Inhalt:
In der Kadettenschule von San
Martino wird ein Schüler - Ernesto Moro - erhängt im Waschraum
aufgefunden. Commissario Brunetti wird mit einiger Verzögerung
verständigt und eilt zum Ort des Geschehens. Scheinbar handelt es
sich um einen Selbstmord. Doch daran kann Brunetti nicht so recht
glauben. Ernosto Moro war zudem in etwa so alt wie Brunettis
eigener Sohn Raffi. So ist es ihm unmöglich, den Fall ruhen zu
lassen. Doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Sowohl bei
den Mitschülern des Toten, als auch bei den trauernden Eltern.
Brunetti versucht mehr über Ernestos Mitschüler, seine Lehrer
und die Familie Moro herauszufinden, deren Familienoberhaupt in
der Öffentlichkeit schon oft von sich Reden gemacht hat. Irgendwo
in den Tiefen des Schweigens verbirgt sich der Grund für Ernesto
Moros Tod...
Meine Meinung:
Nachdem ich erstmalig nach dem
letzten Band - “Die dunkle Stunde der Serenissima” -
vollkommen enttäuscht war, hatte ich ein wenig Angst, dass mir
meine Lieblingsserie auf ewig vergällt wäre. Mit einem mulmigen
Gefühl, begann ich zu lesen und stellte zu meiner Erleichterung
schon auf den ersten Seiten fest, dass die alte Faszination, die
diese Krimiserie stets auf mich ausgeübt hatte, schon auf den
ersten Seiten wieder zurückgekehrt war.
Einen Bruch beim vorherigen Band
führte mit Sicherheit die neue Übersetzerin Christa E. Seibicke
herbei, die die vorherige Übersetzerin - Monika Elwenspoek - nach
deren Tod im Jahr 2001 ablöste. Sie hat einen anderen Stil.
Sprachlich auch gut, aber zum einen anders, zum anderen an manchen
Stellen angestaubt. Sie ersetzt das Wort „nur“ an vielen
Stellen durch „allein“, was sehr gewöhnungsbedürftig ist.
Ebenso spricht sie an manchen Stellen von „der nämliche“.
Sprachlich für mich zu antiquiert, zumal die vorherige Übersetzerin
eine wirklich andere Wortwahl getroffen hatte, die zu einem
zeitgenössischen Text besser passte. Somit wurde die Umstellung
auf eine andere Übersetzerin allzu deutlich. Hieran hat sich in
„Verschwiegene Kanäle“ leider nichts geändert. Aber ich
finde mich langsam damit ab, folglich ließ ich mein Lesevergnügen
hiervon nicht mehr trüben.
Auch Donna Leons in „Die dunkle
Stunde der Serenissima“ ständig erhobener moralischer
Zeigefinger war erfreulicher Weise nicht ständig präsent sondern
lediglich in dem Maße, wie es eine Bereicherung und Besonderheit,
anstatt eines Störfaktors darstellt.
Die Krimihandlung in
„Verschwiegene Kanäle“ ging mir nahe und blieb glaubhaft.
Auch hier bin ich sehr beruhigt. Dachte ich beim Vorgängerband
doch schon, ihr seien die Ideen ausgegangen, dass sie mit solch
haarsträubend konstruiertem Kriminalfall aufwartete.
Der Tod Ernesto Moros und der
damit verbundene Schmerz der Eltern wurde so realistisch
geschildert, dass einem beim Lesen ganz anders wird. Auch Brunetti
- selbst Vater - konnte das, was er sehen musste, kaum verkraften.
Sehr einfühlsam beobachtet und niedergeschrieben. In seiner
Familie, wo die heile Welt noch keine Risse hat, findet er Verständnis
bei Paola. Auch hieran hat der Leser wieder zur Genüge teil. Wie
gewohnt meistens beim gemeinsamen Essen mit Raffi und Chiara, sehr
zum Vergnügen der Leserschaft.
Auch wie Brunetti hartnäckig an
der Aufklärung dieses undurchsichtigen Falles festhält, ist
spannend zu lesen.
Zum Schluss hin machte sich in mir ein
Gefühl breit, dass ich nicht recht los wurde: Wie schlimm, dass
hier in diesem Fall so deutlich wird, aus welch unfassbaren
Gründen Menschen andere zu töten vermögen. Und mit welch
vermessener Arroganz sie sich über jegliches Schuldgefühl
erhaben fühlen, lässt einen erschauern.
Abschließend muss ich hier noch mal
besonders betonen, dass es sich um meine - und wirklich nur um
meine - Meinung handelt. Bei dem Vorgänger „Die dunkle Stunde
der Serenissima“ waren nicht alle Leser so enttäuscht wie ich.
Viele fanden ihn sogar seit langem mal wieder herausragend gut.
Insofern kann ich hier nur beteuern, dass mich „Verschwiegene
Kanäle“ wieder versöhnt und für meine Enttäuschung vom
letzten Band reichlich entschädigt hat. Ich freue mich schon auf
ein Wiedersehen mit Commissario Brunetti und wünsche ihm noch ein
langes und ereignisreiches Berufsleben. (Petra)
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Rezension des Hörspiels zu "Verschwiegene
Kanäle" im Hoerbuecher4um! |
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Rezension der ungekürzten Lesung von "Verschwiegene
Kanäle" im Hoerbuecher4um! |
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einem interessanten Bericht über Donna Leon und ihren
Helden! |
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 332 Seiten, gebundene
Ausgabe, Übersetzung von Christa Seibicke, Diogenes Verlag, 19,90
€
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