von Trixie » Do 20. Jun 2013, 22:34
Hallo alle,
obwohl ich auch -ebenso wie ihr- keine Sympathien dafür entwickeln kann, wenn eine Bevölkerungsgruppe aus unhaltbaren Gründen diskriminiert wird, klingt für mich aus dem Artikel genug heraus, um Zweifel daran zu haben, daß ausschließlich eine solche, nicht in das "Weltbild" dieses immerhin katholischen Unternehmens passende Zielgruppe bzw. Art der Literatur der einzige Grund für Weltbilds Maßnahme ist. Ich vermute mehr dahinter, wie z.B. wohl vor allem einen guten Vorwand, um aus den Geschäftsbeziehungen zu diesem Verlag (aus welchen Gründen auch immer) auszusteigen. Denn sonst hätte Weltbild zwar diese Sparte an Titeln aus dem betroffenen kanadischen Verlag ausgeschlossen, aber nicht deren gesamtes Sortiment, also z.B. so gehandhabt, wie mit dem für sie ähnlich kontroversen Titel "Sakrileg" (The Da Vinci Code) von Dan Brown: Dieser (und nur dieser) Titel wird schlicht nicht über Weltbild vertrieben, alle anderen Bücher des Autors aber schon.
Und bei aller politischer Korrektheit und Empörung muß man dann auch einem offenbar ideologisch geprägtem Unternehmen zugestehen, daß er sich vorbehält, welche Produkte es vertreiben möchte. Bei Weltbild soll das eine "traditionellere" Richtung beibehalten. Andere Verlage sind betont innovativ bis provokativ. Solange man diese Titel dann eben von anderen Verlagen erwerben kann ...
Denn immerhin erfahren wir leider auch immer wieder, daß die Mehrheit der Verlage hierzulande eben auch nicht für jede Lesergruppe und jede Erwartung etwas bieten kann oder will, das habe ich selbst jahrelang zu meinem eigenen Leidwesen erfahren, als ich nach bestimmten Titeln vergeblich und alternativlos gesucht habe. Und niemand hat sich empört und ist in den Boykott getreten, weil man im gesamten deutschsprachigen Raum z.B. keine Klassiker mehr erwerben konnte, wie diverse Titel von Jules Verne o.Ä..
In diesen Fällen wird dann natürlich sehr logisch argumentiert, daß sich Verlage eben aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht erlauben können, auf die Lesewünsche aus den kleinen Gruppen jenseits des großen "Mainstreams" einzugehen. Aber, ehrlich gesagt, für mich persönlich ist eine "wirtschaftlich logische" Begründung weder tröstlicher noch moralisch besser einzustufen als eine ideologisch geprägte.
Um es kurz zu machen: Ich persönlich bin viel zu froh, in Weltbild ein Unternehmen zu haben, daß sich -als einziger deutschsprachiger Verlag, wohlgemerkt!- wenigstens einiger der von mir ersehnten Autoren und Büchern angenommen hat, um sie jetzt zu boykottieren. Vor allem, wenn ich nicht mit Sicherheit sagen kann, daß ausschließlich eine "bigotte" Haltung der Grund für den Ausschluß der fraglichen Titel ist.
Gruß,
Trixie
Ich lese gerade:
Mavis Doriel Hay: Geheimnis in RotViel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.Rätselforum
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