Hallo zusammen,
im Januar hat hier Doris auf einen Erzählband des Japaners Hyakken Uchida hingewiesen, der mittlerweile erschienen ist und den ich gerade lese:
Doris hat geschrieben:Ich habe heute mal ein bißchen rumgestöbert und bin auf folgenden Erzählband gestoßen:
Aus dem Schattenreich - Hyakken Uchida erscheint am 04.05.09
Kurzbeschreibung
Unheimliche Gestalten bevölkern die Erzählungen des Japaners Hyakken Uchida, und zumeist tauchen sie aus dem Nichts auf: ein Mann, der plötzlich einen Pferdekopf trägt, eine gespensterhafte Frau, die hinter sich das Land in Flammen setzt, ein Männlein, das sich bei genauerem Hinsehen als Ameise entpuppt – im Schattenreich wandelt die Realität beständig ihre Form. Achtzehn bildmächtige Geschichten vom Seltsamwerden der Welt sind hier versammelt, die Autoren wie Haruki Murakami für ihre Romane inspirierten.
Die Erzählungen wurden erstmals 1921 in Zeitungen veröffentlicht und im Jahr 1922 erschienen sie dann gesammelt in Buchform. Es sind sehr kurze Geschichten, die meisten sind weniger als zehn Seiten lang. Sie werden alle aus der Sicht eines Ich-Erzählers geschildert, er ist sehr häufig unterwegs, auf breiten Straßen, in engen Seitengassen, auf einem Damm am Meer oder auf einem Bergpaß. Oft bekommt er einen unheimlichen Begleiter: etwa einen Fuchsgeist (das sind Geister, die Frauengestalt angenommen haben, sie ähneln unseren europäischen Feen) oder einen Mann, der behauptet, der ungeborene Bruder des Ich-Erzählers zu sein. Den Ich-Erzähler plagt oft das unklare Bewußtsein einer Schuld, er wird in Situationen hineingezogen, die er als bedrohlich empfindet, trotzdem kann er sich diesen Situationen nicht entziehen, sie ziehen ihn geradezu magisch an. Sehr merkwürdige und schwer durchschaubare Geschichten, die aber in einer klaren und unverschnörkelten Sprache erzählt sind.
Im Nachwort steht, daß Hyakken Uchida der erklärte Lieblingsschriftsteller vieler moderner japanischer Autoren sei. Im Roman "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" von Hiromi Kawakami, den ich vor einiger Zeit gelesen habe, wird er erwähnt. Die Hauptfigur zitiert dort eine Geschichte Uchidas und sagt über ihn: "Uchida ist wirklich ein genialer Schriftsteller". Ich finde es spannend, nachzuempfinden, warum dieser Autor als "genial" angesehen wird, denn auf den ersten Blick sehen diese Erzählungen eher unspektakulär aus, zumindest aus deutscher oder europäischer Sicht, denn man hat da eben nicht dieselben Assoziationen wie die Japaner, da muß man sich erst etwas einleben. Beispielsweise ist "Feuerwerk" (der Titel der ersten Geschichte) im Japanischen mit einer bestimmten Jahreszeit verknüpft (Sommer bis früher Herbst), oder wenn der Erzähler auf einem Damm steht, dann assoziert der japanische Leser mit dem Fluß das Jenseitsgewässer. Letzteres steht in den Anmerkungen des Erzählbandes, die sind zwar nicht allzu zahlreich, aber da wo sie vorhanden sind, fördern sie das Verständnis.
Unter dem Schutzumschlag ist der Bucheinband übrigens mit einem grün-metallisch-glänzendem Papier überzogen, das sieht sehr schick aus.
Die Fische auf dem Umschlag kommen in einer Geschichte vor, das ist also auch passend gemacht.
Schöne Grüße,
Wolf