Tana French: Totengleich

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Fr 20. Nov 2009, 11:21

Huhu Britti,

da ging es Dir in vielen Dingen ähnlich wie mir (für alle, die "Totengleich" noch nicht zu Ende gelesen haben: es folgt große Spoiler-Gefahr!):

Einzig beim Täter. Auf den bin ich zum Schluss hin von selbst gekommen. Als mir klar war, dass der Täter doch in der WG zu suchen ist, wusste ich recht bald, dass es Justin sein muss. Denn der zaghafte Stoß mit dem Messer passte einfach nur zu ihm. Daniel wäre viel zu offensichtlich gewesen und Rafe zu impulsiv und dann sicher nicht so zaghaft wie Justin. Außerdem hatte Justin ja von Anfang an solch eine "unbegründete" Angst, verhaftet zu werden. Mit meiner Ahnung behielt ich dann ja auch recht und war auch sehr zufrieden mit dem Täter. Das war glaubwürdig.

Genial fand ich dann Daniels Auftritt zum Schluss. Die Gruppe bis zuletzt schützen, auch unter Einsatz seines eigenen Lebens. Das passt zu ihm. Auch wenn es entrückt ist und natürlich auch von (nicht nur, aber auch) egoistischen Motiven geleitet. Die schillerndste Figur des Buches - das finde ich auch! Er hat auf mich eine starke Faszination ausgeübt - gerade zum Ende hin. Eine sehr interessante Figur.

Auch dass Rafe der Vater von Lexies ungeborenen Kind sein könnte, war mir in den Sinn gekommen. Das hat mich auch nicht überrascht. Das passte.

Ich fand Band 2 auch fast noch besser als Band 1. Wegen seiner kleinen Unglaubwürdigkeiten und Lücken (z. B. die Erklärung, wieso Lexie und Cassie sich so zum verwechseln ähneln und dann noch der Zufall, dass ausgerechnet DIESE Doppelgängerin auf die Identität der Lexie stößt, die ja "frei" war, da sie eh schon nur eine erfundene "Figur" war...) gefiel mir dann Band 1 doch noch einen Tick besser. Aber minimal. Denn beide haben auf ihre Art ganz besonders faszinieren können! Und ich fand auch klasse, dass sich Tana French selbst treu geblieben ist und ihre Leser mit dem versorgt hat, was sie von Band 1 gewohnt sind (man merkte schon sehr, dass sie aus der gleichen Feder stammen), aber mit dennoch einer ganz neuen, ganz anderen Geschichte aufwarten konnte!

Auf Band 3 bin ich auch schon überaus gespannt! Wenn ich mich auch immer noch ein bisschen vor der nächsten Hauptfigur fürchte. Denn mit Frank bin ich ja auch nicht warm geworden. Aber Tana French - so hoffe ich - macht das schon! Und zeigt uns von Frank dann hoffentlich auch Facetten, die ihn faszinierend für uns machen, auf eine ganz eigene Art!

Schön, dass Dir "Totengleich" auch so gut gefallen hat!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Dana » Fr 11. Dez 2009, 12:51

Hallo Peta,
gestern abend habe ich Totengleich beendet... und bin begeistert!
Für mich war Daniel auch die interessanteste Persönlichkeit unter den Freunden.
Ich muss dir recht geben, die von dir beschriebenen Ungereimtheiten sind ein kleiner Wehmutstropfen. Aber trotzdem finde ich ihn besser als "Grabesgrün". Dort hat mich u. a. gestört, dass das Geheimnis um Rob/Adam nicht geklärt wurde (obwohl das eigentlich nebensächlich war).
Vorsicht Spoiler:
Auf Rafe als Vater habe ich auch getippt. Bezüglich Justin war ich mir nicht sicher.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf den 3. Teil.
LG Dana
Liebe Grüße
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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 16. Dez 2009, 15:11

Hallo Dana,

hab vielen Dank für Deine abschließenden Eindrücke! Interessant, dass Daniel für Dich auch die interessanteste Figur unter den Freunden war! Ich fand ihn wirklich faszinierend in seiner Art!

Und auch dass Du den Wehmutstropfen mit den Ungereimtheiten auch so empfindest, hatte ich mir fast gedacht. So ganz übersehen kann man die nicht, finde ich. Aber da das Buch so überaus gut und toll erzählt war, verzeiht man Tana French das wirklich gern!

Auf ihren 3. Band bin ich auch schon neugierig, wenn ich auch noch keine Ahnung habe, wie Frank da auf mich wirkt. Aber gut, dass sie sich immer wieder einen neuen Blickwinkel vornimmt. Das macht ihre Serie auch ungemein spannend und interessant, finde ich! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Fevvers » Di 14. Jun 2011, 12:18

Hallo zusammen,

ich hole mal diesen Thread nach oben, da ich nun auch "Totengleich" gelesen habe.
Leider habe ich leider keine Zeit habe, alle 9 Seiten durchzulesen, sodass ich einige der mir gehaltvoll erscheinenden Beiträge quer gelesen habe.

"Sterbenskalt" hatte mir überaus gut gefallen hatte, "Grabesgrün" dagegen nur halbwegs. Mit "Totengleich" habe ich meine Vermutung bestätigt gefunden: Tana French scheint mit jedem Buch besser zu werden.

Sehr viel mehr als in Teil 1 hat mich hier das psychologische Moment der Handlung gefangen genommen. Es wird grandios geschildert, wie Cassie in das Leben ihrer Doppelgängerin hineingesogen wird, wie sie mehr und mehr deren Leben übernimmt und sich und ihre Professionalität zu verlieren droht, da ihre Biographie ähnliche Sehnsüchte kennt. Bedauert habe ich, dass ich mich nicht mehr besonders gut an "Grabesgrün" erinnern kann, da diese Geschichte Cassie immer noch stark prägt. Ferner habe ich nun Franks rein berufliche Seite kennengelernt, nach der persönlich-privaten. Was für ein kaltschnäuziger, zynischer Ermittler, aber so in etwa habe ich mir das vorgestellt.

Der wahre Protagonist war für mich das Haus und alles, was sein Erwerb ausgelöst hat. Dieses Motiv (Haus, Garten, Efeu, Wald etc.) wurde für meinen Geschmack überstrapaziert, die Wiederholungen haben mich irgendwann gelangweilt. Die WG hat sich letztlich in eine Scheinwelt eingeigelt, die brüchig war und die größte aller Katastrophen, nämlich den Verrat der Freundschaft, nicht überdauern kann. Für mich war es nicht so wesentlich, wer nun genau zugestochen hat. Die Eskalation der Gewalt haben eigentlich alle zu verantworten, und alle sind in irgendeiner Weise schuldig am Tod Lexies geworden.
Daniel empfand ich als interessanten Charakter, der mich allerdings nicht überzeugt hat. Er ist ein rationaler Typ und hatte im Gegensatz zu den anderen so viel Bodenhaftung, dass ich ihm nicht abnehme, dass er jemals ernsthaft gedacht haben könnte, dass sein kruder Lebensentwurf tragen könnte.

Ich freue mich auf ein viertes Buch, dessen englisches Original bei Amazon für August angekündigt ist ("Broken Harbour"), aber seltsamerweise nicht beim Verlag.
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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Di 14. Jun 2011, 15:48

Hallo Fevvers,

ich habe Deine Eindrücke zu "Totengleich" sehr genossen.

Ja, das Motiv des Hauses war überstrapaziert. Fast märchenhaft ausgemalt. Gestört hat es mich nicht, da Tana French einfach so toll erzählt, aber sie hätte sich ein wenig zügeln können.

Daniel fand ich auch einen höchst interessanten Charakter. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte hakte bei mir auch noch an einer anderen Stelle: Die Ähnlichkeit Cassies mit Lexie. Es erschien mir doch sehr unglaubwürdig, dass die WG-Bewohner nicht erkennen, dass Cassie nicht Lexie ist. Und sei es nur an der Stimme, die doch nicht auch noch identisch sein kann. Aber das muss man einfach zur Seite schieben, dann kann man diese Geschichte wirklich sehr genießen. Ich fand es auch ganz toll gelungen, wie Cassie sich immer mehr mit den Bewohnern anfreundet und ihre Professionalität verliert.

Frank mochte ich damals gar nicht. Und konnte mir kaum vorstellen, einen ganzen Band mit ihm als Hauptfigur lesen zu wollen. Aber darin zeigt sich auch Tana Frenchs großes Können. Meine Skepsis war direkt nach der ersten Seite des 3. Bandes vergessen. In "Totengleich" zeigt sie wirklich nur die berufliche Seite Franks. Und die passt natürlich sehr zu ihm. Ich finde toll, wie sie in Band 3 Frank hat sympathisch erscheinen lassen, ohne seine Charakterisierung in Band 2 unglaubwürdig zu machen. Toll!

Eine ähnliche Figur wie die des Daniel findet sich wohl auch in Donna Tartts "Die geheime Geschichte". Auch die Idee dieser sonderbaren WG findet sich dort wohl wieder. Kennst Du dieses Buch? Ich habe es schon ganz lange auf dem SUB liegen. "Totengleich" hat mich daran erinnert, dass ich es unbedingt lesen möchte. Und der Austausch hier, erinnert mich abermals daran.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon steffi » Di 14. Jun 2011, 17:25

Fevvers hat geschrieben:"Sterbenskalt" hatte mir überaus gut gefallen hatte, "Grabesgrün" dagegen nur halbwegs. Mit "Totengleich" habe ich meine Vermutung bestätigt gefunden: Tana French scheint mit jedem Buch besser zu werden.


Na, das lese ich doch gerne, da ich Sterbenskalt noch vor mir habe :lol: Mir haben die beiden ersten Bände in etwa gleich gut gefallen, es stimmt, Totengleich geht etwas mehr in die Psyche, auch die Atmosphäre im und um das Haus hat mir gefallen. Ich fand es nicht zu viel, allerdings habe ich es bisher nur gehört, die Lektüre steht noch aus. Bei Grabesgrün war es die Vermischung von Vergangenheit und der Tat an sich, das war geschickt gemacht. Auch, dass sich die Geschehnisse um Rob Ryan nicht wirklich aufklären fand ich sehr schön gemacht.

Nun freue ich mich umso mehr auf Sterbenskalt !
Gruss von Steffi

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Fevvers » Di 14. Jun 2011, 23:25

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, was ich im Vorfeld von Frank als Protagonisten von Teil 3 gehalten hätte, wenn ich in der chronologischen Reihenfolge gelesen hätte. Diese beinahe saubere Trennung von Privat- und Berufsleben ist natürlich mit der Undercoverarbeit sehr gut erklärt . Da ist die Autorin klar im Vorteil und hatte entsprechend viel Handlungsspielraum. Ich bin gespannt, wie Du, Steffi, das wahrnehmen wirst.

@Petra: Eine Amnesie ist eigentlich eine relativ magere Erklärung dafür, dass Menschen, die so eng mit jemanden zusammenleben, die falsche Lexie nicht sofort entlarven. Aber ich habe sie der Autorin nachgesehen, weil dieses Konstrukt einfach so verführerisch war.
"Die geheime Geschichte" schlummert seit Ewigkeiten in meinem Regal. Es kann sogar sein, dass ich das Buch deshalb weggegeben habe. Ich kann jetzt aber nicht sagen, warum ich es nie gelesen habe. Ich suche mal danach.
Liebe Grüße, Fevvers

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 15. Jun 2011, 11:21

Hallo zusammen,

ich denke, dass man Frank schon anders wahrnimmt, wenn man erst Band 3 liest. Jetzt rückblickend, wo ich Band 3 kenne, empfinde ich sein Verhalten in Band 2 nicht mehr als so fraglich. Fraglich war für mich sein manipulatives Verhalten. Das konnte ich nicht gutheißen, besonders in Bezug auf Cassies und Sams Beziehung. Aber wenn man ihn dann aus Band 3 kennt, bleibt das eine Facette seiner Persönlichkeit. Eine unter mehreren, die auch eine sympathische Seite von ihm zeigen, die Tana French in Band 2 im Verborgenen gehalten hat. Sie musste sie auch nicht zeigen, denn sie war für Band 2 nicht relevant. Finde ich toll, dass sie da so konsequent vorgeht. Ihre Bücher sind nie langweilig. Nie vorhersehbar. Das gefällt mir.

Steffi, mit "Sterbenskalt" hast Du einen ganz tollen Band vor Dir. Ich mag alle 3 Bücher von ihr, jedes auf seine Art. Mir gefiel in "Grabesgrün" auch, dass sie den einen Handlungsstrang nicht aufklärt.

Fevvers, das hast Du gut gesagt: Wegen des so verlockenden Konstrukts, habe ich auch gern den Schwachpunkt (Ähnlichkeit) hingenommen. Denn auch eine Amnesie erklärt es nicht zufriedenstellend. Aber sonst hätte die Idee ja nicht funktioniert. Und deshalb habe auch ich es gern entschuldigen, aber nicht übersehen können.
Liebe Grüße,
Petra


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