Der begrabene Riese hat mich auch sehr beeindruckt, allein dieses Thema, nämlich wie sich eine Gesellschaft erinnert, so darzustellen
Gelesen habe ich außerdem
The remains of the day (Was vom Tage übrig blieb), Booker Prize 1989, auch wunderbar verfilmt mit Anthiny Hopkins - wunderschön melancholisch und ein herrlich unzuverlässiger Ich-Erzähler, der ein Bild von England abliefert, das so wohl eher in unseren Köpfen als in der Realität existiert
Die Ungetrösteten - ein Pianist auf der Suche, traumähnlich und verwirrend, weil der Protagonist nicht zu sich selber findet und sich von außen steuern lässt
Alles was wir geben mussten habe ich bisher nur als Film gesehen, auch empfehlenswert, aber das Buch steht noch auf meiner Wunschliste
An artist of a floating world ( Der Maler der fließenden Welt) - habe ich begonnen, auch hier scheint der Ich-Erzähler seine eigene, verklärte Vergangenheitswahrnehmung zu haben. Ich habe ich für die englische Ausgabe entschieden, weil Ishiguro einen wunderbar leichten, fließenden Stil hat, der mir bei der deutschen Übersetzung nicht so rübergekommen ist.
Sein großes Thema, nämlich wie unzuverlässig die eigene Erinerung ist bzw. wie subjektiv sieht man die Vegangenheit, erinnert ein bißchen an Proust, auch wenn Ishiguro es ganz anders darstellt. Seine Protagonisten sind so weit von der objektiven Wahrheit entfernt, dass es fast schon schmerzvoll ist, ihnen zuzusehen.
Und noch ein Zitat von Kazuo Ishiguro:
Die Protagonisten dieser Romane haben in ihrer Gesellschaft keine wirkliche Perspektive; und sie haben diese Gesellschaftsordnung und die vorherrschende Ethik akzeptiert. Menschen sind durchaus bereit, sich in ein psychisches Gefängnis zu begeben, wenn sie sich dadurch ein Zugehörigkeitsgefühl verschaffen können oder wenn sie das Bewusstsein ihres eigenen Werts aus genauer Pflichterfüllung schöpfen.