Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

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Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Petra » Di 23. Mär 2010, 10:13

Hallo zusammen,

in einem anderen Thread schrieb Turni von dem Phänomen, dass sie sehr gern historische Romane liest. Aber mit Hörbüchern des Genres Probleme hat. Ich zitiere Turni hier gerade mal:

Turni hat geschrieben:Während ich am liebsten historische Bücher lese, habe ich beim Hören da Schwierigkeiten.
Zu dieser Genre kaufte ich als erstes "Die Löwin" von Iny Lorentz. Ich hätte am Liebsten abgebrochen! :ugeek:
Die Tore der Welt zog sich ellenlang und gelegentlich musste ich einen Track zweimal hören, weil ich den Faden verlor. :geek:

Lag es vielleicht an den Hörbüchern oder habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?


Und auf eine ähnliche Sache bin ich gestoßen durch eine Annahme, die NatiFine in einem anderen Thread geäußert hat. Sie beobachtet an mir, dass ich gern (bevorzugt) Thriller höre. Der Grund dafür liegt auch in diesem Thema hier begründet. Deshalb greife ich dieses Beispiel mal hier auf:

Früher habe ich gern Thriller gelesen. Eigentlich ausschließlich, bevor ich die zeitgenössische Literatur und Klassiker für mich entdeckte, die ich inzwischen bevorzugt lese (besonders zeitgenössische Romane). Dann war ich irgendwann erstens übersättigt von den Thrillern. Zweitens waren sie mir oft zu brutal und abstoßend. Das habe ich nervlich nicht mehr verkraftet. Und drittens waren sie mir auch oft zu platt geschrieben. Das fiel mir verstärkt auf, als ich auch andere Bücher anfing zu lesen.

Nach einige Jahren, in denen ich überhaupt keine Thriller mehr las, hatte ich eine schwierige Phase in meinem Leben, in der mein Kopf mit Sorgen und Gedanken übervoll war. Ich konnte mich auf was Gehaltvolles nicht mehr konzentrieren. Und so griff ich erstmalig mal wieder zu einem Thriller. Und habe meinen Spaß daran Stück für Stück wieder entdeckt. Spaß, weil sie einfach bloße Unterhaltung sind (also kein ernstes Thema beinhalten, mit dem ich meinen Kopf zusätzlich belasten muss), und zudem spannend sind. Andere pure Unterhaltungsromane haben oft das Thema Liebe oder Frauenprobleme zum Thema. Die liegen mir nicht.

So fing ich also wieder an Thriller zu lesen (um überhaupt was lesen zu können) und fand neue Freude daran. Dann ging es mir irgendwann wieder besser und ich konnte mich (zum Glück) wieder auf Gehaltvolles konzentrieren. So las ich wieder weniger Bücher des Genres Thriller. Und es fällt mir mittlerweile auch wieder schwer sie (gelesen) zu genießen. Da ist wieder die oft platte Sprache. Und das zu wenig Gehaltvolle. So wurden es wieder weniger Thriller die ich las. Und wenn dann nur ausgewählte. Das konnte ich mir beibehalten.

Was ich aber dann feststellte (weil mich der ein oder andere Thriller dann schon interessierte - da ich mich länger ja wieder mit dem Genre beschäftigt hatte) war, dass ich dieses Genre viel besser hören anstatt lesen konnte. Platte Sprache verzeihe ich Gehörtem viel eher als Gelesenem. Das ist EIN Grund, warum ich gern und oft Thriller höre.

Es gibt aber zwei ganz wichtige andere Gründe, warum ich z. B. lieber Thriller HÖRE und anspruchsvolleres lieber lese.

Erstens sind mir viele Bücher zu schade zum hören. Denn so gerne ich höre, es ist für mich nur die zweite Wahl. Wenn ich freie Zeit habe, greife ich immer zum Buch. Hörzeit ist die Zeit, in der ich nicht zum Buch greifen kann (im Bad, auf Fußwegen, bei Tätigkeiten im Haushalt). Lesen genieße ich noch ein Stück mehr als hören. Und so sind mir einige wirklich vielversprechende Bücher zu schade zum hören. Ich möchte sie lieber lesen. Welche mir oft nicht zu schade zum hören sind, sind Thriller. Oder humorige Sachen (ich würde z. B. nie Tommy Jaud lesen. Gehört - gesprochen von Christoph Maria Herbst - macht das richtig Spaß! Ich weiß, würde ich das lesen, wäre es mir zu platt. Ich hätte da keine große Freude dran und würde meine kostbare Lesezeit als verschwendet betrachten.

Und zweitens ist für mich lesen immer ein viel intensiveres Erlebnis als hören. Die Figuren kommen mir näher. Es bauen sich deutlichere Bilder und vor allem Gefühle auf. Und die möchte ich bei den Büchern, die für mich wirklich vielversprechend sind, nicht missen. Und ich weiß, beim Hörbuch wären sie wahrscheinlich deutlich dumpfer.

So höre ich ganz andere Dinge als ich lese. Zwar lese ich hin und wieder auch einen Thriller. Aber lieber anderes. So waren dies Jahr als Buch z. B. William Somerset Maugham mit "Der bunte Schleier" oder Brian Moore mit "Die einsame Passion der Judith Hearne" dran. Oder Gerard Donovans "Winter in Maine", Leon de Winters "Das Recht auf Rückkehr". Und im Moment Anna Katharina Hahn mit "Kürzere Tage". Während ich viele Thriller gehört habe (Stieg Larsson "Verblendung", Gillian Flynn "Finstere Orte", Joy Fielding "Im Koma", Andreas Föhr "Der Prinzessinnenmörder" und Mo Hayder "Die Behandlung"...). Bis auf zwei Gehaltvolle Hörbücher (Albert Camus "Der Fall" und Friedrich Dürrenmatt "Der Besuch der alten Dame") war da dies Jahr noch nichts Gehaltvolles bei.

Eine weitere Sache, die für mich einen Unterschied in der Wahl meiner Bücher und Hörbücher hervorruft ist die Tatsache, dass ich nebenbei höre. Also nie in Ruhe im Sitzen. Denn so drückt es sich nicht so leicht auf die Stop-Taste. Wenn ich aber sitze und lese, dann kann ich innehalten. Das ist wichtig, z. B. bei einem Stoff wie dem von Camus. Da merke ich dann schon wieder, dass ich es schade finde, dass der Sprecher mich in seinem Tempo durch das Hörbuch zieht und ich nicht ausreichend über den Stoff nachdenke. Deshalb gebe ich bei solchen Dingen oft und gern dem Buch den Vortritt.

Allerdings möchte ich in diesem Jahr versuchen anders zu hören. Der erste Schritt ist (war), dass ich meine Hörlust ziemlich verloren hatte. Was oft an Pflicht-Hörbüchern (wegen zu schreibender Rezensionen) lag. Das habe ich schon gut geschafft. Ich höre nach Lust und Laune, einfaches, unterhaltsames. Meine Hörlaune ist zurückgekehrt! Somit kann ich den zweiten Schritt in Angriff nehmen. Mir ist im letzten (und auch schon im vorletzen) Jahr aufgefallen, dass ich keine Highlights gehört habe. Das finde ich schade. Und das hatte mich auch zum nachdenken gebracht. Der Grund dafür liegt gewiss daran, dass ich den (für mich) vielversprechendsten Titeln als Buch den Vortritt lasse. So höre ich nur das, das mich nur zweitrangig interessiert als Hörbuch, da mir dafür die Lesezeit fehlt, bzw. zu kostbar ist.

Mittlerweile versuche ich realistischer zu unterscheiden. Denn ich weiß, dass meine Lesezeit nie für alles ausreichen wird, was ich aber gern lesen möchte. So versuche ich die Zügel mal lockerer zu lassen und mich manchmal dann doch fürs Hörbuch zu entscheiden. Erste Versuche zeichnen sich in meinen Einkäufen der letzten Tage ab. Da finden sich einige Gehaltvollere Hörbücher wieder. Auf die ich so richtig Lust habe. D. h. es könnte sein, dass ich demnächst auch wieder vielfältiger hören kann und werde und dann vielleicht auch noch mehr Hörlust zurück kommt - bzw. auch mal wieder richtige Highlights darunter sind.

Soviel mal dazu.

Dann noch: Ich kann einige Genres nicht lesen. Dazu gehören historische Romane und Fantasy/Science Fiction. Mir fehlt dafür wohl die nötige Fantasie. Interessanter Weise klappt das besser beim hören. Und so höre ich (wenn ich denn mal zu diesen Genres greife) eher Titel aus den Genres, als dass ich sie lese. Das ist also auch dann eine bewusste Entscheidung.

So, und nun bin ich gespannt, welche Genres Ihr lieber lest und welche Ihr lieber hört. Und warum das bei Euch so ist.

Und vielleicht könnt Ihr aus meinen Unterscheidungen, was ich eher lese und was ich eher höre, für Euch auch Gründe finden, warum Ihr mit dem ein oder anderen Gerne bessser per Buch oder eben besser per Hörbuch klar kommt. Und vielleicht hat auch jemand konkrete Antworten für Turnis Phänomen?

Ich bin gespannt! :-)

Edit: Mir ist noch ein wichtiger Punkt eingefallen, der mich oft hindert ein für mich wirklich richtig interessantes Buch als Hörbuch zu hören: Kürzungen. Die richtig interessanten Bücher möchte ich unbedingt in der vollen Länge kennenlernen. Wenn ich mir schon mal überlege mangels Lesezeit bei dem ein oder anderen doch alternativ zum Hörbuch zu greifen und ich entdecke dass es gekürzt ist, dann lasse ich da dann doch oft die Finger von. (So habe ich z. B. ewig gebraucht mich nun doch fürs Hörbuch von Sibylle Lewitscharoffs "Apostoloff" zu entscheiden. Denn es ist gekürzt. Eigentlich möchte ich solch ein vielversprechendes Buch in ganzer Länge kennenlernen. Hier konnte mich aber dann nun letztendlich doch das Hörbuch überzeugen, da die Hörprobe so klasse ist. Sibylle Lewitscharoff liest selbst - und das phänomenal gut! Der Sprecher kann auch schon mal ein Grund sein, warum ich ein wirklich vielversprechendes Buch doch nicht hören, sondern unbedingt wenn lesen möchte. Denn wenn mir der nicht 100% passend erscheint, nehme ich Abstand vom Hörbuch für solche mir am Herzen liegenden Titel. Bei Thrillern (oder anderen Genres der bloßen Unterhaltung) kann ich Kürzungen viel besser hinnehmen. Finde sie manchmal sogar angenehm.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
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Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon JMaria » Mi 24. Mär 2010, 09:51

Hallo Petra,

lieber hören statt lesen sind bei mir folgende Bereiche:

Jugendbücher:
Beispiel - die Biss-Reihe habe ich noch nicht vollständig gehört, doch trotz Kürzungen im Hörbereich könnte ich mich nicht zum Lesen aufraffen, aber so ist es ein nettes Hörvergnügen.

Lyrik:
ich höre gerne ab und zu Lyrik, am liebsten vom Autor selbst gelesen, da er seine Gedichte am besten kennt und auszudrücken vermag.

Krimis:
ab und zu Krimis, am liebsten gut gekürzt, da mir manche Autoren viel zu ausschweifend schreiben und zuviel Psychologie mit reinbringen. Es gibt auch Ausnahmen. Klassische Krimis wie Agatha Christie sollten schon ungekürzt sein. Und ich bedaure immer noch, daß der Delta-Verlag mit der DuMont Krimireihe (Dickson Carr, MacLeod...) als Hörbücher aufgehört hat. Aber ich kann ja aufs Lesen umsteigen ;-)

Comedy:
lustige Bücher wie z.B. von Tommy Jaud. Lesend könnte ich sie nicht ertragen *grins* - aber mit der passenden Stimme, sehr gerne ab und zu.


ich höre ja am liebsten und am meisten Klassiker, aber hier könnte ich jetzt nicht sagen, dass ich sie lieber höre, denn ich lese sie viel zu gerne.


Liebe Grüße
Maria
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Binchen » Do 25. Mär 2010, 22:05

Ja - solche Unterscheidungen gibt es auch bei mir.

Als allererstes gilt das für Lustiges - Das ist gelesen für mich nur noch selten attraktiv, seit ich die guten Vertonungen von einigen Kommedians oder tollen Sprechern gehört habe, versuche ich sowas nur noch zu hören.

Klassiker - Die sind bei mir im Gegensatz zu vielen anderen oftmals erst als Hörbuch erwünscht, vor allem, wenn ich sonst befürchte, dass ich sonst ggf. nicht durhhalten würde. Um mir darüber klar zu werden, ob mir ein Autor / Stoff - liegen würde, versuche ich den Zugang über das Hörbuch - war das erfolgreich, greife ich danach oft auch noch zum Buch (z.B. Sturmhöhe)

Bei Krimis oder historischen Romanen ist es so, dass ich, wenn die Bücher abflachen oftmals dann noch ein Hörbuch versuche, wenn die (meist dann ja gekürzte Version) dann auch nichts mehr bringt - stirbt die Serie für mich .

Sachbücher sind für mich nur gelesen effektiv
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon steffi » Fr 26. Mär 2010, 10:21

Wie einige schon wissen, höre ich Thriller ausschließlich. Bei Krimis geht es mir fast ebenso, für ein paar, z.B.Klufti und Agatha Christie mache ich eine Ausnahme, die lese ich auch gerne. Ich weiß gar nicht genau warum, vielleicht auch, weil mir dazu zum einen die Lesezeit zu schade ist und andererseits ich beim hören nicht so sehr über den plot nachdenke sondern mich mit der Stimme mitreißen lasse.

Bei Fantasy und historische Romane mag ich hören und lesen gleich gerne.

Auch bei zeitgenössischer Literatur greife ich fast ausschließlich zu Hörbüchern, aber da das sowieso eher nicht so mein Beuteschema ist, verlasse ich mich da hauptsächlich auf eure Tipps hier.

Klassiker mag ich so und so, allerdings vielleicht ein bißchen lieber gelesen, obwohl mir ja schon aufgefallen ist, dass ich auch bei ungekürzten Hörbüchern manchmal der Handlung besser folgen kann. Aber nur dann, wenn ich neben dem hören noch etwas mache z.B. sticken, damit meine Gedanken nicht so sehr abschweifen.

Denn wenn ich höre, dann fallen mir weniger Sachen auf und ich kann mir über das hören sehr schlecht Dinge merken. Ich bin nämlich der visuell-motorische Lerntyp. Daher denke ich, dass ich bei Lesestoff, der mir nicht so wichtig ist, eher höre und der mir wichtiger ist, eher zum Buch greife.
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Britti » Sa 27. Mär 2010, 11:05

Hallo zusammen.

Bei mir liegt es ziemlich ähnlich wie bei euch.

Ich höre Thriller lieber. Das hat einen einfachen Grund. Bücher die ich lese empfinde ich viel intensiever. Ich lasse sie näher an mich ran vermutlich weil ich mir dafür Zeit und Ruhe nehme. So kommt es dann das es mir einfach zuviel Gewalt, Mord oder sonstwas gibt. Beim hören (das mache ich eher nebenbei) gruselt es mich zwar aber ich empfinde es nicht so schlimm und es geht schneller vorbei.
Manche Autoren allerdings lasse ich mir als Buch nicht nehmen und dazu gehören: Nicki Franch, Tana French und Simon Beckett z.B. Die würde ich nach dem lesen allerdings dann gern noch zusätzlich hören.

Andersherum geht es allerdings nie. Hab ich etwas gehört, lese ich es nicht mehr.

Bei lustigen Geschichten höre ich auch mittlerweile am liebsten, da es mit guten Sprechern denke ich einfach besser rüber kommt als würde ich es selbst lesen. Als Beispiel mein kürzlich gehörtes In Wahrheit wird viel mehr gelogen. Zu dem Buch hätte ich wahrscheinlich nie gegriffen. Da fällt sowas garnicht in mein Beuteraster. Oder auch jetzt die Kühlfachbücher - lesen nein, hören sehr gerne!

Ach ja, Thema Sachbuch: Muss ich auch selbst lesen sonst habe ich das Gefühl es bleibt nicht so viel hängen.

Mein Fazit ist denke ich das ich einfach aufmerksamer und intensiver lese als höre.
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon NatiFine » Mo 29. Mär 2010, 00:33

Hallo zusammen,

als ich mich hier im Forum vorstellte, wurde ich gefragt, wie ich denn zum Hörbuch kam. Meine Antwort darauf trifft es.
In der Stadtbücherei standen "Die Buddenbrooks" von Thomas Mann, gelesen von Gert Westphal. An das Buch hätte ich mich nie ran gewagt. Das HB jedoch, wanderte locker in meinen Ausleihkorb.
Ich konnte als Höranfänger nicht ahnen, welches Juwel mir da in die Finger fiel. Etwas Besseres konnte mir gar nicht passieren.
Für mich kann ich sagen, daß ich mich den Klassikern eher per Hörbuch nähere. Der Zugang fällt mir über das Hören leichter. Die Klassiker werden auch immer von erstklassigen Sprechern gelesen.

Hören oder lesen hängt bei mir aber nicht vom Genre ab.
Für mich ist ausschlaggebend, wie ich meine Zeit nutze. In den letzten Jahren gab es in meinem Leben Zeitabschnitte, in denen ich keine Zeit und Ruhe hatte, zu lesen. Gleichzeitig aber neben meinen Aktivitäten HB hören konnte. Also habe ich diese Zeit für meine Hörbücher genutzt.
Dann wieder gab es Zeiten, in denen ich akustisch abrufbereit sein mußte, aber gleichzeitg lesen konnte. Dann habe ich eben Bücher gelesen.

Gerade befinde ich mich in einer Zeit, in der beides möglich ist.
Somit kann ich mich jetzt auch ab und zu mal in der Abteilung der Lesenden beteiligen.
Ich glaube, diese Situation gefällt mir am Besten. :D

Viele Grüße
NatiFine
Liebe Grüße
Renate

www.lauschen-lesen-lebenslust.de
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Elke » Mo 29. Mär 2010, 10:09

Hallo!

eure Antworten finde ich sehr interessant.

Bei mir ist es so, dass ich seit längerem historische Romane nur höre. Das Lesen dieses Genre reizt mich nicht (mehr).

Reine Krimis, wie z.B. Agatha Christie, Elizabeth George oder auch Mankell höre ich überwiegend. Bei Thrillern höre ich und lese ich.
Romantic Suspense wird bei mir mehr gelesen, als gehört, was wohl aber auch daran liegt, dass viele Romane dieser Art, erst jetzt als Hörbücher herauskommen.

Klassiker habe ich früher sehr viel gelesen, aber da ich im Moment wenig lese, höre ich sie inzwischen überwiegend.

Was Lustiges angeht, so kann ich mich da Binchen anschließen, das höre ich ausschließlich, es reizt mich als Lesestoff kaum.

Jugendbücher (mit Ausnahme von Harry Potter und Tintenherz) höre ich nur.

Was ich eindeutig nur per Hörbuch mache, ist mir gänzlich unbekanntes zuzuführen. d.h. Romane, die ich nie lesen würde (weil sie mich nicht sofort als lesenswert ansprechen oder ich weiss, dass ich beim Lesen nicht durchhalten würde) höre ich. So hätte ich wohl nie z. B. Doris Lessing, Das fünfte Kind, Richard Powell, Der Klang der Zeit oder J. R. Moehringer , Tender Bar gelesen, aber gehört waren sie für mich ein tolles Erlebnis.

LG Elke
Liebe Grüße
Elke


Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, es ist vielmehr die feste Überzeugung, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht!
Elke
 
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Petra » Mi 31. Mär 2010, 15:11

Hallo Ihr Lieben,

wie interessant und vielfältig Eure Antworten sind! Teils gibt es auch Überschneidungen - was also viele Hörer/Leser ähnlich händeln. Sehr aufschlussreich!

Neu war mir der Aspekt, den NatiFine aufführte - und Elke auch in ihrer Situationsschilderung aufgriff. Gelegenheit. Phasen, in denen Gelegenheiten zum lesen gänzlich fehlen, zum hören aber da sind. Oder anders herum. So habe ich das noch nicht betrachtet, da ich für beides die Gelegenheit hätte. Mich aber bewusst fürs lesen entscheide wenn ich wirklich Zeit AUSSCHLIEßLICH für diese Beschäftigung habe. Da mir Lesezeit etwas wertvoller ist als Hörzeit. Und weil ein Buch für mich meistens auch wirklich etwas intensiver ist. So weiß ich ganz genau, wann ich zum Buch und wann ich zum Hörbuch greife. Und auch was ich lieber hören möchte und was ich unbedingt aber lieber lesen möchte.

Übrigens: Manchmal funktioniert es auch bei mir anders herum (etwas, was Ihr hier teils auch aufgeführt habt). Nämlich dass ein Hörbuch mir die Tür zu einem Buch erst öffnet. Das ging mir mit Albert Camus' "Der Fremde" so. Eigentlich lese ich Klassiker lieber. Aber hier z. B. hat mir der Sprecher den Zugang eröffnet. Ich hätte es glaube ich nicht so intensiv gelesen und den Stoff nicht so herausgeholt, wie es Ulrich Matthes vermocht hat. Manchmal kann ein Hörbuch (Sprecher) also auch eine Brücke schlagen zwischen Leser und Buch. Somit muss ich mich etwas revidieren: Ich lese MEISTENS Bücher, von denen ich mir viel (Gehaltvolles) verspreche. Aber manchmal (selten zwar, aber immerhin) höre ich sie auch. Weil ich um das Buch einen Bogen mache oder keinen Zugang dazu finde.

Meistens ist es wie gesagt anders herum bei mir. Aber den Aspekt finde ich trotzdem sehr interessant und er trifft hin und wieder auch auf mich zu.

Und manchmal kann ein Buch auch durch den Sprecher gewinnen. Da ist man natürlich in erster Linie von Empfehlungen abhängig. Denn erst mal vermutet man das ja von einem potentiell interessanten Stoff nicht. Dass der Sprecher ihn noch hebt. Aber solchen Empfehlungen folge ich gern, wenn es auch seltene Juwelen sind und die Empfehlungen dementsprechend nicht allzu häufig. Ein Buch, das durch die Umsetzung des Sprechers sicher noch mal gewonnen hat (obwohl das Buch ganz gewiss schon ein Genuss ist), ist "Die Brautprinzessin" von William Goldman (NatiFine, Du liest es ja gerade). Und ich denke auch, dass mir Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" gehört besser gefällt als es mir gelesen gefallen würde. Es ist sicher als Buch auch sehr lesenswert! Aber das Hörbuch - ja, das hat was ganz Besonderes durch seine Stimme!

Bei Euren Genres waren auch noch welche bei, die ich vergessen habe. Lyrik höre ich auch lieber, da schließe ich mich also Maria an. Lyrik hat etwas von Musik. Und sie wird erst ausgesprochen für mich richtig laut. Lyrik gefällt mir gehört fast immer besser als gelesen. (Allein Goethes Zauberlehrling rezitiert von Klaus Kinski... im wahrsten Sinne des Wortes: WAHNSINN! :) )

Anschließen möchte ich mich noch an folgende Aussagen:

Steffi hat geschrieben:Denn wenn ich höre, dann fallen mir weniger Sachen auf und ich kann mir über das hören sehr schlecht Dinge merken. Ich bin nämlich der visuell-motorische Lerntyp. Daher denke ich, dass ich bei Lesestoff, der mir nicht so wichtig ist, eher höre und der mir wichtiger ist, eher zum Buch greife.


Das wird bei mir auch eine Typenfrage sein. Ich kann auch besser aufnehmen wenn ich selbst lese. Besser merken, besser verarbeiten, besser vorstellen. Deshalb kann ich wahrscheinlich einen Thriller besser gehört verkraften (er geht mir gar nicht so sehr ins Bewusstsein wie wenn ich ihn lesen würde) und deshalb möchte ich wirklich Vielversprechendes lieber in die eigene Hand nehmen, sprich: selbst lesen. Weil es mir zu wichtig erscheint und ich da keine Light-Version von haben möchte, die ein Hörbuch (durch die auf mich unterschiedlich stark ausgeübte Intensität von Buch/Hörbuch) bei mir oft ist.

Britti hat geschrieben:Ich höre Thriller lieber. Das hat einen einfachen Grund. Bücher die ich lese empfinde ich viel intensiever. Ich lasse sie näher an mich ran vermutlich weil ich mir dafür Zeit und Ruhe nehme. So kommt es dann das es mir einfach zuviel Gewalt, Mord oder sonstwas gibt. Beim hören (das mache ich eher nebenbei) gruselt es mich zwar aber ich empfinde es nicht so schlimm und es geht schneller vorbei.


Auch das möchte ich aufgreifen, weil es mir ebenso ergeht. Es hat sicher was mit der Intensität zu tun, die ich beim hören anders empfinde als beim lesen. (Einen Thriller als Film kann ich übrigens auch eher gucken als ein Buch lesen. Verkrafte ich besser. Lesen ist wohl die Form, in der ein Stoff am intensivsten auf mich einwirkt.)

NatiFine hat geschrieben:In der Stadtbücherei standen "Die Buddenbrooks" von Thomas Mann, gelesen von Gert Westphal. An das Buch hätte ich mich nie ran gewagt. Das HB jedoch, wanderte locker in meinen Ausleihkorb.
Ich konnte als Höranfänger nicht ahnen, welches Juwel mir da in die Finger fiel. Etwas Besseres konnte mir gar nicht passieren.
Für mich kann ich sagen, daß ich mich den Klassikern eher per Hörbuch nähere. Der Zugang fällt mir über das Hören leichter. Die Klassiker werden auch immer von erstklassigen Sprechern gelesen.


Auch das kann ich mir sehr gut vorstellen! Ich kann Klassiker zwar auch ganz gut lesen. Aber sicher gibt es da bei mir auch Grenzen. Und wenn man da dann alternativ zum Hörbuch greifen kann, ist das schon toll. Und Du hast Recht: Oft werden sie glücklicher Weise von ganz tollen Sprechern gelesen, so dass sie einem schon mal auch den Zugang ermöglichen oder erleichtern können. Dazu fällt mir spontan ein, dass ich die Novellen von Stefan Zweig sehr gern als Hörbuch höre (da waren schon viele so, so gute bei, die so dermaßen eindringlich gesprochen waren, dass ich mich frage, ob das lesen ebenso intensiv gewesen wäre. Da bin ich auch wieder bei meinem Camus-Beispiel. Oder aber mir fällt noch Kleists "Die Marquise von O..." ein. Die Schachtel-Bandwurmsätze wären mir beim selber lesen vielleicht schwerer gefallen oder hätten meinen Lesefluss und somit auch den Genuss unterbrochen. Michael Jussens exzellenter Vortrag hat den Klassiker zu einem wahren Genuss gemacht!

Oder Wolfgang Borcherts Kurzgeschichten gelesen von Hans Eckardt. Doch, das kann auch einen Zugang schaffen und intensivieren. Es funktioniert auch anders herum... das habt Ihr mir hier wieder in Erinnerung gerufen.

Ein Grund mehr, mich auch wieder mal anderen Genres unter den Hörbüchern zuzuwenden.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Gibt es Genres die Ihr lieber hört (oder lieber lest)?

Beitragvon Didonia » Mi 6. Apr 2011, 15:15

Hallo, Ihr Lieben,

soooo viel Hörerfahrung habe ich ja nun noch nicht. Aber ein bisschen was kann ich zu diesem Thema auch schon sagen.

Was die Lustigen anbelangt, kann ich mich Binchen anschließen. Die würde ich nach Dr. Hirschhausen nicht mehr lesen :D Obwohl ich mir bisher alle Bücher von Dieter Nuhr gekauft habe. Aber da ging es mir ja hauptsächlich um die Bilder.

Wenn ich mich bei Thrillern entscheiden müsste, würde ich sie eher hören wollen. Aber ich brauche mich nicht entscheiden, weil ich sie weder seheh, lesen noch hören mag. Die sind mir einfach zu aufregend. Das ist nichts mehr für mein altes Herz :D :D :D

Was ich aber mittlerweile festgestellt habe, ist, dass ich die Geschichten lieber erst lesen möchte, bevor ich sie mir anhöre. Und da ist das Genre ganz egal (außer Comedy). Da ich ja hauptsächlich höre, wenn ich im Auto sitze oder spazieren gehe, werde ich doch eher von etwas abgelenkt, als wenn ich in meinem Lesesessel sitze und lese.
Lesende Grüße, Anne

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