Tabeas Tagebuch - Bücherkolumne im Bücherforum:


Ungestörtes Lesevergnügen:

Sicherlich kennt der ein oder andere von Euch das auch. Endlich ein Wochenende wo man nichts vorhat, also mit dem festen Vorsatz, es sich am Samstag gemütlich zu machen und in aller Ruhe ein oder auch zwei Bücher zu lesen, wienert man am Freitag schon die ganze Bude. Der Mann ist am Samstag im Baumarkt "das kann dauern", und mit dem Hinweis: Heute koche ich nicht, bring also, wenn Du nach Hause kommst was mit, hat man sich die besten Voraussetzungen für ein gemütliches Sofa-Buch-Meeting gesichert.

Bewaffnet mit einem Liter Kaffee, Zigaretten, einer Decke und einem, wie ich hoffte, gutem Buch ziehe ich mich in meine Leseecke zurück. Allein die richtige, bequeme Position einzunehmen, erfordert schon höchste Aufmerksamkeit. NIcht das man sich während des lesens noch bewegen muß, schließlich will ich keinen Hochleistungssport betreiben.

Du liest also das erste Kapitel und das Buch gefällt Dir immer besser. Gerade ist man in die richtige Lesefrequenz geraten, der erste Mord ist passiert und Du fühlst Dich richtig wohl, klingelt das Telefon. Also, Lesezeichen ab ins Buch, Stelle merken und ab ans Telefon. Das hätte man sich ja vorher mitnehmen können, aber nein, in kindlicher Vorfreude, vergisst man so etwas.

Mutter ist dran, wie nett! Mutter ruft sonst nie an. Freuen wir uns also und lassen einen halbstündigen Vortrag über die Vor und Nachteile einer Stützstrumpfhose über uns ergehen. Das ist ungemein wichtig, denn schließlich soll mir im Alter der Anblick von meinen eigenen Krampfadern erspart bleiben. Meinen Einwurf, das würde mir nicht soviel ausmachen, ich hätte dann im Karneval keine Probleme und könne als Landkarte gehen, kommentierte Sie mit dem Einwurf: Kind bist Du beschäftigt? YEAH! Auf diese Vorlage hatte ich nur gewartet. Mit dem einen Wort: ja! um ja keine weiteren Diskussionen aufkommen zu lassen, hatte ich Sie dann soweit, das wir das Gespräch beenden konnten.

Zurück aufs Sofa, diesmal schlauer und mit dem Telefon bewaffnet. Das ganze Spiel von vorne. Die richtige bequeme Position einnehmen, das kann dauern. Man liest den letzten Abschnitt noch einmal, zumindest mach ich das immer so, wenn ich unterbrochen werde. Beruhigt könnte man mit dem neuen Abschnitt anfangen, schellt es. Schon etwas ungehaltener, knalle ich das Lesezeichen in das Buch, die Stelle muß ich mir nicht merken, ich weiß genau wo sie ist und ab zur Tür.

Meine Nachbarin steht da, wie nett! Meine Nachbarin steht sonst Samstags nie vor der Tür, da schaut Sie eigentlich Ihrem Mann bei seiner religiösen Betätigung zu. Ich habe das selbst schon beobachtet, der Mann umkreist in seltsam rituall anmutenden Tänzen sein Auto, das Fahrzeug wird mehrmals langsam, mit häufigen Verneigungen, umreist und sanft berührt. Das nennt man glaub ich, Auto waschen! Günther auf jeden Fall "so heißt der Fanatiker" hat keine Autopolitur mehr und da ist es doch ganz nett den nachbarschaftilichen Kontakt zu pflegen und um eine Tasse Kaffee zu bitten. In Zentralafrika gibt es auch lecker Kaffee, aber das faule Luder schafft es gerade mal bis zu meiner Tür. Ich hör mir also, nach der Stützstrumphose und den Krampfadern, die Aufzucht und Pflege einer Efeutute oder so was ähnliches an. Das wollte ich schon immer mal, das war mein Traum. Ich durfte es mir dann auch nicht nehmen lassen, mit nach draußen zu kommen um den schön geschnittenen Rasen zu bewundern. Eigentlich war mir das ganz Recht, so konnte ich heimlich gucken ob mein Mann nicht ein Plakat an die Hauswand genagelt hat mit dem Aufdruck: TABEA HAT HEUTE HAUS DER OFFENEN TÜR, JEDER KANN KOMMEN UND JEDER KANN ANRUFEN! Es stand aber nichts am Haus, nur ein toll gewaschenes Auto und eine Nachbarin die mir bescheinigt hat, wie klasse Ihr Mann doch ist. So einen Mann hätte ich auch gerne, in Beton gegossen auf meiner Terasse!

Endlich wieder zurück aufs Sofa. Spiel von vorne. Position einnehmen, letzten Abschnitt lesen und die Atmung kontrollieren. Man darf nur nicht so doof sein und das Handy vergessen. Also, nix mehr Lesezeichen ins Buch, das wird kopfüber auf den Tisch geklatscht und mit Schimpfwörtern, die Du in Deinem Leben noch nicht gebraucht hast springst Du von der Coutch.

Mein Bruder ist dran, wie nett! Mein Bruder ruft nie an, nieeeeeeeeeeeeee! Statt einer Begrüßung hör ich sofort die Worte: Du mußt mir helfen! Ich verwies Ihn auf die Bahnhofsmission, die helfen wirklich jedem! Davon wollte Er nun gar nix wissen. Er müsse Abends ein essen auf den Tisch bringen für seine neue Freundin. Mit einem romatischen Fischbrötchen würde Er seine Perle niemals auf die Matte kriegen. Das hab ich dann auch eingesehen. Auf meinen Vorschlag, der dann etwas lauter als gewöhnlich war, etwas Petersilie auf seine sonstige Nahrungszunahme, dem Katzenfutter zu streuen, meinte Er:

Sag mal bist Du etwas nervös, Du solltest mal wieder ein schönes Buch lesen, das beruhigt!

Da kann man doch echt reif für die Ballerburg werden, oder?


Diese Kolumne wurde von Tabea zuerst als Posting im Forum eingestellt. Es kamen so viele Antworten und Rufe nach "mehr", dass Tabea hier eine Tagebuch-Kolumne erhielt.

Hier Pfeil2.gif (871 Byte) Tabeas Originalposting und die Antworten darauf!!!

Eines der gelungensten Antwortpostings stammt von Martin:

Als ich Samstag in den Baumarkt fahren will treffe ich den Nachbarn in der Garage.

Der will seine Karre polieren und ich hab das richtige Zeug dafür. Ehrensache, daß ich ihm das zukommen lasse - aber es steht im Keller und da müßte ich nochmal rein - soll er sich das also nachher von Tabea geben lassen, sag ich und mache mich davon.

Meine Frau hat mich sozusagen entlassen - ich darf meinem Hobby fröhnen: ENDLICH ALLEIN und OHNE weibliches Drängelnörgeln in den BAUMARKT !

Jippieh !

Also fahre ich gemütlich los - meine Süße wollte sich ja auch mit ihrem Hobby beschäftigen. Der Baumarkt, daß ursprünglichste Habitat echter Männer ist der Hit. Ausser natürlich, man trifft so einen ekligen Besserwisser.

Ist Tabeas Bruder, der hier nach Öllämpchen sucht, offensichtlich will er romantische Stimmung für ein Date erzeugen. Ich empfehle ihm, er soll nicht wieder Fischbrötchen servieren, da fällt ihm glühen heiß ein, daß er das völlig vergessen hat.

Dabei war das beim letzten mal schon nicht der Hit.

Er stürzt los und murmelt was von "Tabea anrufen" in seinen nicht vorhandenen Bart und von "Mama aus der Gartenabteilung holen" und sowas......

Wenn er mir die bloß vom Hals hält, denke ich, denn das letzte mal hat Sie mir einen endlosen Vortrag über das richtige schneiden von Rosen gehalten :-(((( (Seither mache ich um die Gartenabteilung einen Bogen)

Aber Sie erwischt mich doch eiskalt und ich kann nur dadurch entkommen, daß ich Sie darauf aufmerksam mache, daß Sie schon soooooooooo lange nicht mehr mit ihrer Tochter gesprochen hat. Tabeas Bruder steht drängelnd im Hintergrund.......

Wohlwissend, daß die Gartenabteilung jetzt sicher ist zücke ich das Handy und frage schnell die Frau vom netten Nachbarn, ob Sie noch immer eine Blumenschere braucht, wobei mir einfiel, daß Tabea mal sagte, eine Efeutut würde sich schön im Wohnzimmer machen, weil die gut zum Aquarium passen würde.

Aber meine Nachbarin ist bedient - ihr Pech.

Also schwelge ich noch ein paar Stunden zwischen Handwerkzeug, Konstruktionsholz und elektrischen Maschinen bevor ich mich zu meiner Süßen nach Hause mache. Sie hat sicher einen tollen Vormittag verbracht. Schließlich hab ich ihr neulich dieses superspannende Buch mitgebracht, das Sie unbedingt in Ruhe lesen wollte.

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(Verfasserin: Tabea - 14. August 2001)

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