Hallo zusammen,
ich habe herzhaft lachen müssen über Reich-Ranickis Empfehlung auf die Frage, was ein Paar sich gegenseitig an guter Literatur vorlesen könnte.
1) MRRs Anthologie: "Meine Geschichten von Johann Wolfgang von Goethe bis heute"
2) zitiert er aus Dantes "Göttliche Komödie", in der sich ein Liebespaar vorlasen, doch ... Zitat: An diesem Tag lasen sie nicht weiter.
Ja, warum denn nicht? Womit haben sie sich denn beschäftigt?....
Übrigens: Fragen Sie doch Ihren Freund. Vielleicht wird er Ihnen sagen, dass Sie eine Schlafmütze sind. Wie auch immer: Große Literatur lenkt bisweilen und vorübergehend von der Literatur ab. Und beschert den Menschen viel Glück. Jetzt überlegen Sie sich mal, woran Dante und ich an dieser Stelle der „Göttlichen Komödie“ denken. Und viel Vergnügen. ..... Aus Fragen Sie Reich-Ranicki
oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker
Wer sich für den genannten Gesang aus Dantes Göttlicher Komödie interessiert, es müsste dieser sein:
5. Gesang, Verse 39 bis 48:
39. Drauf säumt’ ich nicht, zu jener mich zu kehren.
"Franziska," So begann ich nun, "dein Leid
Drängt mir ins Auge fromme Mitleidszähren.
40. Doch sage mir: In süßer Seufzer Zeit,
Wodurch und wie verriet die Lieb’ euch beiden
Den zweifelhaften Wunsch der Zärtlichkeit."
41. Und sie zu mir: Wer fühlt wohl größres Leiden
Als der, dem schöner Zeiten Bild erscheint
Im Mißgeschick? Dein Lehrer mag’s entscheiden.
42. Doch da dein Wunsch so warm und eifrig scheint,
Zu wissen, was hervor die Liebe brachte,
So will ich tun, wie wer da spricht und weint.
43. Wir lasen einst, weil’s beiden Kurzweil machte,
Von Lanzelot, wie ihn die Lieb’ umschlang.
Wir waren einsam, ferne von Verdachte.
44. Das Buch regt’ in uns auf des Herzens Drang,
Trieb unsre Blick’ und macht’ uns oft erblassen,
Doch eine Stelle war’s, die uns bezwang,
45. Als das ersehnte Lächeln küssen lassen,
Der, so dies schrieb, vom Buhlen schön und hehr.
Da naht’ er, der mich nimmer wird verlassen,
46. da küßte zitternd meinen Mund auch er –
Galeotto war das Buch, und der’s verfaßte –
An jenem Tage lasen wir nicht mehr.
47. Der eine Schatten sprach’s, der andre faßte
Sich kaum vor Weinen, und mir schwand der Sinn
Vor Mitleid, daß ich wie im Tod erblaßte,
48. Und wie ein Leichnam hinfällt, fiel ich hin.
Gruß
Maria