Günter Grass

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Günter Grass

Beitragvon JMaria » Di 28. Okt 2008, 16:47

Hallo zusammen,

ich habe mir überlegt ob ich in diesem Jahr nicht auch noch "Die Box" von Günter Grass lesen sollte.

nach Siegfried Lenz (82) "Schweigeminute" und Martin Walser (81) "Ein liebender Mann", würde Günter Grass (81) und sein neuer Roman "Die Box" das Jahr mit den "alten" deutschen Schriftsteller abrunden.

Aber - "Die Box" wurde außer von der FAZ und Denis Scheck dermaßen zerrissen, dass ich mich frage, ob es sich wirklich lohnt.

Gekauft habe ich mir das Buch nicht, doch ausgeliehen und kurz reingelesen (33 Seiten). Der Stil ist als Märchen angelegt, beginnt auch mit dem Satz:

Es war einmal ein Vater, der rief, weil alt geworden, seine Söhne und Töchter zusammen - vier, fünf, sechs, acht an der Zahl -, bis sie sich nach längerem Zögern seinem Wunsch fügten

So lässt nun Grass seine Kinder sprechen; wohl gesagt - erwachsene Kinder, die er außerdem in einer seltsamen Slangsprache, einer kindlichen Sprachen sprechen lässt.

Das finde ich sehr gewohnungsbedürftig, wenn nicht sogar unnötig und ich kann dies nicht ernst nehmen, was mir den Lesespaß verdirbt. Trotzdem bin ich versucht weiterzulesen, bis es mir zu bunt wird oder bis zum Ende *g*

Es geht um "die Box" der Freundin der Familie, genannt Mariechen. Die Box hatte einen Bombenangriff überlebt und seither spinnt sie. Auf den Bildern sieht man Vergangenes und Zukünftiges.

Aber ich weiß jetzt schon, das ist nicht der Grass, der ein so interessantes Buch wie "Das Treffen in Telgte" geschrieben hat. Schade.

Wer hat "Die Box" gelesen und wie ist eure Meinung?

http://www.perlentaucher.de/buch/30182.html
http://www.daserste.de/druckfrisch/them ... 239~cm.asp

Viele Grüße
Maria
Zuletzt geändert von JMaria am Sa 9. Mai 2009, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon Britti » Di 28. Okt 2008, 16:59

Hallo liebe Maria.

Günter Grass - Vom häuten der Zwiebel interessiert mich ja schon sehr lange und da es nun als TB erschienen ist werde ich wohl auch über kurz oder lang zuschlagen.
Ich kenne allerdings sonst auch nichts von ihm und muss mich langsam ran tasten.
Was du da zu dem neuen Buch schreibst schreckt mich persönlich allerdings ab.
Das wäre sicherlich kein guter Einstieg und ich denke ich bin erstmal mit der Biografie ganz gut bedient ;)

Der Slang der Jugend, Märchenstil....das klingt nicht so ganz nach meinem Geschmack.
So etwas stört mich auch oft an Büchern. Das muss ich nicht zwingend haben.
Andererseits finde ich es interessant das er neue Wege geht :D
Ich bin gespannt ob es hier schon jemand kennt.

JMaria hat geschrieben:Trotzdem bin ich versucht weiterzulesen, bis es mir zu bunt wird oder bis zum Ende *g*

darauf bin ich auch gespannt, ob du es bis zum Ende schaffst und vielleicht hinterher doch noch angetan bist :lol:
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon JMaria » Di 28. Okt 2008, 17:07

Britti hat geschrieben: Das wäre sicherlich kein guter Einstieg und ich denke ich bin erstmal mit der Biografie ganz gut bedient ;)



Hallo Britti,

ich glaube auch, dass "Die Box" kein guter Einstieg wäre. Der Rezensent von der "Zeit" schreibt, dass es sich für ihn nun rächt, kein Buch von Grass vorher gekannt zu haben, denn er wird sich nun wohl kein weiteres Werk von ihm vornehmen.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon Britti » Di 28. Okt 2008, 17:10

Liebe Maria.

Genau das wäre auch meine Befürchtung...
Das möchte ich mir auch nicht kaputt machen, also danke für die Warnung ;)
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon JMaria » Di 28. Okt 2008, 17:19

börsensprachlich ausgedrückt, dann würde ich wie folgt beurteilen:

Siegfried Lenz (Schweigeminute) nach oben bewegend
Martin Walser (Ein liebender Mann) bewegt sich seitwärts
Günter Grass (Die Box) trudelt nach unten

:mrgreen:

Gruß
Maria
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon steffi » Mi 29. Okt 2008, 09:30

:mrgreen:

Ich kenne außer Die Blechtrommel nichts von Grass und, ehrlich gesagt, mich reizt er auch nicht weiter. Ich weiß nicht genau, warum.

Von Lenz hingegen, von dem ich ja nur die frühen Erzählungen (sind das noch Erzählungen ?) und die Schweigeminute kenne, möchte ich dringend in nächster Zeit mehr lesen.
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon JMaria » Do 30. Okt 2008, 17:44

Hallo zusammen,
hallo Steffi

steffi hat geschrieben::mrgreen:

Ich kenne außer Die Blechtrommel nichts von Grass und, ehrlich gesagt, mich reizt er auch nicht weiter. Ich weiß nicht genau, warum.

Von Lenz hingegen, von dem ich ja nur die frühen Erzählungen (sind das noch Erzählungen ?) und die Schweigeminute kenne, möchte ich dringend in nächster Zeit mehr lesen.


und Siegfried Lenz Erzählungen oder Novellen lohnen sich meiner Meinung nach.

Tja, beim Kapitel "Wundermäßig" (S. 51) habe ich "die Box" zugeschlagen und für mich beendet. Nein - stimmt nicht ganz. Ich habe noch versucht quer zulesen (was bei dem Stimmenwirrwarr aber überhaupt nicht möglich ist) und den Schluss.

Das Kapitel "Wundermäßig" beginnt mit den Worten:
Wieder sind es nur vier von acht Kindern.... die Anlauf nehmen, um in Zeitsprüngen ihren jungen Jahren nahezukommen.

Vielleicht wählt Grass deswegen eine solch kindliche Sprache. Aber es ist leider nur nervtötend und ich hatte das Gefühl, wenn ich weiter über "Atze" und "Taddel" lese, dann beginne ich zu schreien *hüstel*

Der Schlusssatz gibt allerdings Hoffnung, dass Grass noch in Zukunft etwas in petto hat:

....weil noch immer was in ihm tickt, das abgearbeitet werden muß, solange er noch da ist...

Viele Grüße
Maria
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Re: Günter Grass (Die Box und allgemein)

Beitragvon JMaria » Sa 9. Mai 2009, 13:38

Hallo Rachel,

da wir im "Turm-Thread" uns kurz über Grass unterhalten haben, hole ich mal schnell den alten Thread hervor.

Ich kenne nicht viel von Grass; etwas an seinem Stil setzt meine Ausdauer jedes Mal auf die Probe; ich habe einige Romane begonnen, aber nicht zuende gelesen. "Die Box" nehme ich jetzt mal aus, denn die kann man mit seinem restlichen Werk wohl nicht vergleichen. Die Danziger Trilogie (Blechtrommel usw.) interessiert mich jetzt nicht so, dagegen möchte ich es irgendwann nochmals mit dem "Butt" und "Ein weites Feld" probieren.

Aber "Das Treffen in Telgte" hat kam mir zu einem Zeitpunkt in die Quere, als ich den "Simplicissimus" von Grimmelshausen las und seither interessieren mich die Barockdichter sehr.

Klappentext:
1647 treffen sich die deutschen Barockdichter in Telgte bei Münster, wo zur selben Zeit der Macht- und Länderschacher, genannt westfälischer Frieden, vor sich geht. Grimmelshausen verschafft ihnen Quartier, und seine unsterbliche Gestalt, die Landstörtzerin Courage, ist ihre Wirtin, während die Autoren ihre Werke lesen und diskutieren.....


im Anhang des dtv-Taschenbuches finden sich auch noch 43 Gedichte aus dem Barock. Die einen schönen Überblick geben, über das Schaffen der damaligen Dichter (Philipp von Zesen, Paul Gerhardt, Paul Fleming, Andreas Gryphius usw.)

http://de.wikipedia.org/wiki/Barock#Dichtung
http://de.wikipedia.org/wiki/Barock_(Literatur)

hier die ersten Sätze aus dem "Telgte Roman":

Gestern wird sein, was morgen gewesen ist. Unsere Geschichten von heute müssen sich nicht jetzt zugetragen haben. Diese fing vor mehr als dreihundert Jahren an. Andere Geschichten auch.

hier merkt man bereits etwas die Antithetik (Gegensätzlichkeit), die das Lebensgefühl im Barock prägte.

Ich überlege gerade ob man auch im "Turm" die barocken Motive findet wie "Carpe Diem, Memento Mori und Vanitas". *grübel*
zumal eine dazugehörige Dichtung zum Motiv "Vanitas" von einem Christian Hofmann von Hofmannswaldau [1679] herrührt, namens "Die Welt" .

du siehst, selbst im Grass Thread lässt mich Uwe Tellkamp nicht los.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Günter Grass

Beitragvon Rachel » Mo 11. Mai 2009, 10:17

Hallo Maria,

interessant, vielen Dank. Auch ich habe ja mit Grass so meine Probleme. Die wenigen Bücher, die ich von ihm kenne, haben mich jedes Mal zwiegespalten zurück gelassen.

Auf "Das Treffen in Telgte" machst Du mich nun aber durchaus neugierig. Sollte ich noch einmal zu einem Grass greifen, wird es als nächstes sicherlich dieses Buch werden.

Dass man im Anhang des Buches auch noch eine Auswahl an Gedichten aus dem Barock findet, finde ich eine schöne Zugabe.

Und dass Dich Tellkamp auch hier nicht loslässt, spricht definitiv sehr für das Buch. :)
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Günter Grass

Beitragvon Petra » Mo 11. Mai 2009, 10:19

Hallo Maria, Rachel und alle zusammen,

finde ich auch nicht uninteressant! Zumal ich von Günter Grass auch schon lange mal was lesen will. "Das Treffen in Telgte" gehörte nicht zu den Titeln, die ich mir dazu näher angesehen hatte. Aber durch Eure Diskussion angeregt habe ich das jetzt mal nachgeholt. Scheint mir sehr interessant.

Hier noch eine Zusatz-Info, auf die ich beim nachschauen gestoßen bin: "Das Treffen in Telgte" gibt es auch als Hörbuch. Scheint mir eine Live-Lesung des Autors zu sein. Untermalt sein soll das mit Musik des Kammerchors Stuttgart.

Danke auch an Dich Rachel für den schönen Hinweis mit den Gedichten, die im Buch enthalten sind.
Liebe Grüße,
Petra


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Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
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