Walter Kempowski

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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » So 5. Jun 2016, 13:11

Moin, ihr Lieben,

als ich die Biografie über Walter Kempowski vorgestellt habe, habe ich den Fehler gemacht, vom "Echolot" zu schwärmen. Als ich nämlich nach dem zweiten Schuber (4 Bände) gesucht habe, war das einzige Exemplar bei Amazon vergriffen. Zumindest das einzige preiswerte. 280 - 380 Euro, für das es bei Amazon und anderen diversen Bücherplattformen verkauft wird, wollte ich nämlich nicht dafür ausgeben. Bei aller Liebe nicht.

Aber im weltweiten Web gibt es ja nicht nur Amazon und so bin ich bei einem Antiquariat fündig geworden und gestern war der Paketbote hier und hat mich glücklich gemacht :-)

Den Schuber habe ich übrigens für 60 Euro bekommen. Das zahlt man bei manchen Anbietern schon allein für den 3. Teil. Band 1, 2 und 4 scheint es nicht mehr zu geben. Zumindest habe ich die einzeln im Netz nicht gefunden.

Mir fehlen übrigens nur noch einige wenige Bücher von Kempowski, bis ich alle zusammen habe. Das gibt dann noch mal ein Extrafoto.

Habt einen schönen Sonntag :D
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon JMaria » So 5. Jun 2016, 14:21

Ein schöner Schuber, Didonia.
Dann kanns ja bald losgehen mit lesen :)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon steffi » Mo 6. Jun 2016, 12:31

Viel Spaß damit !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Mo 6. Jun 2016, 13:31

Danke euch.

Mal schaun, wie ich das Echolot einbauen kann.
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon JMaria » So 12. Jun 2016, 12:36

JMaria hat geschrieben:Hallo Didonia,

schön, dass ich auf diese Weise mehr über Walter Kempowskis Lebenswerk erfahre.

Ich habe "Echolot - Der Krieg geht zu Ende" als Hörbuch, mal sehen wann mir danach ist, es mir anzuhören. Die Sprecher sind jedenfalls 1A ausgewählt.


http://www.amazon.de/Das-Echolot-Krieg- ... oks&sr=1-1



Ich muss sagen, dass sich die Texte sehr gut für diese Art Hörspiel (7 CDs) eignen. Die Stimmen der Zeitzeugen werden von einer Vielzahl von Schauspielern gesprochen, und dieses Aneinanderreihen ergibt wiederum einen ganz speziellen Sog. Das Hörspiel beginnt mit dem 01. Januar 1945. Die 2. CD habe ich begonnen.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Do 15. Dez 2016, 16:16

Kempowski:
Wir sollten den Alten nicht den Mund zuhalten, wenn sie uns etwas erzählen wollen, und wir dürfen ihre Tagebücher nicht in den Sperrmüll geben, denn sie sind an uns gerichtet - die Erfahrungen ganzer Generationen zu vernichten, diese Verschwendung können wir uns nicht leisten. Seit langem bin ich wie besessen von der Aufgabe, zu retten, was zu retten ist, ich habe nie etwas liegenlassen können, ich habe angesammelt, was zu bekommen war, und ich habe alles gesichtet und geordnet.


Walter Kempowski, auf dem Bild (Autor: N3MO) sieht man ihn 2002 bei einer Lesung und Signierung von Büchern im Barocksaal in Rostock, starb am 5. Oktober 2007. Die beste Möglichkeit, endlich mit meinem Projekt zu starten und 2017 zu meinem persönlichen "Kempowski-Jahr" zu machen.
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Mo 19. Dez 2016, 16:26

Ich habe gerade ein bisschen bei Skoobe gestöbert und entdeckt, dass es dort sehr viele Kempowski-Bücher gibt. Ich hoffe, dass ich meine noch fehlenden dort finde, dann brauche ich mir die nicht mehr kaufen.
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Di 25. Apr 2017, 11:01

Moin, miteinander,

es geht los, ich lese nun Kempowskis erstes Buch, Im Block - Ein Haftbericht. Es ist gespickt mit zweiunddreißig Bildnotizen des Verfassers.
Ich habe eine ältere Albrecht-Knaus-Ausgabe von 1987.

"Im Morgengrauen holten sie mich aus dem Bett. Zwei trugen Lederjacken. Da hast du was zu melden, wenn du wieder rüberkommst, dachte ich."

So beginnt Walter Kempowskis Bericht über seine Verhaftung und spätere Inhaftierung in der Haftanstalt Bautzen I, dem sogenannten "Gelben Elend". Unrühmliche Bekanntheit erlangte Bautzen I als „Speziallager Nr. 4“ der Sowjetischen Militäradministration. Ich habe ein gemeinfreies Foto dazu gefunden.

Schon in diesen ersten drei Sätzen blickt Kempowskis trockener Humor durch, bei dem mir oftmals das Lachen steckenbleibt. Er hätte gerne einen Pfarrer gesprochen, damit der seine Mutter hätte warnen können. Nach zehn Tagen macht er die Sowjets darauf aufmerksam, dass sein Interzonenpass bald ablaufe, was bei denen für Heiterkeit sorgt. Immer wieder wird er nach spionischen Agenten gefragt, bis er sich welche ausdenkt: "Die Namen entlehnte ich aus Shakespeares Dramen."
Er hat Wachträume, gute wie schlechte, z. B. darf er jeden Monat ein Paket empfangen, erhält zehn Jahre Freiheitsentzug, die er in einem Büchermagazin absitzen muss. Oder er wird verstoßen und verraten, liegt krank auf einem Lumpenhaufen und fleht um Wasser.
Ein Versuch, sich das Leben zu nehmen, scheitert.

Dann endlich kam ein Bündel von zu Hause: Schuhe, Wäsche, ein Kopfkissen und sogar eine Zahnbürste.
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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Do 27. Apr 2017, 09:51

Ende Juli 1948 gab es einen Protokoll-Abschluss. Sie wurden ihm alle vorgelesen. "Da war ich aber doch erstaunt. Das alles sollte ich ausgesagt haben?"
Ende August fand die Gerichtsverhandlung statt. Ohne Verteidiger. 25 Jahre Zwangsarbeit. Bautzen.

Zu der Zeit gab es sogar für das Weitergeben von Westzeitungen 25 Jahre wegen antisowjetischer Propaganda.

In den Blöcken bildeten die unterschiedlichsten Männer eine Zwangsgemeinschaft. Und es war schwer, neue Bekanntschaften anzuknüpfen.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Walter Kempowski

Beitragvon Didonia » Sa 29. Apr 2017, 01:18

Um sich zu beschäftigen, gründeten einige Männer eine Chorgemeinschaft und probten täglich. Lesen konnte Kempowski nur heimlich: „‚Ditte Menschenkind‘. Der war´s auch nicht besonders gut gegangen.“ – „‚Krieg und Frieden‘: Daß sich das riesige Vermögen des Grafen Besuchow wieder um ein Drittel vermindert hat.“

Später durfte man über Kultur diskutieren: „Anregend waren abendliche Diskussionen. Ob Jazz Kunst ist. Ob der Schlager als Volkslied unserer Zeit bezeichnet werden könne? Ob Jugendliteratur nach Karl May überhaupt noch möglich sei?“

Ab 1951 ging es etwas humner zu. Eine bibliothek wurde eröffnet. Nun konnte man legal lesen. „Wir lasen mit rasender Geschwindigkeit, weil wir dachten, die Entlassung kommt dazwischen.“

Nach acht Jahren wurde Walter Kempowski vorzeitig entlassen und ging zu seiner Mutter nach Hamburg.

Unmittelbar nach seiner Entlassung fertigte er 48 Monotypien an. Einige davon sind in diesem Buch erstmals veröffentlicht worden.

Eine Wertung für dieses Buch mag ich nicht anstellen. Ob diese 25 Jahre zu Unrecht bestanden, ich weiß es nicht. Als Kempowski verhaftet wurde, war er gerade mal 19 Jahre alt, kam aus dem Krieg und wollte irgend etwas arbeiten.

Auf jeden Fall war es ein interessantes Lesen. Die Haftbedingungen so kurz nach dem Krieg waren natürlich grausig. Die Männer gingen täglich hungrig schlafen, Hygiene war ein Fremdwort und es gab keine vernünftige Beschäftigung. Ein wenig besser wurde es nach der Gründung der DDR und als Kempowski von „humaner“ schrieb, war das die Zeit, als Walter Ubricht die Führung in der DDR innehatte. Vielleicht deute ich dort zu viel rein, aber zeitlich passt es.

Das war mein Auftakt zum Kempowski-Jahr. In der Folge werde ich versuchen, jeden Monat ein Buch von ihm zu lesen.
Lesende Grüße, Anne

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