Widmungen und Zitate in Büchern

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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » So 27. Feb 2011, 00:25

Hallo Barbara,

Dankeschön fürs zitieren!

Und ja, mir fällt noch etwas ein:

Das Recht, nicht jeden Tag zu lesen.
Das Recht, ein hochgelobtes Buch nicht gut zu finden.
Das Recht, ein verrissenes Buch gut zu finden.

Vielleicht fällt mir - oder auch anderen - noch mehr ein. Mir hat's Spaß gemacht! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Barbara » So 27. Feb 2011, 13:12

Liebe Petra,

Deine Rechte sind auch nicht schlecht. ;)
Da hast Du auch einige wunde Punkte von uns Lesern getroffen. Wer gibt schon gerne zu, dass er ein, von "hochgelobten Koryphäen", verissenes Buch, gut findet.

Ich bin gespannt, welche Rechte sonst noch in uns schlummern. Wir müssten dann alle zusammenstellen, ausdrucken und uns immer vor Augen halten, wenn wir z. Bsp. mal wieder ein schlechtes Gewissen bekommen, weil wir ein Buch abbrechen wollen.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Fr 1. Apr 2011, 13:36

Hallo zusammen,

ich war gestern beim reinblättern in "Abschied von Chautauqua" von Stewart O'Nan sehr berührt. Er stellt dem Roman zwei Zitate voran. Eines davon ist folgendes:

"Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley." (Daphne du Maurier)

Im Zusammenhang mit dem Thema von O'Nans Buch, löst dieses Zitat ganz intensive Gefühle aus. Jeder, der sein zu Hause (den Ort, mit dem er sich verwurzelt fühlt) verlor, verlassen musste, hergeben musste, wird an der Stelle sicher von einem starken Gefühl der Sehnsucht, Wehmut, Trauer, Erinnerung und Liebe ergriffen.

Nun freue ich mich noch mehr auf das Buch, in dem eine Familie Abschied von ihrem zu Hause nehmen muss. Eine Rezensentin bei Amazon schreibt so passend: "Die Familie ist gerade dabei, sein "Manderley" zu verlieren, denn das Sommerhaus am Lake Chautauqua ist bereits verkauft." Wer schon mal sein Manderley verlor, ahnt, welche Gefühle (ganz unterschiedlicher Art) die Figuren des Romans durch diese letzten Tage in Chautauqua begleiten werden.

Übrigens wurde mir durch das Zitat mal wieder bewusst, wie kleine aber feine Unterschiede verschiedene Übersetzungen aufweisen können. Mir gefällt diese Übersetzung des ersten Satzes aus Daphne du Mauriers "Rebecca" viel besser, als die gängigere (und vielleicht auch richtigere): "Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley". Und als Zitat in Stewart O'Nans Buch, scheint mir diese melancholischere Varianten passender, das es sehr schön einstimmt auf das Buch.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Binchen » Fr 1. Apr 2011, 20:25

@ Petra
Du schriebst:
"Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley." (Daphne du Maurier)

Im Zusammenhang mit dem Thema von O'Nans Buch, löst dieses Zitat ganz intensive Gefühle aus. Jeder, der sein zu Hause (den Ort, mit dem er sich verwurzelt fühlt) verlor, verlassen musste, hergeben musste, wird an der Stelle sicher von einem starken Gefühl der Sehnsucht, Wehmut, Trauer, Erinnerung und Liebe ergriffen.


Das finde ich interessant, denn gerade Manderley, und die '2.Hausherrin' dieses Hauses, die das träumt, verbinden ja alles andere als heimelige Gefühle und ein warmes Zuhause damit, sondern eher das unangenehme Gefühl ständig beobachtet und nicht für würdig genug befunden zu werden, die Hausherrin zu sein mit diesem Satz.

Liebe und Wärme passen für mich so gar nicht dazu. Da wäre ich sehr gespannt, auf die Stimmung, die O'Nan damit in seinem Buch in Verbindung bringt.
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon JMaria » Sa 2. Apr 2011, 14:30

"Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley." (Daphne du Maurier)


Hallo Binchen,

ich meine, es ist damit ein Sinnbild der Sehnsucht gemeint. Wie Manderley, das nicht nur Schrecken bereithielt, sondern auch schöne Erinnerungen, gerade weil man es verlor. Die Erzählerin sah in ihrem Traum auch das Ebenmaß der Mauern, die Harmonie der Lage - ein Kleinod in offener Hand, wird es beschrieben. Das Schrecken kam ja von innen, nicht von Manderley selbst.

So würde ich Manderley wie auch Chautauqua als ein verlorener Sehnsuchtsort sehen. :-)

Schöne Grüße
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Binchen » So 3. Apr 2011, 20:55

Hallo Maria,

ich denke, hier fehlt mir eben die Erfahrung mit o'Nan, denn Sehnsucht nach Heimat und Heimat sind für mich positiv besetzt, -

bei Manderley kann ich bei keinem der Personen entdecken, dass es positiv besetzt war, es klingt nur im ersten Augenblick so, wenn man den Satz -Gestern Abend träumte ich ( mir) ich sei wieder in Manderly - alleinstehend sieht und nicht im Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches - allenfalls bei Mrs. Danvers oder der ersten Mrs. DeWinter, denn weder Maxim noch Mrs. deWinter 2 - von der ja der Ausspruch stammt, war hier glücklich - oder wo machst Du ihre positiven Erinnerungen fest ?
(Hier muss ich Spoilerschrift für Petra verwenden, denn sie will es ja noch lesen)

So kann ich hier bei Rebecca allein kein Sinnbild der Sehnsucht entdecken, das muss sich dann wohl in Bezug auf o'Nan ergeben, was sich mir bis auf Weiteres entziehen wird.

Hallo Binchen,

ich meine, es ist damit ein Sinnbild der Sehnsucht gemeint. Wie Manderley, das nicht nur Schrecken bereithielt, sondern auch schöne Erinnerungen, gerade weil man es verlor.
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon JMaria » Mo 4. Apr 2011, 09:24

Binchen hat geschrieben: bei Manderley kann ich bei keinem der Personen entdecken, dass es positiv besetzt war, es klingt nur im ersten Augenblick so, wenn man den Satz -Gestern Abend träumte ich ( mir) ich sei wieder in Manderly - alleinstehend sieht und nicht im Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches - allenfalls bei Mrs. Danvers oder der ersten Mrs. DeWinter, ..... oder wo machst Du ihre positiven Erinnerungen fest ?


Hallo Binchen,

dennoch ist in "Rebecca" Manderley für die Erzählerin ein Sehnsuchtsort. Schon als Kind hat sie sich für ein paar Pennies eine Postkarte gekauft, weil ihr dieses Anwesen vollkommen erschien. Selbst am Ende sah sie voller Hoffnung auf Manderley, sah ihre Kinder dort aufwachsen... Doch durch gewisse Umstände verlor sie es.

Auch in Chautauqua ist nicht alles rosarot. Auch hier verlier eine Familie ihren Wohlfühlort durch gewisse Umstände.

Ich sehe hier durchaus in beiden Fälle eine Verbundenheit zu einem Ort. Vielleicht auch das Lösen von einem Ort. Abschiednehmen.

Was meinst du damit, wenn du schreibst, ein Heimatgefühl sollte positiv besetzt sein?

Man kann auch seine Heimat verlieren und sich danach ein Leben lang sehnen und erträumen. Meine Eltern haben beide ihre Heimat durch den II. Weltkrieg verloren, doch die Sehnsucht, die Heimatverbundenheit blieb. Die Umstände waren somit nicht positiv besetzt. Heimatsehnsucht kann sich sehr vielschichtig äußern. Man kann sich sogar nach einem Ort sehnen, den man noch garnicht kennt und nur von Fotos oder Erzählungen kennt.


Schöne Grüße
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon steffi » Mo 4. Apr 2011, 10:32

Eine sehr interessante Diskussion - auch passend zum Buch von Siegfried Lenz "Heimatmuseum", das JMaria und ich gerade lesen.

Mit Manderley und dem ersten Satz verbinde ich eine gruseliges Wohlgefühl, also sowohl die positive als auch die negative Seite. Diese Mischung aus Schmerz und Freude ist es, denke ich, die auch O'Nan anspricht und die er auch so beschreibt. Das Haus in Chautauqua bzw. der Abschied ist ja mehr als der Abschied von einem Ort.

Persönlich kenne ich das Gefühl auch, komischerweise nicht nach meinem ursprünglichen Heimatort sondern einer Gegend, wo wir ein paar Jahre gewohnt haben.
Gruss von Steffi

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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Mo 4. Apr 2011, 10:48

Hallo zusammen,

ich sehe das genauso wie Maria: Ein Sehnsuchtsort (sehr schöner Begriff, Maria) muss nicht nur mit positiven Erinnerungen behaftet sein. Ich habe selbst auch einen Sehnsuchtsort, der vieles birgt, auch viel Schlimmes. Und dennoch ist es mein Sehnsuchtsort. Meine Heimat (in meinem Fall ein Haus), die ich verloren habe und nach der ich mich sehen, ganz gleich, was dort alles geschehen ist. Gutes, wie aber auch schlechtes.

Davon denke ich, wird Stewart O’Nan mir etwas erzählen können.

Zu Rebecca: Dass es durch den einleitenden Satz nur so klingt, als sei Manderley für die zweite Mrs. de Winter positiv besetzt, sehe ich nicht so. Zum einen habe ich die Beschreibungen Manderleys der zweiten Mrs. de Winter, in das sie sich zurück träumt, als sehnsuchtsvoll empfunden, ganz unabhängig davon, ob sie damit mehr positive oder negative Erinnerungen verbindet. (Spoiler bis Absatzende) Darüber hinaus aber, wollen doch im Roman am Ende Maxim de Winter und seine zweite Frau, nach Manderley zurückkehren, um dort, befreit von der Last Rebeccas, ein neues, glückliches Leben zu beginnen. Als sie dort ankommen, steht Manderley in Flammen. Ich sehe es so, dass die negativen Erlebnisse an Rebecca gebunden sind, nicht aber an Manderley selbst. Rebecca war die Wurzel des Übels. Manderley blieb reizvoll, so sehr, dass sie gemeinsam dort leben wollten, nun endlich befreit von Rebeccas Last. Denn, wie Maria so treffend ausdrückte, kam das Schrecken ja von innen, nicht von Manderley selbst.

Maria, was Du über den Verlust der Heimat Deiner Eltern im II. Weltkrieg schreibst, liegt mir auch sehr nahe. Mein Vater (und meine Großmutter) mussten auch flüchten. Und sie mussten mit ansehen, wie mein Großvater (also der Mann, der Vater) von den Russen abtransportiert wurde. Schrecklichere Ereignisse kann man an die Heimat nicht knüpfen. Und trotzdem war es ein Sehnsuchtsort.

Edit: Steffi, Deinen Beitrag habe ich erst nach dem absenden gesehen. Interessant, dass Du Siegfried Lenz' "Heimatmuseum" nennst. Denn als Maria kürzlich darüber schrieb, lockte es mich aus eben diesen Gründen: Heimatverlust. Sehnsucht nach einem Ort. Danke für die Ergänzung!
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Binchen » Mo 4. Apr 2011, 12:29

Hallo in die Heimatrunde,

Liebe Maria, ich meinte nicht - Heimatgefühl SOLLTE positiv besetzt sein, sondern für mich IST HEIMAT positiv besetzt, bzw. kann ICH persönlich mit Sehnsucht nach Heimat nur etwas positives Verbinden, weil ich mich sonst nicht danach sehnen würde. Denn man kann doch kein Gefühl vorschreiben - :o

Was Du zu Deinen Erfahrungen schreibst, hat mir wieder einmal die Augen geöffnet, wie kurzsichtig frau damit sein kann. Heimat - insbesondere der Verlust von Heimat - stellt da eine ganz andere Voraussetzung dar und verändert den Blickwinkel. :oops:

dennoch ist in "Rebecca" Manderley für die Erzählerin ein Sehnsuchtsort. Schon als Kind hat sie sich für ein paar Pennies eine Postkarte gekauft, weil ihr dieses Anwesen vollkommen erschien. Selbst am Ende sah sie voller Hoffnung auf Manderley, sah ihre Kinder dort aufwachsen... Doch durch gewisse Umstände verlor sie es.


Genau so eine Stelle, hatte ich vom Buch nicht mehr in Erinnerung. Danke für's aufzeigen der Stelle. Deshalb fragte ich ja danach.

Schön, dass Eure Lektüre, liebe MAria und Steffi, mit diesem Begriff auch gerade umgeht, und damit eine weitere Beschäftigung damit verbunden ist.
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