von Petra » Mi 17. Aug 2011, 11:31
Hallo NatiFine,
ich glaube auch, dass T.C. Boyle ein sehr spezieller Autor ist, der einem nicht liegen muss. Ob er mir liegt, weiß ich auch noch nicht. Ganz lange Zeit habe ich ohne Mühe einen Bogen um ihn machen können. Die letzte Zeit wurde ich aber vermehrt auf ihn aufmerksam und neugierig, da ich immer mal wieder zugehört habe, was hier im Forum (besonders durch Steffi, die ihn sehr gerne liest) gesagt wurde. Und plötzlich waren da ein paar Funken, die auf mich übersprangen. Das wird wahrscheinlich nicht für T.C. Boyles ganzes Werk gelten. Denn wenn es zu absurd wird (Steffi schreibt ja auch über „Wassermusik“ dass es schon sehr dick aufgetragen ist), trifft das meist bei mir einen Nerv, den ich lieber nicht spüre.
Es gibt viele Autoren, die etwas riskieren. Nicht immer zum Gefallen der Leser. Manche stören sich dran, andere nicht. Das ist auch völlig o.k. so. Ich habe mal von A. M. Homes „Und morgen sind wir glücklich“ gelesen. Auch so ein Buch, das sicher einige Leser an gewissen Stellen entgeistert zur Seite legen würden. Die Autorin wird im Körperlichen oft wirklich derb. Das brauchte die Geschichte für mich! War also nicht sinnlos eingesetzt, oder auf Effekthascherei aus. Aber dass sie damit dem ein oder anderen Leser zu nahe tritt, kann ich bestens verstehen.
Manchmal ist es nicht mal eine Frage von gut oder schlecht (auch das ist oft genug ja sogar subjektiv), sondern einfach eine Frage des Geschmacks oder des Nervs, der getroffen wird, und wie der einzelne darauf reagiert. Und diese Reaktionen sind so vielfältig wie die Menschen selbst.
Deshalb: Dass Du die Qualität des Buches in Frage stellen könntest, denkt gewiss gar keiner. Wir haben öfter mal Bücher, bei denen wir ratlos sind, warum sie dem einen hier so gefallen, und der andere damit nichts anfangen kann. Eines dieser Bücher war z. B. Stewart O’Nans „Letzte Nacht“. Außer Doris und mir liebten das Buch hier im Forum alle, die es gelesen haben. Vom Thema her hätte es mir auch liegen müssen. Ich habe nie so recht ergründen können, warum es so ist. Aber dank stetiger Beschreibungen anderer Bücher des Autors hier im Forum, habe ich ihm eine zweite Chance gegeben, und war dann mit „Abschied von Chautauqua“ vollends zufrieden.
Letztlich sind es alles Empfindungen, die Bücher in uns Auslösen und unser Urteil über ein Buch fällen. Und Empfindungen sind nie richtig oder falsch - sondern individuell.