Es ist immer wieder schön, eure Leseerlebnisse mitzuverfolgen.
Nachdem ich nun schon wieder ein Buch abgebrochen habe (mehr dazu im abgebrochene Bücher-thread) habe ich mich gleich auf ein weiteres gestürzt, von dem ich dachte, das ist eher nicht so mein Fall: Wilkie Collins - The Woman in White
Ich hatte es letztes Jahr meinem Mann geschenkt, 600 Seiten, klein gedruckt, englisch (Penguin Classics) und eine Mystery Novel. Ich stellte mir also etwas gothicähnliches, ein bißchen verworrenes - eben mystisches vor. Nachdem mein Mann dann befand, dass das Buch zwar gut sei, es aber nur langsam vorangehe (sonst liest er englisch so schnell wie deutsch), war für mich klar, das ist nix für mich, englisch im Schneckentempo und dann noch ein Genre, das mich nicht so interessiert ! Nachdem ich nun schon dabei war, meinen SUB abzubauen, griff ich also nach dem Buch in der Erwartung, nach 50 Seiten ist alles vorbei
Ihr könnt euch schon denken, was jetzt kommt: es ist 100% meine Kragenweite, jetzt zu Anfang eher ein Plot à la Agatha Christie.
Junger Zeichenlehrer (der momentane Ich-Erzähler, weitere Personen dürfen später aus ihrer Sicht erzählen - fein, oder ?) tritt befristete Stelle in englischem Landhaus an, trifft zuvor nachts eine geheimnisvolle Frau in weiß gekleidet, die aus einer Anstalt entflohen ist und es gibt Beziehungen zu seinem Arbeitgeber. Dort soll er zwei junge Damen unterrichten, in die eine, die der Frau in weiß ähnlich sieht, verliebt er sich.
Oh, ich bin so gespannt, wie es weitergeht, habe schon etliche Theorien, wie alles zusammenhängen könnte, aber mein Mann grinst nur und meint, es sei schon noch etwas komplexer, was mich noch mehr erfreut. Natürlich ist das Leben auf dem Lande, wie man es sich 1850 vorstellt, geschulte Diener, entzückendes Mobiliar, gepflegter Lunch usw., Collins spart da nicht an Ausschmückungen. Durch den Ich-Erzähler weiß man nun auch nicht genau, ob alles so stimmt. Hach, ich liebe sowas !
Inzwischen ist mir auch klar, warum er so langsam war, denn ihn interessiert sowas eher nicht

Ich bin froh, wenn es nicht so schnell vorwärtsgeht, da kann ich länger genießen, obwohl ich supergespannt bin, wie es weitergeht.