Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Petra » Sa 30. Apr 2011, 15:05

Hallo zusammen,

sowohl der Tod von Teofila Reich-Ranicki, als auch meine derzeitige Lektüre (Falladas "Jeder stirbt für sich allein"), das mich gerade beginnt schwer zu erschüttern, haben mich wieder auf die Suche geschickt. Und ich habe 3 sehr interessante Bücher, bzw. 2 Bücher und 1 Film entdeckt, die hier unbedingt genannt gehören, und die ich teils in meiner Liste ergänzen werde:

- Teofila Reich-Ranicki: Es war der letzte Augenblick: Bilder aus dem Warschauer Getto gezeichnet von Teofila Reich-Ranicki mit einem Text von Hanna Krall: Leben im Warschauer Getto

- Manfred Kuhnke: Falladas letzter Roman: Die wahre Geschichte

- Shoah (DVD, Doku, 566 Minuten)

Zu Teofilas Aquarellen aus dem Warschauer Getto: MRR hat seine Erlebnisse in Worten festgehalten, durch seine Autobiografie. Teofila hat sich künstlicherisch anders ausgedrückt - im Bild. Für mich eine sehr interessante Ergänzung. Und ich möchte auch sie zu "Wort" kommen lassen.

Kuhnkes Buch über Falladas letzten Roman interessiert mich sehr, da er hierin Vergleiche zieht zwischen dem wahren Fall (Ehepaar Hampel, also den Vorbildern für Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein") und dem von Fallada geschaffenen Ehepaar Quangel. Da mich der Roman Falladas mehr und mehr in seinen Bann zieht, möchte ich unbedingt mehr wissen. Zumal Fallada in vielen Punkten vom wahren Fall abweicht. Das Ehepaar lässt mich nicht mehr los. Und ich möchte auch die das echte Ehepaar näher betrachten.

Die Film-Dokumentation scheint mir ebenfalls sehr interessant. Auch Interviews mit Opfern und Tätern sind enthalten, sowie Bilder von den Vernichtungslagern etc.. Es scheint eine sehr umfassende Doku.

Edit: Und noch eine Ergänzung mache ich in meiner Liste, die ich schon lange vor habe: Wolfgang Borchert gehört auf jeden Fall auch genannt. Ich hörte vor langer Zeit sehr erschüttert die Lesung zu der Prosatextsammlung (und Lyrik) "Dann gibt es nur eins: sag Nein!". Bei :arrow: Wikipedia findet sich interessantes dazu. Und hier noch meine begeisterte :arrow: Rezension von damals.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon YvonneS » Di 7. Jun 2011, 13:46

@Petra

Ein Buch, das ich dir für dein Projekt gern ans Herz legen möchte ist "Abschied von Sidonie" von Erich Hackl. Das ist eines der Bücher, die mich emotional ziemlich gefordert haben und das in mir Wut und Traurigkeit ausgelöst hat. Außerdem befasst es sich mit einer Thematik, die viel zu sehr in Vergessenheit gerät: Das Leid der Sinti und Roma im 3. Reich.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, Hackl verwendet keine Satzzeichen bei wörtlicher Rede und man muss aufmerksam lesen. Da sehe ich aber bei dir kein Problem. :mrgreen:

Das Buch ist irgendwann mal verfilmt worden, ich hab den Film dunkel in Erinnerung.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Petra » Di 7. Jun 2011, 15:59

Hallo Yvonne,

ganz toll, dass Du Erich Hackl erwähnst. "Abschied von Sidonie" habe ich direkt auf meine Liste gesetzt, denn ich finde auch, dass das ganz hervorragend zu meinem Projekt passt. Denn ich möchte mir darin gern verschiedene Blickwinkel des Themas anschauen. Und dies ist eine andere Facette, die - wie Du richtig sagst - nur allzu gern vergessen wird. Danke für den Hinweis mit den fehlenden Satzzeichen bei wörtlicher Rede. (Danke auch für den Hinweis, dass es einen Film gibt. Ich werde die Augen offen halten. Denn als DVD ist er leider nicht erhältlich.)

Aber überhaupt passt Erich Hackl sehr gut in mein Projekt. Du erinnerst mich mit Deinem Beitrag an diesen Autor. Ich wollte ihn für mich entdecken, seit Arno damals "Die Hochzeit von Auschwitz" las, und auch sehr berührt war. Hier seine :arrow: Rezension, die mir immer noch unter die Haut geht.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Didonia » So 17. Jul 2011, 10:31

Hallo Petra,

vielleicht wäre hier noch eine interessante Schriftstellerin für Dein Projekt. Grete Weil wurde am 18. Juli 1906 geboren und starb am 14. Mai 1999. Sie stammt aus einer wohlhabenden, jüdischen Rechtsanwaltsfamilie in München. Sie emigrierte 1935 nach Holland. Dort wurde ihr Mann, der Dramaturg Edgar Weil, verhaftet und im KZ Mauthausen ermordet. Sie selbst musste 1943 untertauchen und kehrte 1947 nach Deutschland zurück.
Grete Weil sagte von sich: "Meine Krankheit heißt Auschwitz, und die ist unheilbar. Ich habe Auschwitz, wie andere Tb oder Krebs haben." Die Verarbeitung des Naziterrors wurde zu ihrem Thema, zum Thema des Lebens und des Schreibens.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Britti » So 17. Jul 2011, 13:40

Hallo Didonia,

ein guter Tipp von dir. Ich hatte noch nie von Grete Weil gehört aber sie scheint mir sehr lesenswert.
Auch den Aspekt "Krankheit Auschwitz" finde ich sehr passend.
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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Petra » Mo 18. Jul 2011, 09:53

Hallo Didonia,

Grete Weil ist mir noch nicht ins Bewusstsein gerückt. Deshalb gut, dass Du sie und ihre Bücher erwähnst. Das ist ganz gewiss ein Kandidat für mein Projekt. Krankheit Auschwitz, eine treffende Bezeichnung. Das allein macht mich schon neugierig. Und wie ich sehe, Britti auch.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Didonia » Mo 18. Jul 2011, 11:01

Hallo miteinander,

ich habe derzeit wieder so viel Lust (die war mir zwichenzeitlich mal vergangen), an meiner Biografiesammlung zu arbeiten. Da fallen mir viele gesammelte Zeitungsartikel und Ähnliches in die Hände. Und ich freue mich dann immer, wenn es beim Lesen klick macht und ich denke: Oh, da interessiert sich jemand für oder das könnte interessant sein.

Also, haltet die Daumen, dass diese Lust noch eine Weile anhält :D
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Petra » Mo 18. Jul 2011, 14:50

Hallo Didonia,

das kann ich mir so richtig schön vorstellen, wie Du Dich durch die Biografiesammlung arbeitetst, und dabei immer mal wieder innehälst und denkst: dies oder jenes ist doch was für...

Ja, da mögen wir hoffen, dass Deine derzeitige Lust nicht nachlässt. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon Petra » Sa 29. Okt 2011, 13:10

Hallo zusammen,

soeben habe ich einen weiteren Titel in meine Leseprojekt mit aufgenommen:

Steve Sem-Sandberg: Die Elenden von Lódz

Ich zitiere, was ich in einem anderen Thread über das Buch schrieb:

Ich schrieb hat geschrieben:Mein besonderes Augenmerk ist auch auf die Neuerscheinung (September 2011) “Die Elenden von Lódz“ von Steve Sem-Sandberg gefallen. Ich werde es mir für mein Leseprojekt (Nationalsozialismus) notieren. Der Roman greift die umstrittene und interessante Persönlichkeit von Mordechai Chaim Rumkowski auf, der als Judenältester im Getto von Lódz wohl viele Kinder in den Tod schickte. Als Leiter des Judenrates war er Befehlsempfänger der Nazis. Umstritten ist, ob er eher Verräter seiner eigenen Leute war, oder aber mit seinem Verhalten zwar unzählige in den Tod schickte, andere wenige dadurch aber retten konnte. Gern würde ich diese Informationen näher beleuchtet sehen und meinen Eindruck vertiefen. Gern mit diesem Buch, das überdies mit dem schwedischen August-Priset ausgezeichnet wurde, der wohl dem Deutschen Buchpreis entsprechen soll. Steve Sem-Sandbergs Roman soll in 27 Sprachen übersetzt worden sein.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Ein Lese-Projekt: Nationalsozialismus

Beitragvon steffi » So 30. Okt 2011, 09:59

Petra hat geschrieben:Steve Sem-Sandberg: Die Elenden von Lódz


Petra, das ist ja mal eine ganz andere Sichtweise und bestimmt sehr interessant !

Ich wollte dich noch auf ein neues Buch aufmerksam machen, das sehr gute Kritiken bekommen hat:

Gerron von Charles Lewinsky


http://www.amazon.de/Gerron-Roman-Charl ... -1-catcorr
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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