Máni, Stefán: Das Schiff

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Máni, Stefán: Das Schiff

Beitragvon villawiebke » Di 30. Dez 2008, 01:01

1. Meinung:

Wind und Regen
tiefbewölkter Himmel
berghohe grauschwarze Wellen
wogende Finsternis

Genau so wie Stefán Máni den Sturm beschreibt, der dem Schiff auf seiner langen Reise von Island nach Südamerika zu schaffen macht, genau so öffnet sich sein Buch dem Leser. Wolkenverhangen, grauschwarz, keine Aussicht auf einen hellen Streifen am Horizont.
Jeder der neun Besatzungsmitglieder des Schiffes besitzt seine eigene düstere Vergangenheit, die ihn plagt und die er mit allen Mitteln vor den anderen zu verbergen sucht. Mißtrauen und Feindseligkeiten finden ungehindert Nahrung in dieser Umgebung und fressen sich in die Gehirne der Männer ein. Kein Wunder, dass ein Saboteur leichtes Spiel hat und ungehindert erst den Kontakt zur Außenwelt kappt, es später auch noch schafft, den Motor des Schiffes lahmzulegen. Und als wären es nicht schon genug der unlösbaren Probleme für die Crew, wird die „Per se“ in dieser ausweglosen Situation auch noch von Piraten angegriffen. Der Kampf ums Überleben beginnt, ohne auch nur die Chance auf ein Ende zu finden.

In seinem Buch „Das Schiff“ schafft es Stefán Máni eine enorme Spannung aufzubauen und zu halten. Liegt es nun an der beklemmenden Atmosphäre, an der Hoffnung, dass es einfach besser werden muss oder liegt es einfach an dem Talent des Autors die Geschehnisse so wirklichkeitsnah zu beschreiben, dass man es nicht schafft, das Buch zur Seite zu legen. Ich weiß es nicht. Aber eine kleine Nachbemerkung kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen. „Das Schiff“ ist eher ein Buch für die Jungs unter uns, als für die Mädchen. (villawiebke)

2. Meinung:

Teuflischer Tanz mit dem Tod

Inhalt:

Saeli, Runàr, Jòn Karl, Àsi, Isàk, Òli, Gummi und Jònas bilden die Crew des Frachtschiffes Per se. Doch über jedem Mitglied der Crew schwebt ein dunkler Schatten. Kurz vor der Abfahrt wird auch noch bekannt, das die Reederei die Veträge kündigen will, was die Besatzung sehr ärgerlich und ängstlich stimmt. Das Schiff gerät in einen Sturm, der Hass, die Angst und das misstrauen kochen in den einzelnen Männern und treiben einige von ihnen in den Wahnsinn. Funk, Radar... keiner kann sich mehr sicher fühlen. Doch nicht nur Männer sind gefährlich, auch das Meer bietet einige Gefahren und so beginnt bald ein Tanz mit dem Tod...

Meinung:

Ein hoch verschuldeter Familienvater, ein skrupelloser Geldeintreiber, ein Mann der seine Frau erschlagen hat, ein von Schuldgefühlen geplagter Kapitän, ein von Satan faszinierter Seemann, ein Mann im Kampf gegen den Alkohol und weitere Crewmitglieder voller dunkler Gefühle - das sind die Protagonisten von Stefàn Màni's Romans "Das Schiff". Ihre Namen sind genauso gewöhnungsbedürftig wie ihr Charakter, sie alle sind knofus & verwirrt, alle haben Dreck am Stecken und manche von ihnen dazu noch ein paar Schrauben locker. Das alles wirkt arg konstruiert und wenig glaubwürdig, ein Zusammentreffen so vieler dunkler Persönlichkeiten ist doch eher unwahrscheinlich.
Überzeugend dagegen sind die Parallelen die der Autor zwischen den Protagonisten und ihrer Umwelt schafft. Während die Männer gegen ihre Probleme kämpfen, kämpft die Per se gegen die äußeren Bedingungen. Si entsteht trotz inhaltlicher Schwächen ein annehmbares Konzept.
Unterstützend wirkt hier auch die Covergestaltung, die diese Umstände übermitteln kann.

Die Handlung umfasst 412 Seiten und einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten. Der Roman beginnt mit mehreren Handlungssträngen die erst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, aber dann schnell zusammenfließen. Die Handlung im Roman wird meist parallell verlaufend geschildert, d.h. ein Zeitraum wird aus Sicht verschiedener Protagonisten geschildert. Teils läuft die Handlung aber auch chronologisch ab. Leider sind auch zum Teil sehr große Zeitsprünge enthalten. Dies alles macht es an manchen Stellen etwas anstrengend das Buch zu lesen.
Fast die komplette Handlung spielt sich auf dem Schiff, dadurch enthält der Mittelteil viele, recht langatmige Passagen. Doch ein paar unerwartete Vorkommnisse sorgen für Lichtblicke und erzeugen Spannung.

Die Sprache ist düster & teils nüchtern, bedrohlich & beunruhigend, offen & ungeschönt. Sie ist der Stimmung an Bord, aber auch dem wilden Treiben des Meeres angepasst. Der Autor spricht auch das Gehör des Lesers an, in dem er Geräusche wie "Bumm Bumm" oder "Klick Klick" umgangssprachlich übermittelt. Diese Geräusche haben auch erheblichen Einfluss auf die Handlungsweisen der Protagonisten.

Fazit:

Alles in allem ein lesenswertes Buch, in dem Handlung, Psyche und Witterung perfekt aufeinander abgestimmt sind. Ein Buch voller Höhen und Tiefen, wie auch die Wellen des Meeres, die das Schiff umspülen.

(keksigirl)
villawiebke
 
Beiträge: 1
Registriert: Di 30. Dez 2008, 00:59

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