 10:09

Wunderschön - ja, diese Assoziationen und Metaphern sind schon klasse !
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5262
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Beitragvon Petra » Mi 3. Aug 2011, 10:15

Hallo Maria,

damit kann ich sehr viel anfangen. Vielen Dank für die Mühe, die Du Dir mit dem Zitat gemacht hast.

Deinen zusammenfassenden Satz dazu fand ich sehr passend: "Ein elternloser Knabe, der sich seine Persönlichkeit aus dem Umfeld zusammen sucht." Sehr schön, Maria!
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Christian Kracht - Air (HC)
Ruth Rendell - Alles Liebe vom Tod (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Andreas Eschbach - Die Auferstehung (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14479
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Vorherige

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 21 Gäste