Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Sa 10. Dez 2016, 12:30

Ich freundete mich in diesem Jahr (mit einiger Anstrengung) mit Jean Paul F. Richter an, jedoch nur seiner kleineren Werke, denn er liest sich schwierig (verkopft, barock).

Aber er hat eine gewaltige bildkräftige Aussage. So auch in dem Büchlein "Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch" das ist vor ein paar Tagen beendete.

Ein Luftschiffer, der die Dummheit und den Egoismus der Menschheit nicht mehr erträgt und sich in die Lüfte mit seinem Luftschiff bewegt, am liebsten um zu entschwinden, doch am Ende entkommt er der Erde nicht.

Schwierig zum Begreifen (im ersten Moment) doch lohnend durchzuhalten.

http://www.zeno.org/Literatur/M/Jean+Pa ... zo+Seebuch
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 10. Dez 2016, 15:29

JMaria hat geschrieben:denn er liest sich schwierig (verkopft, barock).

Schwierig zum Begreifen (im ersten Moment) doch lohnend durchzuhalten.

http://www.zeno.org/Literatur/M/Jean+Pa ... zo+Seebuch


Das ist so Literatur, mit der ich (noch) nicht so klarkomme.
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 10. Dez 2016, 16:26

Wege, die das Leben geht

Eyja konnte ihrem Mann Garri noch gar nicht richtig klarmachen, dass sie für längere Zeit verreisen würde. Als sie mit ihm darüber sprach, war er zu besoffen. Und nun überraschte er sie, ihre Mutter, Rúna und eine frühere Freundin dabei, wie die Frauen die verdreckte Wohnung auf Vordermann bringen, da Eyja das Mietverhältnis gekündigt hatte. Die Miete war eh schon zwei Monate nicht bezahlt worden und wurde nun mit der Kaution verrechnet.
Rechnen musste Eyja während ihrer Ehe immer, Garri brachte alles Geld in die Kneipe. Selbst das, was Eyja sich mühevoll zusammensparte. Wenn sie drohte, ihn zu verlassen, begann er eine Therapie, die er nach ein paar Tagen wieder abbrach. Oder er verlegte sich aufs Heulen und drohte mit Selbstmord. Was hielt Eyja bei ihm?

"Er brachte ihr morgens Kaffee. Und er motivierte sie zum Schreiben, weil er wusste, wie es war, wenn man von der Welt in Frieden gelassen werden wollte. Er tröstete sie, wenn niemand anderes es tat."

Aber machte das alles wett? Dass sie durch seine Trinkerei ihre Freunde verlor? Dass sie sich mit Geldeintreibern rumschlagen musste? Dass sie mehrere Jobs machte, damit wenigstens ein bisschen Geld reinkam? Ihre Schecks platzten. Selbst die Katze war am Verhungern.

Und dann verabschiedet sie sich von Garri. Und verrspricht ihm, wiederzukommen. Oder war sie gerade dabei, ihn zu verlassen? Sie tat doch nur so, oder? Was geschieht in Schweden? Schafft sie es, ihren Roman zu schreiben? Lies selbst...

Aber ich sage Dir gleich, es ist ein schwieriges Lesen. Nicht, weil das Buch zu anspruchsvoll wäre, nein. Diese vielen Sprünge zwischen heute und gestern, ja sogar morgen, sind nicht ganz leicht. Irgendwie stellt sich kein schöner Lesefluss ein.
Und trotzdem hat es Spaß gemacht, Eyjas Erinnerungen zu folgen. Sie hat es wahrlich nicht leicht gehabt. Trotzdem hat sie sich einen Humor bewahrt, der mich oft lächeln ließ.
Ich wäre gerne näher auf Garris Alkoholkrankheit oder überhaupt den Alkoholkonsum in dieser Geschichte eingegangen, aber das wäre für mich aufgrund von persönlichen Familienerfahrungen zu emotional geworden.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 14. Dez 2016, 21:56

Gestern habe ich mit diesem Buch begonnen: Weil wir Flügel haben von Vanessa Diffenbaugh:

Lettys Kinder - Luna, 6 Jahre, und Alex, fast 15 - wurden von Beginn an von der Großmutter Maria Elena umsorgt. Doch dann folgt Maria Elena von heute auf morgen ihrem Mann nach Mexiko und Letty fährt ihr hinterher, um sie zurückzuholen. Wer sollte sich denn sonst um die Kinder kümmern, die nun ganz alleine zu Hause waren.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Maria Elena bleibt bei ihrem Mann. Sie sind dort schließlich zu Hause. Letty bleibt nichts anderes übrig, als die Heimfahrt alleine anzutreten. Unterwegs erleidet sie einen Autounfall, kommt in ein Krankenhaus, sodass ihre Kinder erst mal bei ihrer besten Freundin wohnen müssen. Doch dann kommt der Tag, an dem sie das Zepter in die Hand nehmen muss.
Aber wie soll sie das machen? Was heißt es, Mutter zu sein? Vierzehn Jahre lang hat sie in drei bis vier Jobs geschuftet, um die Familie zu ernähren. Und zwar nicht nur sie fünf, nein auch die Familie in Mexiko bekam ihren Anteil.
Nun muss sie Luna mit zur Arbeit nehmen, weil diese nicht dazu zu bewegen war, bei ihrem Bruder zu Hause zu bleiben. Und Alex geht schon seine eigenen Wege. In Yesenia hat er eine Freundin, mit der er reden kann und in die er sich langsam verliebt. Und er hat seinen Vater gefunden, den er bisher nicht kannte. Doch er kann sich noch nicht überwinden, sich ihm zu erkennen zu geben. Schließlich geht er davon aus, dass der die Familie verlassen hat.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » So 18. Dez 2016, 11:48

Die Geschichte wird aus zweierlei Sicht erzählt. Einmal aus der von Letty, die sich wirklich bemüht, alles unter einen Hut zu bekommen. Solange Ferien waren, nahm sie Luna mit zur Arbeit, eine Bar am Flughafen. Das war problematisch, konnte sie das Mädchen doch kaum dazu bewegen, sechs Stunden still auf einem Stuhl zu sitzen. Sie arbeitet hart, um durch die Trinkgelder eine neue Wohnung auf der anderen Seite der Schnellstraße beziehen zu können. Durch einen Betrug hat sie ihre Kinder zumindest dort schon mal in einer besseren Schule angemeldet. Ihre Träume waren mal ganz andere gewesen. Sie hatte studieren wollen. Aber das Leben geht halt oft seine eigenen Wege.
Und dann aus der Sicht von Alex, der langsam erwachsen wird, sich verliebt und sich nicht traut, sich seinem Vater zu erkennen zu geben, von dem er zumindest schon mal weiß, wo dieser wohnt. Und der, genau wie Luna, in der neuen Schule glücklich ist.

Ob die drei es schaffen, sich ein besseres Leben zu erkämpfen, lest selbst...
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mi 21. Dez 2016, 16:20

@shaftoe

Du hast mich erinnert, dass auch ich noch zwei der drei Ibis Bände im SuB habe. So habe ich neugierigerweise den 1. Band hervorgeholt.

Amitav Ghosh - Das mohnrote Meer

Und bin sehr angetan von Sprache und Geschichte. Der Dialekt des Laskaren wird ja herrlich wiedergegeben.

Ein schöner Tipp. Danke.

:lesen_und_nachdenken:
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Manuela » Sa 24. Dez 2016, 14:44

Ich lese "Die Falle" von Melanie Raabe.
Was tun die Personen in einem Buch, wenn es gerade niemand liest?
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » So 25. Dez 2016, 14:12

Kurz vor Ende scheint mir hab ich noch was tolles gefunden:

Gerhard Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

nach 40 Seiten: Die Geschichte hat mich am Haken, geheimnisvoll und düster, und die Sprache passt mir sehr

Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 25. Dez 2016, 19:48

Shaftoe hat geschrieben:Kurz vor Ende scheint mir hab ich noch was tolles gefunden:

Gerhard Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

nach 40 Seiten: Die Geschichte hat mich am Haken, geheimnisvoll und düster, und die Sprache passt mir sehr

Grüße



Wurde mir auch schon empfohlen!
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 30. Dez 2016, 20:03

Nachdem nun Weihnachten vorbei ist, kann ich von einem Buch schwärmen, das ich kürzlich gelesen habe: Der Garten der Abendnebel von Twan Eng Tan. Es stand 2012 auf der Shortlist des Booker Prize. Besonders beeindruckt hat mich die wunderschöne, klare Sprache und das Thema. Die Richterin Yun Ling hat in ihrer Jugend in Malaysia, das im Zweiten Weltkrieg von Japan besetzt wurde, Schreckliches erlebt. Sie versucht ihr ganzes Leben lang, Heilung zu finden. Als sie beginnt, dement zu werden kommt sie in den Garten zurück, der ihr schon damals half, das Leben wieder aufzunehmen. Denn dort arbeitete sie als Gehilfin des ehemaligen Gärtners des japanischen Kaisers. So werden ihre Erinnerungen in mehreren Ebenen erzählt, während der Okkupation, kurz danach im Garten der Abendnebel und in der heutigen Zeit.

Mehr will ich von der Handlung gar nicht verraten, es ist ein Buch, das die philosophische und friedfertige Kultur Japans neben deren Gräueltaten in Malaysia stellt, das noch immer unter den Folgen der Kolonisation leidet. So steht der Garten nicht nur als Rückzugsort und Heilungsort sondern auch als Sinnbild für unaufhaltsame Veränderung durch äußere Einflüsse.

Ich war richtig bezaubert von dem Buch ! Mein Highlight 2017 :cheerleader:
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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