M. M. Kaye 1908 - 2004

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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » So 9. Feb 2014, 18:32

Trixie hat geschrieben:Hallo Maria,

wenn die meisten hier Death in the Andamans bzw. Nacht über den Inseln/Tod auf den Andamanen in irgendeiner Ausgabe tatsächlich haben sollten und schon diesen Monat aufs gemeinsame Lesen Lust haben, dann damit.

Gruß,
Trixie


Hallo Trixie,

Okay. Schauen wir mal, ob sich uns jemand anschließt.

So , und nun zu der Kurzgeschichte von Rudyard Kipling, dem Lieblingsautor von M.M. Kaye, Imrays Rückkehr (The Recrudescence of Imray)

Es ist eine sehr kurze Geistergeschichte, um diesen Imray, der plötzlich, mir nichts dir nichts, verschwand. Die Dienerschaft sagte sich, daß er heimlich nach Europa reiste.

Ca. drei Monate später bezieht ein Polizeichef den Bungalow. Hier kommt der Erzähler hinzu, der den Polizeichef besucht. Der namenlose Erzähler registriert, daß, wenn das Zwielicht beginnt, daß der Hund des Polizisten sich nach draußen auf die Varanda zurückzieht. Mit gesträubten Fell und nachts den Mond anheulend wacht Tietjen am Fenster des Gastes. Dieser spürt ein zischeln und fühlt sich irgendwie gerufen. Nach weiteren Tagen möchte er in den Club ziehen, da ihm die Heimsuchung unheimlich ist.

Ich habe einmal mit ihm ein kleines Erlebnis, ein heidnisches Götzenbild betreffend, gehabt, das mich beinahe ins Irrenhaus brachte; ich verspürte keine Lust, ihm auch noch bei weiteren Experimenten Gesellschaft zu leisten. Er war ein Mensch, dem Ungeheuerlichkeiten so häufig unterliefen, wie anderen etwa ein Mittagessen.

Ich sagte ihm daher klipp und klar, daß ich ihn sehr gerne hätte und ihn mit Freuden jederzeit am Tage besuchen wollte, aber unter seinem Dach zu schlafen, ließe ich mir nicht zumuten. Das geschah nach dem Mittagessen, Tietjens lag draußen vor der Veranda.
(Gutenberg, Übersetzung Gustav Meyrink)

Dann entwickelt sich die Geschichte kurz und knackig schnell weiter... Sie kommen hinter dem Geheimnis des Verschwindens Imrays .

Hier stoppe ich mal, Trixie. Mal sehen ob du bereits durch bist.


Allgemein ist zu sagen, daß die Übersetzung von Gustav Meyrink auf Gutenberg besser ist, als die von Hugo Schrath, der die Erzählungen für Heyne 1990 neu übersetzt hat. Er verwendet gern Berliner Umgangssprache. Beispiel .....

Einmal heißt es im Englischen, daß es regnet like bayonet rods, definitiv ein militärischer Begriff.

Hugo Schrath macht daraus es regnete Schusterjunge
Gustav Meyrink ... fiel ladestockengleich ! Sehr viel passender, wenn man schon nach einen deutschen dementsprechenden Begriff für Starkregen sucht und zugleich den militärischen Hintergrund im englischen Original beibehalten möchte.

Noch ein Beispiel, der Erzähler litt unter der Sonneneinstrahlung an prickly heat, ... Hitzebläschen (Gustav Meyrink), Hitzepöckchen (Hugo Schrath)

Der Name Imray ist holländischen Ursprungs. Für mich klang er so fremd, so garnicht europäisch. Der muslimische Diener nannte ihn jedoch einen 'weißen Mann'.
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon Trixie » So 9. Feb 2014, 19:27

Hallo Maria,

ich bin durch mit der Geschichte, habe sie gestern nacht gelesen (nach einem alten Charlie-Chan-Klassiker, da hat das atmosphärisch ganz gut gepaßt). Ich habe sie übrigens im Original gelesen, das war eine reine Formatfrage, weil die deutsche Übersetzung in pdf auf meinem Keyboard-Kindle nur sehr klein bzw. umständlich zu lesen war.

Imrays Rückkehr ist eine wirklich kurze Geschichte, am ehesten zu vergleichen mit den sehr beliebten Novellen des 19. Jahrhunderts, aber sie hat mir gut gefallen, obwohl diese Literaturform sonst nicht so mein Ding ist. Und sollte sie representativ sein für die anderen Geschichten aus dieser Sammlung, dann hat sie mir definitiv Lust gemacht, jene auch noch zu lesen.

Vor allem beeindruckt hat mich, daß Kipling mit einem fast schon sachlichen Erzählton ganz nebenbei erstaunlich viele Facetten -bekannte oder unbekannte- von Indien auf diesen wenigen Seiten erscheinen läßt: Kolonialverwaltung, Lebensweise der weißen Herren, die Dienerschaft, die sich aus Einheimischen der unterschiedlichsten Herkunft -dabei doch alle "Inder"- rekrutiert, ja, sogar die typischen Eigenheiten anglo-indischer Architektur sind ein Thema. Da verstehe ich durchaus, daß eine junge, heimwehkranke Mary Margaret Kaye gerne die Geschichten ihres "Landsmanns" Kipling in die Hände genommen hat.

Bei dem Namen Imray habe ich auch lange gegrübelt, wie man diese Figur einzuordnen hat: Brite? Inder? Es heißt ja, er sei ein kleines Rädchen in der gewaltigen Verwaltung des indischen Imperiums gewesen, also wäre vielleicht auch ein Einheimischer in so einer Position denkbar gewesen.

Noch mehr hat mich der Name Tietjen für den Hund beschäftigt, denn der klang für mich norddeutsch (Bettina Tietjen, z.B.), und tatsächlich ist das laut Wikipedia eine niederdeutsche Form von Dietrich. Wirklich eine Rolle spielt das für die Geschichte zwar nicht, aber auffallend ist doch, wie gerade die Namen darin zeigen, welches Völkergemisch auf diesem riesigen Subkontinent im Laufe der Jahrhunderte zustande kam.

Und vermutlich ist es auch kein Zufall, daß Kipling Stricklands Leibdiener ausgerechnen Bahadur Khan genannt hat, die direkte Umkehrung des Titels "Khan Bahadur", der unter den Moguln muslimische Fürsten in etwa im Rang eines Raja bezeichnete.

Es überrascht mich immer wieder, wie viel doch in diesen kleinen Kurzgeschichten steckt. Eine von mir zu Unrecht vernachlässigte Literaturform, wie ich erneut beschämt feststellen muß....

Gruß,
Trixie
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » Mo 10. Feb 2014, 11:23

Hallo Trixie,

ich bin ein Liebhaber von guten Kurzgeschichten, denn sie sind eine Kunst für sich, denn wie du bereits erwähnt hast, fallen die hervorragenden Storys unter ihnen auf, durch ihre Straffheit und Raffinesse, auf wenigen Seiten, dem Leser eine 'Welt' zu übermitteln. Die Meister unter ihnen benutzen kein Wort zuviel ! Wenn das keine Kunst ist !

Kipling ist darin keine Ausnahme, wie ich nach ein paar Kurzgeschichten, die ich am WE gelesen habe. Ich bin sehr angetan.

Imrays Rückkehr

Vor allem beeindruckt hat mich, daß Kipling mit einem fast schon sachlichen Erzählton ganz nebenbei erstaunlich viele Facetten -bekannte oder unbekannte- von Indien auf diesen wenigen Seiten erscheinen läßt: Kolonialverwaltung, Lebensweise der weißen Herren, die Dienerschaft, die sich aus Einheimischen der unterschiedlichsten Herkunft -dabei doch alle "Inder"- rekrutiert, ja, sogar die typischen Eigenheiten anglo-indischer Architektur sind ein Thema. Da verstehe ich durchaus, daß eine junge, heimwehkranke Mary Margaret Kaye gerne die Geschichten ihres "Landsmanns" Kipling in die Hände genommen hat.



das ist schön zusammengefasst und so treffend.

die Auflösung kam ja wie ein Paukenschlag, doch was mich zuerst verwirrte, nämlich das schnelle zum Ende kommen, war dann die Erkenntnis, die auch der Erzähler hatte, er wußte nach 4 Jahren nichts über seinen Diener. Darin liegt auch das Problem der Kolonialherrschaft, in der Ignoranz sich über Sitten und Gebräuche zu stellen. Wenn Imray nicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht hätte, sondern sich für den Menschen und dem Glauben des Muslims interessiert hätte, dann wäre es vielleicht anders gekommen. Ich denke mal, Imray steht für die Kolonialgesellschaft.

Wie ging's dir mit dem Schluß der Geschichte?
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » Mi 12. Feb 2014, 18:56

Eine der Kurzgeschichten von Rudyard Kipling heißt:

Toomai von den Elefanten.

Toomai möchte wie seine Vorväter ein Mahut werden. Sein Elefant heißt Kala Nag.

Manche von uns erinnern sich vielleicht an die Verfilmung, Elefantenboy oder auch an die Serie Elefantenjunge. Habe ich immer gern geschaut in meiner Jugend.

M.M. Kaye hatte eine sehr persönliche Erfahrung mit einem Elefanten, deswegen nahm sie zwei Geschichten über diese fleißigen und besonderen Tiere in ihrem Kipling-Erzählband auf: Toomai von den Elefanten / Moti Guj - Meuterer
Auch in der zweiten Geschichte hat Kala Nag einen kurzen Auftritt.

Beide Geschichten haben mir gut gefallen. Besonders wie Kipling am Anfang von Toomai von den Elefanten den Rückblick auf Kala Nag 70jähriges Leben zurückschaut zeigt die lebhafte Geschichte Indiens, großartig.
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon Trixie » Fr 14. Mär 2014, 23:43

Hallo,

Ich würde gern in den nächsten Tagen mit Kayes Nacht über den Inseln/ Death on the Andamans beginnen. Wer hat Zeit und Lust, sich mit der deutschen oder englischen Ausgabe anschließen?

Gruß,
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » Sa 15. Mär 2014, 10:31

Hallo Trixie,

ich würde gern mitmachen :)
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » So 16. Mär 2014, 16:04

Trixie hat geschrieben:
Vielleicht erinnern sich einige Verlage -auch hierzulande- anlässlich ihres zehnten Todestages an M.M. Kaye und bringen das eine oder andere Werk noch einmal heraus. Palast der Winde soll z.B. im August als TB beim Fischer-Verlag noch einmal erscheinen.



Und daneben macht sich sehr gut diese Neuerscheinung am 22. Mai 2014 komplett und in neuer Übersetzung:

Falsche Dämmerung: Geschichten aus Indien Fischer Klassik PLUS [Kindle Edition]
Rudyard Kipling (Autor), Gisbert Haefs (Übersetzer)
http://www.amazon.de/Falsche-Daemmerung ... her+ebooks
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon JMaria » So 30. Mär 2014, 12:12

Hallo Trixie,

Wie weit bist du mit "Death in the Andamans"?

Die Einleitung durch die Autorin gibt dem Buch eine besondere persönliche Note. Ich stell mir M. M. Kaye als junge Frau vor, wie sie ihr Erspartes zusammenkratzt um die Einladung zu ihrer Freundin auf die Insel Ross, eine Insel der Andamen Inselgruppe, anzunehmen. Die Reise an sich war ja schon ein Abenteuer, könnte ich mir vorstellen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Andamanen

Dann der Beginn des Krimis, dieser Alptraum. Hier erkennt man Kayes Vorliebe für Kipling. Solche Dinge können ja durchaus in Indien geschehen. Ein guter Dreh für den Einstieg.

Was meinst, befinden wir uns Ende der 1930er Jahre, vor dem 2. WK?
Schöne Grüße, Maria
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon Trixie » So 30. Mär 2014, 13:55

Hallo Maria,

ich bin irgendwo in Kapitel 4, da ist das Picknick am Mount Harriet noch in vollem Gange.

Ja, ich orientiere mich bei der zeitlichen Ansiedlung auch völlig am Vorwort der Autorin, und da heißt es, sie hätte mit ihrer Freundin diese Geschichte ein Jahr vor Ausbruch des 2. Weltkriegs entworfen. Daher danke ich mir die Handlung im Andamanen-Krimi im Jahr 1938.

Da scheint die Welt (und insbesondere das britische Kolonialreich) noch ziemlich heil zu sein, und gerade diese kleine Inselgruppe, weit ab vom Schlag, tatsächlich noch ein idyllisches Paradies - das aber dann doch mit dem typischen Schlag Mensch bevölkert ist, der damals (das schilderte Kaye ja bereits in "Vollmond über Kaschmir" so ausgiebig) in jenen Ecken des Empire vorzufinden ist: Kolonialbeamte, die irgendwo in der Verwaltung hängengeblieben sind, ihre ehrgeizigen und naturgemäß irgendwann herb enttäuschten und verbitterten Ehefrauen, Missionare, Offiziere der unterschiedlichsten Regimenter und Streitkräfte und nicht zuletzt die Nicht-Briten (ich nenne sie lieber so als "Einheimische", weil diese oft durch ihre Verbindung zu den Briten genauso an ihnen völlig fremde Gestade gelangten, in denen sie gar nicht einheimisch waren - im Falle der Andamanen vor allem als Häftlinge).

Es ist schade, daß -im Unterschied zu Kaschmir, das selbst heute noch keineswegs eine unproblematische Region ist- über die Andamanen so wenig in Erfahrung zu bringen ist. Es scheint -viele Jahrzehnte, nachdem M. M. Kaye das Vorwort zu ihrem Krimi verfaßt hat- alles Niedergeschriebene immer noch unverändert zuzutreffen: das Regierungsgebäude inzwischen zerstört, das maurisch anmutende Gefängnis und andere historische Sehenswürdigkeiten der Inseln zu Touristenattraktionen umfunktioniert. Und irgendwie hat man doch den Eindruck, als wären die Inseln noch immer ein von fast jedermann vergessenes Eckchen der Welt, irgendwo im Indischen Ozean. Und was Kaye in und für ihren Kriminalroman darüber skizziert hat, ein im wahrsten Sinne einzigartiges literarisches Dokument über die Andamanen. Umso großartiger, daß sie all diese Beobachtungen und Schilderungen wie gewohnt in eine höchst unterhaltsame und spannende Geschichte gepackt hat, die zu lesen ich mich wieder einmal sehr freue.

Gruß,
Trixie
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Re: M. M. Kaye 1908 - 2004

Beitragvon Trixie » Sa 5. Apr 2014, 14:10

Hallo alle,

ganz kurzfristig noch ein interessanter TV-Tip für unsere Leserunde:

morgen, So, 06.April, 14:45, EinsPlus: Indiens geheimnisvolle Inseln: Im Golf von Bengalen

Wie ich der Info entnehme, war es wohl eine der ganz seltenen Male, daß ein Fernsehteam auf diesen ziemlich abgeschotteten Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren drehen konnte. Für uns, die gerade Kayes Kriminalroman lesen, kommt die Doku doch wie gerufen.

Gruß,
Trixie
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