Kazuo Ishiguro

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Kazuo Ishiguro

Beitragvon steffi » Do 5. Okt 2017, 16:30

Kazuo Ishiguro hat den Nobelpreis 2017 !!

Das freut mich total, ich schätze ihn sehr, denn er ist ein Autor, der mit seinen Themen etwas zu sagen hat, ohne dass es aufrdringlich oder vordergründig ist, dazu noch in einer wunderschönen Sprache und in wohlüberlegtem Stil.

Zur Feier des Tages habe ich mir gerade An artist of the floating world heruntergeladen.
Gruss von Steffi

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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon JMaria » Do 5. Okt 2017, 18:27

Ein sehr gute Wahl. Kazuo Ishiguro ist ein würdiger Preisträger!

:daumen_hoch:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 32308.html


Damals in Nagasaki" habe ich mir gerade gekauft und runtergeladen :freudig_die_faeuste_schwing:


Jury-Chefin Sara Danius beschrieb Ishiguro als Mix zwischen Jane Austen und Franz Kafka. Er habe die Sittenkomödie und die psychologische Einsicht Austens zusammengefügt mit Kafkas Erkundung existenzieller Absurdität des Alltags.


http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 71441.html

Begeistert war ich vor zwei Jahren vom "Der begrabene Riese"!
Schöne Grüße, Maria
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon steffi » Fr 6. Okt 2017, 08:46

Der begrabene Riese hat mich auch sehr beeindruckt, allein dieses Thema, nämlich wie sich eine Gesellschaft erinnert, so darzustellen :daumen_hoch:

Gelesen habe ich außerdem
The remains of the day (Was vom Tage übrig blieb), Booker Prize 1989, auch wunderbar verfilmt mit Anthiny Hopkins - wunderschön melancholisch und ein herrlich unzuverlässiger Ich-Erzähler, der ein Bild von England abliefert, das so wohl eher in unseren Köpfen als in der Realität existiert
Die Ungetrösteten - ein Pianist auf der Suche, traumähnlich und verwirrend, weil der Protagonist nicht zu sich selber findet und sich von außen steuern lässt
Alles was wir geben mussten habe ich bisher nur als Film gesehen, auch empfehlenswert, aber das Buch steht noch auf meiner Wunschliste

An artist of a floating world ( Der Maler der fließenden Welt) - habe ich begonnen, auch hier scheint der Ich-Erzähler seine eigene, verklärte Vergangenheitswahrnehmung zu haben. Ich habe ich für die englische Ausgabe entschieden, weil Ishiguro einen wunderbar leichten, fließenden Stil hat, der mir bei der deutschen Übersetzung nicht so rübergekommen ist.


Sein großes Thema, nämlich wie unzuverlässig die eigene Erinerung ist bzw. wie subjektiv sieht man die Vegangenheit, erinnert ein bißchen an Proust, auch wenn Ishiguro es ganz anders darstellt. Seine Protagonisten sind so weit von der objektiven Wahrheit entfernt, dass es fast schon schmerzvoll ist, ihnen zuzusehen.

Und noch ein Zitat von Kazuo Ishiguro:
Die Protagonisten dieser Romane haben in ihrer Gesellschaft keine wirkliche Perspektive; und sie haben diese Gesellschaftsordnung und die vorherrschende Ethik akzeptiert. Menschen sind durchaus bereit, sich in ein psychisches Gefängnis zu begeben, wenn sie sich dadurch ein Zugehörigkeitsgefühl verschaffen können oder wenn sie das Bewusstsein ihres eigenen Werts aus genauer Pflichterfüllung schöpfen.
Gruss von Steffi

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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon Barbara » Fr 6. Okt 2017, 09:10

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich bin ebenfalls sehr neugierig auf diesen Autor. Ich kenne zwar die Bücher, habe aber noch keines gelesen, was ich nun nachholen werde.

Den Film mit Antony Hopkins kenne ich zum Teil. Zum Glück, so kann ich das Buch: Was von Tage übrig bleibt "neu" entdecken.

Alles, was wir geben mussten finde ich ein sehr interessantes Thema. Hier kenne ich weder Film noch Buch.

Allerdings kenne ich den Film, Die Insel, den ich sehr gut fand. Thematisch ist es gleich und beides ist etwa zur gleichen Zeit erschienen. Auch dieses Buch von Ishiguro werde ich sicherlich lesen.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon JMaria » So 8. Okt 2017, 09:47

Er schreibt auch Texte zu Jazzmusik

Stacey Kent
The Canging Lights
https://m.youtube.com/watch?v=GzVUEYGFsmU

:daumen_hoch:
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon JMaria » Di 10. Okt 2017, 19:51

Hier kann man sich nochmals den Beitrag des Literaturclubs zum "Der begrabene Riese" anschauen:

https://www.srf.ch/kultur/literatur/lit ... mainstream
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon Petra » Sa 14. Okt 2017, 18:00

Das ist ein Anlass für mich, mal etwas von ihm zu lesen. Die Verfilmungen zu "Was vom Tage übrig blieb" und "Alles, was wir geben mussten" kenne ich. Als ich den Film "Was vom Tage übrig blieb" sah, bereute ich, nicht erst das Buch gelesen zu haben. So eine traurige Geschichte, und so nachvollziehbar, denn die Menschen können oft nicht aus ihrer Haut.

Auf "Der begrabene Riese" wurde ich auch sehr neugierig, als ich davon im Literaturclub hörte. Eigentlich nicht mein Genre, aber was darüber gesagt wurde, hat starkes Interesse bei mir geweckt. Werde ich irgendwann bestimmt lesen. Und wie ich hier sehe, hat er Maria und Steffi begeistert.
Liebe Grüße,
Petra


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Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon steffi » So 15. Okt 2017, 12:43

Ich möchte euch über an artist of a floating world berichten. Im Nachkriegsjapan 1948/49 versucht der Ich-Erzähler Ono seine Tochter unter die Haube zu bringen. Das geht nicht, ohne dass die Familien sich gegenseitig durch einen Heiratsdetektiv beleuchten. So muss sich Ono der Loyalität von Menschen aus seiner Vergangenheit versichern und diese besuchen. Gleichzeitig ist er als Ich-Erzähler nicht sehr verlösslich mit seinen Informationen und als Leser reimt sich da erst nach und nach einiges zusammen. Ich bin so ca bei der Hälfte und sehr begeistert ! Auch hier wieder Ishiguros Thema, was geschieht mit den Erinnerungen, dem Leben, wenn sich die gesellschaftlichen Werte ändern.
Gruss von Steffi

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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon Barbara » Mo 16. Okt 2017, 06:59

Liebe Steffi,

das hört sich gut an. Ich bin gespannt, wenn meine Bücher kommen. Obwohl sie vielleicht ein wenig aus dem von Dir beschriebenen "Schema" herausfallen. zumindest eins davon.

Danke für Deine Beschreibungen.
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Liebe Grüße
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Re: Kazuo Ishiguro

Beitragvon JMaria » Di 17. Okt 2017, 10:36

Hallo zusammen,

auch in "Damals in Nagasaki" geht es um Bewältigung von Erinnerungen und Schmerz das der Abwurf der Atombombe über Nagasaki mit sich brachte.

Alte Menschen verloren ihre Häuser; junge Menschen, die ihre Lieben verloren haben; Frauen, die nun ein Geschäft führen, weil die Versorgung durch den Mann weggebrochen ist. Junge Eheleute, die nicht mehr wie üblich in Großfamilien leben und offen aussprechen, dass die ältere Generation Fehler machten ....

und aus den Trümmern erwächst eine neue Gesellschaft und die Moderne.

Kazuo Ishiguro erzählt das alles ohne die Situation ganz genau zu benennen, sondern durch Äußerungen der Protagonisten ergibt sich das Bild einer Gesellschaft im Wandel mit all den schmerzhaften Erinnerungen. Und manche Erinnerungen wirken lange nach bis in die Gegenwart.

Die Erzählerin heißt Etsuko, die in der Peripherie Londons lebt und von ihr erfährt der Leser in Rückblicken, wie sie in den 50er Jahren in Nagasaki lebte; schwanger mit dem ersten Kind; ihr Mann, er war wohl nicht ihre erste Wahl war, sucht sein Heil in der Karriere, ihre Nachbarin möchte gerne ein besseres Leben führen, am besten in Amerika.

So nach und nach erfährt man immer mehr über Etsuko und der Leser fragt sich, wie sie wohl nach England kam, wie sie selbst ihr Leben veränderte und wie es sich auf ihre zwei Töchter auswirkte. Sehr spannend und einfühlsam zugleich erzählt.

@steffi

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