Hallo zusammen,
eigentlich hatte ich mich als nächstes für
„Manhattan Karma“ von Walter Mosley (ein Leonid McGill-Krimi) entschieden. Doch nach ca. 60 Seiten habe ich es weggelegt. Nicht weil es so schlecht wäre. Ist es nicht. Aber es gehört einen bestimmten Genre an. Es geht in die Richtung der Private Eye-Romane (z. B. Raymond Chandlers Krimis), nur dass es in der heutigen Zeit spielt. Das ist auch überaus nett gemacht. Eigentlich hielt Walter Mosley mich bei jedem Kapitel bei der Stange. Lässig ausgearbeitete Szenen, ein abgehalfterter Privatdetektiv, dem das Herz im Lauf der Jahre doch noch an den rechten Fleck gerutscht ist, und ein Privatleben, das auch interessant ist: Leonid McGill ist unglücklich verheiratet, hat eine Geliebte, mit der er viel lieber zusammen wäre. Aber da sind seine Kinder, die ihn brauchen. Auch wenn es nicht alle seine eigenen sind.
Durch einen doch nicht so harmlosen Auftrag, wie zunächst gedacht, gerät Leonid schließlich selbst ins Fadenkreuz von Killern, und muss seine alten Kontakte zur New Yorker Unterwelt aufnehmen, um sein Leben zu retten.
Das alles ist nicht uninteressant, aber doch für mich im Moment irgendwie nicht genug. Ich haderte lange mit mir. Aber mich durch diese (doch eher überzogenen) Szenen lesen, die durchaus einen spröden Charme haben (und auch teils witzig sind, ohne albern zu wirken), wollte ich dann doch nicht über eine Strecke von fast 400 Seiten.
Wer aber gerade Lust auf so etwas hat, der findet hier einen guten Vertreter dieses Genres und wird gut, flott und teils witzig unterhalten.
Eine treffende (und sehr positive) Rezension habe ich
hier gefunden. Sie ist von Thomas Wörtche, der
hier in einem kleinen Talk über das Buch zu Wort kommt.
Manchmal denke ich, dass ich ungeduldiger mit Büchern werde. Aber dann gewinnt ein anderer Gedanke Oberhand, der eigentlich der Grund ist, warum ich die letzte Zeit öfter mal Bücher abbreche, die ich eigentlich auch hätte zu Ende lesen können. Wenn ich an einem Buch zweifle, kommt mir die letzte Zeit oft der Gedanke, dass ich nicht am Ende meines Lebens auf verschenkte Lesezeit zurückblicken möchte, die ich noch viel besser hätte nutzen können. Denn es warten einfach noch zu viele Bücher auf mich, von denen ich mir noch mehr verspreche als bloß nette Unterhaltung. Die darf es zwar auch mal sein, aber dann muss sie schon wirklich außergewöhnlich gut (natürlich rein subjektiv) sein.
Ich bin froh, dass ich inzwischen keinen falschen Ehrgeiz mehr daran setze, jedes Buch zu Ende zu lesen. Sondern sogar inzwischen Bücher weglegen kann, die zwar an sich gut sind, mir aber gerade nicht reichen.
Schade übrigens, dass es diesen Krimi nicht als Film gibt. Für 2 Stunden spannende nette Unterhaltung könnte ich mir das ideal vorstellen. Aber mehrere Tage Lesezeit in das Buch investieren, wäre mir dafür doch zu viel.
Edit: Sehe gerade auch die erste Rezension bei Amazon zu dem Buch. 5 Sterne. Das kann ich auch gut verstehen, denn wie gesagt: Wer gerade ein Buch dieses Genres lesen mag, ist hier gut mit bedient. Also: Es soll sich von meinem Abbruch niemand abschrecken lassen.